Geschichten:Neue Ordnung - Junker von Varintal

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Baronie Brendiltal, Gut Besh hassal Ammay shar (Haus des Herrn der Pferde)

Dramatis Personae


Lyn war von Eslams Worten mindestens genauso überrascht wie die beiden Feshavener und die Verwunderung war auch für einen Moment in ihrem Blick zu lesen. Doch war sie sich sicher, dass Eslam für dieses Vorgehen sicher einen Grund hatte, auch wenn dieser ihr nicht ersichtlich war. Da es nicht an ihr war, diese Entscheidung und Frage zu stellen, schon gar nicht vor Untergebenen ihres Schwiegervaters blieb sie stumm und blickte Al’Arik nachdenklich an.

Al’Arik stand da, seine Augen weiteten sich, nur um sich danach zu engen Schlitzen zusammen zu pressen, die Adern an seinen Schläfen traten hervor und seine Fäuste ballten sich, so dass das Leder seiner Handschuhe ächzte.

In diesem Moment quoll bereits das Blut aus der Wunde die sich Korhelm mit Eslams Säbel zugefügt hatte um so seinen Treueschwur zu besiegeln. Und Korhelm schaute auf diese herab als hätte er jetzt erst verstanden, was gerade geschehen war, eher beiläufig sprach er die rituellen Worte zum Schwur.

Und sah dann Eslam an, mit einer eindeutigen Frage im Gesicht, die er aber nicht formulierte.

Al’Arik hatte bereits seine Hand an seinen Dolch gelegt, was ihn, als Mann des Kampfes, wieder etwas Sicherheit schenkte. Zur Not würde er mit seinem Bruder um das Lehen Kämpfen und beweisen, dass er der rechtmäßige Herr Feshavens war. Dagegen könnte auch Eslam nichts einwenden. Doch noch stand er da und bewegte sich nicht obwohl in ihm Welten kollabierten. Äußerlich sah man nur seine verstümmelte Wange zucken und die Wut auf alle Beteiligten im Raum in seinen Augen. Doch noch wartete er, das Ganze musste eine weitere Bedeutung haben, sonst ergab es keinen Sinn. Nichtsdestotrotz grämte er seinem Bruder, obwohl er wusste dass er nicht anders gehandelt hätte in diesem Moment. Sie waren eben Brüder. Das Warten ließ die Wut immer weiter anschwellen, doch dann erhob Eslam erneut das Wort und wendete sich an den jetzt ehemaligen Edlen von Feshaven. Der Gesichtsausdruck des Barons war nach wie vor unleserlich. 
„Al’Arik! Ra’oul huat mir von sainäm Be’such in Feshaven erzählt.",Al'Arik knirrschte dabei merklich mit den Zähnen, als Eslam dies ansprach, also doch...! "Är hat mir berichtät, duass Du treu zu mir stähst und ich habä mich säbst davin iberzeugt in welch gutäm Zustand Dainä Blutgardä ist.", Al'Ariks Züge entspannten sich plötzlich merklich, doch warum dann dies alles? "Vuon dahär Al’Arik han Kur’barun! Wuänn Haffax kuommt will ich, dass Daine Blutgardä deutlich stärker an där Zahl ist. Du wirst Tar – der mir zwai mal neun Ammayin verspruochän hat – anfiren und gemainsam mit Dainer Blutgardä damit wänigstens finzig Lanzän in den Kampf firän.“
Für Eslam schien damit alles gesagt zu sein und er machte Andeutungen sich abzuwenden. Al'Arik hingegen wusste nicht wie er darauf reagier sollte, einerseits hatte ihm der Al'Shuar gerade eine Große Ehre zukommen lassen, andererseits hatte er ihm der Grundlage beraubt, die nötig war, um überhaupt eine Truppe wie die Blutgarde aufrecht zu erhalten geschweige denn noch zu vergrößern. Trotzdem nickte er ehrerbietig. Alle Aggression war von ihm gewichen. Dann hielt Eslam jedoch nocheinmal inne, so als sei ihm etwas eingefallen.
„Ach und bevor ich äs vergässe.“ Jetzt lächelte der alte Al’Shuar a Korim über das ganze Gesicht. „Wail ich waiß, duass Du treu zu mir stähst, genau su wie schon ainst dain Vatär, ernänne ich Dich zum Sharu’ben (Junker) han Verýn’Tell“ Und reichte Al’Arik die Säbelklinge entgegen.

Al'Ariks Gefühlslage erlebte heute eine neue Dimension der Abwechslung. Eben war er noch kurz davor seinen eigenen Bruder abzustechen und nun schwappte das ganze über eine kurze Talsohle über in ein Gefühl des Stolzes und der Befriedigung. Sharu'ben sollte er werden, damit wäre er eine wichtige Nummer in Brendiltal. Zumal Veryn'Tell ein ordentliches Junkertum direkt in Feshavens Nachbarschaft war. Aber Veryn'tell (Varintal) gehörte doch Gawain han Fir‘Enock...Doch da schoß es ihm heiß in den Kopf. Gawain von Pfiffenstock hatte sich zuletzt das schwarze Tuch mit dem silbernen X darauf übergestreift, als Sühne für sein Verfehlen Ra'ouls gegenüber. Und so war jetzt ein Toter und gehörte zu der Legion der lebenden Toten und hatte somit seinen Anspruch auf das Junkertum verwirkt. Und Gawains einziger Sohn...der war in der Grabstätte Ra'ouls geblieben. Natürlich, jetzt ergab es alles einen Sinn.

Al'Arik starrte, während die Gedankenfetzen sich in seinem Kopf zu einem Ganzen zusammensetzten auf die Klinge, nach diesem Moment in dem alle wie gebannt auf Al'Arik schauten, schüttelte er die Gedanken wieder ab und griff nach der Klinge mit beiden Händen und ließ die Schärfe tief in seine Handflächen schneiden, das Blut quoll zwischen ihnen in kleinen Bächen hervor. Doch es war kein Schmerz auf Al'Ariks Gesicht zu erkennen, nur Stolz und sprach dann die rituellen Worte auf Nebachotisch: : "Bei dem blendendhellen Praios, dem höchsten der Götter, dem blutigkriegerischen Henker Kor und meinem treuen und heiligen Blute schwöre ich Dir, Eslam han Beshir a Danal, großer und von den Göttern gesegneter Marben, meine ergebenste Treue bis weit über den Tod hinaus. Ich werde ehrerbietig dienen, so wie es die Gebote die alveranischen Götter gebieten. Sonst schlage man mir Gliedmaßen und Schädel vom Rumpf und verwässere mein Blut, so dass mir die Kraft fehle ein neues Leben zu beginnen und die Schande mich zeichnet."

Lyn Gesicht erstarrte zu einer Maske als ihr dieselben Gedanken kamen wie Al’Arik. Es konnte doch nicht sein, dass Gawain auch noch sein Lehen verwirkt hatte! Ra’ouls Tod war doch nicht seine Schuld gewesen. Ein eiskalter Schauer durchlief sie und sie befürchtete, dass sie das Ehrgefühl der Nebachoten und deren Verständnis von Schuld nie verstehen würde. Alles in ihr schrie danach etwas zu sagen, dagegen aufzubegehren, sich dagegen zu stellen, doch war sie wie gelähmt. Und durch den Schleier der Lähmung hindurch drang die Erkenntnis, dass Gawain wusste was geschah und nicht wollen würde, dass sie sich einmischte, doch verhinderte dies nicht dass sie sich in diesem Moment fremd und fehl am Platz fühlte.

Gawain stand dagegen mit neben dem Pavillon und beobachtet den Treueschwur der Feshhavener mit ausdrucksloser Miene.

In diesem Augenblick brachte eine Amme die beiden Zwillinge, die anscheinend aufgewacht waren und in diesem Falle zu ihrer Mutter gebracht werden sollten. Lyns Miene hellte sich auf, war es ihr doch immer eine besondere Freude die beiden um sich zu haben. Als erstes nahm sie der Amme Barain ab, und da das rothaarige Mädchen recht aufgeweckt und neugierig war, setzte sie es auf den Boden zu ihren Füßen. Dann ließ sie sich Amalia geben, die immer noch ein wenig schüchtern war und sich sofort an sie schmiegte so als wären die vielen Leute um sie herum einfach zu viel für sie. Barain nutzte natürlich sofort die Gelegenheit um krabbelnder Weise die Gegend zu erkunden was erneut ein Lächeln bei Lyn hervor rief.

Eslam wies Caihyn auch wieder an, seine Übungen fortzusetzen. Zunächst sollte er mit einem Dauerlauf beginnen, an dem sich auch Gawain anschloss.
Dies gab dem Patriarchen Brendiltals die Gelegenheit seine Gäste zum Sitzen einzuladen, was sie auch gerne annahmen.

Auch Lyn schaffte es Barain in die richtige Richtung zu dirigieren, so dass sie sich auf den Kissen nieder lassen konnte. Amalia die sich bei ihrer Mutter in Sicherheit wiegte, begann dann auch sich neugierig umzusehen, wobei sie die Geborgenheit der mütterlichen Arme jedoch nicht verließ.

„AlArik! Ich habä vuon Dainäm Schiff gehert, wie haißt äs nuoch? Sääàdlär“

„Stirmischär Falkä, härr!“

„Ah ja, mainä ich ja“ Eslam winkte ab und fuhr gleich weiter fort. „Fir mich fängt där Kampf gägen Haffax ärst an, wuann är an Land ist. Duoch will ich nicht iberrascht wärden. Vuon dahär beaufträg ich Dich dafir zu sorgän, dass immär jemand da drausän ist, guanz glaich ab äs Dainä Ammayhins sind oder irgendwelchä Fischär där Baronie.“ Dabei deutete Eslam in Richtung der Küste. „Ich will Bä’schaid wissän, wänn är kuommt. Ich will dass die ganzä Kiste ständig untär bä’obachtung stäht. Und wuenn sich die Fischär nicht trauän raus zu fahräne, dann steckst Du sie äben in ain Fass und schmaisst sie in Määr? Klar? Solltäst Du kain Fuass habän, gib ihnän ainen Ast mit, an dän sie sich klammärn kennen!“

„Sehr wohl, main Marben. Ich wärde mich darum kimmärn und nun öftär maine Männär raus schicken. Szudäm wärde ich Eire anderen Va’sallän an der Kiste, in Eirem Namän, ebenfalls dazu anhaltän und waiter mit ihnän in Kontakt blaiben.“ entgegnete Al’Arik mittlerweile sehr freudig, für seine Verhältnisse. Ein Schreiben oder ähnliches ‚garräthy‘ Gehabe, dass seine Befugnisse dafür attestierte brauchte er nicht. Ein Nebachote setzte sein Anliegen durch sein Auftreten – und die damit verbundene Hausmacht – durch, oder war es nicht Wert über andere zu bestimmen.

Al’Arik hielt es jetzt für angebracht sein eigenes Anliegen vorzubringen. Wer wusste, wann Eslam wieder in nächster Zeit in so guter Laune sein würde.

„Härr!“ Sprach der frisch ernannte Junker seinen Marben an. „Härr, nänn mich nicht unverschämt odär habsüchtig, abär ich bittä Dich offän sprächen zu dirfen.“

Eslam der nun neugierig geworden war, lehnte sich entspannt auf die aufgestapelten Kissen zurück und deutete Al’Arik mittels einer Geste an fortzufahren, was diesen wiederum veranlasste sich zu erben. „Härr, ich waiß, duass där Bund der Puley’shar (Pulethaner) aigäntlich nur Rittär aufnimmt. Auch waiß ich nicht ob ich damit zurächt kuommä, dass Garräthy däm Bund angeheren. Äber… Ich waiß wofir där Bund stäht und ich waiß, duass Ra’ouls Tod auch fir die Pule’shar ainän Schluag darställt.“ Der Junker von Varintal machte eine kurze Pause und überlegte welche Worte er nun wählen sollte. „Ich bin nicht suo värmässen zu glaubän, duass ich die Lickä, die är hinterlässt volländs fillän kann, abär isch will vär’suchen dies sowait es mir meglich ist zu tun. Außerdäm, dänke ich, dasz die Position där Nebachosya innerhalb däs Bundäs nicht all szu stark geschwächt wird. Und szu guter lätzt, will ich szo an das Erbä Eires Brudärs und maines Men'Thors Irian erinnärn, där von einäm Rittär däs värfeindetän Bundäs getötet wurde, obwohl är nicht mal den Puley'shar angehörte.“

Jetzt kniete Al’Arik vor Eslam nieder. „Ich bittä vollär Dämiut um die Aufnahme bei dän Puley’shar, auf duass die Ordnung däs Härrn Pra’ios bewuahrt blaiben mege und Bluth die Wäge sainär Fainde saimt“

Lyn musterte Al’arik bei seinen Worten eingehenst und verzog leicht das Gesicht als er von Demut sprach. Sie hielt ihm zu Gute dass er nicht für sich in Anspruch nahm Ra’oul dort ersetzen zu können und dachte bei sich dass er sowieso besser zu dem blutrünstigen Haufen passen würde als ihr Gemahl.

Diese Worte überraschten den Brendiltaler doch deutlich, weshalb er auch einen Augenblick über die Bitte des Junkers nachdachte. Während dieses kurzen Augenblickes, der Al’Arik jedoch wie eine Ewigkeit vorkam, musterte der ältere Nebachote den jüngeren.

„Wirr währden uns im Praios versammeln. Duann raitest Du mit mir und ich wärde fir Dich sprechän.“ Eslams Antwort war zwar kurz, doch Al’Arik verstand, dass der Marben damit bereit war für den Junker zu bürgen. Er lächelte, es entwickelte sich alles sehr gut. Dann fuhr Eslam im belanglosen Ton weiter fort. „Ibrigens, Aldruon hat mich angäspruochen. Da Ra’oul nicht mähr als Vär’bindungsoferie… Ofizieh…. Offärzi… Na äben als Vär’binungsmuann zwischen Aldruon, sprich dän Raulschän und dän Näbachotän.“ Jetzt hielt Eslam inne und schaute Al’Arik fragend an. „Tut Dir dain Hintärtail wäh, oder wieso stähst Du nuoch?“

Al'Arik wurde aus den freudigen Gedanken gerissen und verbeugte sich nun tief und ehrfurchtsvoll vor Eslam, seinem Marben und Al'Shuar und setzte sich ebenfalls.

„Jädenfualls hält Simold äs fir aine gutä Idee wunn Dain Jingster zu Aldruon ändstendet wird.“ Eslam machte keinen Hehl daraus, dass er von diesem Posten oder dieser Aufgabe wenig hielt. Für ihn war dieses ganze Verbindungsoffiziers- und Stabgehabe nur eine aufgeblasene, raulsche Sesselfurzerei um irgendwelchen Adelssprösslingen die Langeweile zu vertreiben. Doch er hielt sich in diesem Fall an den Rat Simolds und würde jemanden entsenden. „Sa’jid kennte bei Aldruon sichärlich ätwuas lärnen wuänn är ihm als A’Juwar (Adjutant) zur Hand gädt.“ Und das glaubte Eslam sogar wirklich, war Sa’jid noch ein junger und relativ unerfahrener Krieger, so hielt Eslam Aldron von Firunslicht für einen fähigen Kriegsherrn. „Wuann A’urel,“ damit meinte Eslam wiederum seinen jüngsten – ehelichen – Sohn, „mual widär nichtern ist, wärde ich ihn mit Sa’jid als diesän Vär’bundungsammayin mitsänden. Duann kommt där Jungä viellaicht wiedär auf andäre Ge’danken.“

Zu diesen Worten nickte Lyn zustimmend und war ganz froh dass Eslam offensichtlich mitbekommen hatte wie es um seinen Jüngsten stand.

Al'Arik konnte es kaum fassen, vor wenigen Augenblicken hatte er noch geglaubt alles würde unter ihm zusammenbrechen als Eslam seinem Bruder Feshaven übertragen wurde und jetzt war er zum Junker aufgestiegen, sein Sohn Tar sollte in das Haus Brendiltal einheiraten und war mit einem Sonderauftrag ausgestattet worden, er selbst würde seinen Einfluss als Kaphatan mit einer größeren Blutgarde vergrößern können dazu noch der Sonderauftrag zur See, die Bürgschaft bei den Puley'shar und jetzt sollte sein Jüngster Sa'jid auch noch eine wichtige Position erhalten, auch wenn er die Verbindungsoffizierposition auch eher so betrachtete wie Eslam, doch war sie dennoch ein Einflussgewinn, sein Vater wäre stolz auf ihn gewesen. Ebenso wie sein Mentor Irian. Und so gab er zur Antwort: "Ihr iberhäuft mich mit Eirer Gunst, ädelster Marben, main Bluth wird Eich nicht änteischen. Sa'jid wird mit Eirem Sohn nach Perricum gähen. Sagt nur wann und är wird beraith sain." Darauf erhoben sie die Pokale und tranken gemeinsam. Wer wusste was die Zukunft bringen mochte ...



 Wappen Mittelreich.svg  Wappen Markgrafschaft Perricum.svg   Wappen Baronie Herdentor.svg   Wappen Baronie Herdentor.svg  
 Burg.svg
 
Ing 1034 BF
Junker von Varintal


Kapitel 1

Edler von Feshaven
Autor: JC, Eslam, NKK