Geschichten:Diplomatische Bildung ist wichtig!

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Brückburg, Herrschaft Mardrabrück, Baronie Viehwiesen, Rahja 1046 BF

Seine Hand streichelte über den wohlgeformten Bauch seiner Frau, immer darauf achtend, ob er die Bewegungen des gemeinsamen Kindes spüren konnte. „Schau“, Lechmin deutete auf eine Auswölbung. „das ist ein kleiner Fuß“. Alderan küsste sanft den Babybauch.

Es sollte doch nur ein paar rahjagefällige Nächte werden, wofür hatte er sonst Rahjalieb dabei – immer. Hätte er doch besser die Zeit mit seinem männlichen Geliebten, einem Handelskapitän, weiter verbracht, dann wäre er nicht gezwungen worden Verantwortung zu übernehmen.

Auf der anderen Seite, er wird ein Vater werden, darauf freute er sich. Und da er keinen Bastard zeugen wollte, machte er der Mutter seines Kindes natürlich einen Antrag. Das neuvermählte Ehepaar kam miteinander aus, ja. Sie huldigten gerne der Göttin der Liebe, das auch. Auf der anderen Seite kam es beiden zu pass, dass sie ansonsten ihre Freiheiten weiter genießen konnten, trennten sie doch fast ganz Perricum voneinander. Sie, die Vögtin von Mardrabrück im Schlund, er der Adjutant des Reichvogtes der Efferdstränen.

„Du im Schlund, wieder auf Reisen für Herrn Leobrecht.“ Sie führte die Hand ihres Gatten weiter zum nächsten Tritt des ungeborenen Kindes. „Wie immer, er verlässt sich auf mich. Und ich genieße es, dass er mir vertraut und ich ihm zu Diensten sein kann.“

„Wir beiden, Alderan, wir beide. Du bist sein Adjutant, ich die Vögtin seiner Herrschaft. Schon skurril, wie uns das zusammengeführt hat.“

„Wohl wahr, die Sturmfelserin und der Ochse bestimmen über unser Leben. Aber ein sehr gutes Leben.“ Alderan stand auf und begann sich anzuziehen. „Ich muss weiter Richtung Efferdsträne, ich hoffe ich treffe den Reichsvogt unterwegs, dann muss ich nicht wieder die lange Schiffsreise nach Praioshaven auf mich nehmen.“

„Ich hörte er wird in Wasserburg erwartet.“ Lechmin hatte erst kürzlich ihre Tante Korhilda besucht, Wasserburg war auch nur ein paar Stundengläser entfernt.

Diese Erkenntnis erfreute den Adjutanten Scheuerlintz. „Da muss ich ohnehin Station machen. Ich war zwar im Auftrag des Reichsvogts unterwegs, es ging um die junge Aranierin. Jetzt wo Trisdhan zu Nimmgalf von Hirschfurten in die Knappschaft gehen soll, war es dem Reichsvogt ein wichtiges Anliegen, dass der kleinen Palmyramis eine versiertere politische und diplomatische Ausbildung zu Teil wird.“

„Die kann der Junge beim Hirschfurten nicht erwarten.“ Es war eine reine Feststellung der Vögtin und sicher nicht abwertend gemeint.

„Dem ist sich der Reichsvogt gewiss. Er respektiert, dass seine Gattin „ihr“ Wasserburg zu einer rondrianisch ritterlichen Hochburg machen möchte. Dennoch möchte er auch die Politik nicht außer Acht lassen. Wenn Trisdhan ihm für die höfischen Ränkespiele nicht zur Verfügung steht, so möchte er ihm zumindest eine geschulte Diplomatin und ausgebildete Politiker zur Seite stellen. Nur mit ritterlichen Tugenden ist es schwer eine Baronie zu leiten. Leider ist es mit der jungen Dame nicht so einfach. Die Exilaranier in Perricum beäugen sie mit Misstrauen. Die alteingesessenen Perricumer betrachten das Haus Ochs mit Argwohn, zu steil war ihr Aufstieg in den letzten Jahrzehnten. So hat er mich losgeschickt und mich gebeten zu suchen.“

„Da Du auf der Rückreise bist, gehe ich davon aus, dass Du fündig geworden bist."

Alderan strahlte über das Gesicht. „Oh ja. Es hat mich nach Gareth verschlagen. Wo, wenn denn nicht in der Kaiserstadt, kann man fündig werden. Aber auch dort haben die letzten Fehdejahre ihre Spuren hinterlassen. Die herausragenden Diplomaten der letzten Jahrzehnte sind nicht mehr unter den Lebenden. Burggraf Oldebor von Weyringhaus oder den Marktvogt Barnhelm von Rabenmund, solch hervorragende Diplomaten und Politiker gibt es zurzeit nicht in Garetien. Die junge Garde muss sich ihre Meriten erst verdienen. Der Burggraf der Sighelmsmark ist noch von gleicher Wertigkeit, wie die beiden Verstorbenen. Doch durch den Tod seines Sohnes durch das Schwert nach Hochverrat und Tod seines Seneschalls bei der Schlacht von Zwingstein, empfand ich den Sighelmsmärker Hof als nicht passend. Auch der Aimar-Gor wäre noch vom gleichen Schlag, aber da wäre wieder das Problem der Exilaranier. Aber ja, ich bin fündig geworden.“

„Komm auf den Punkt, Vater meines Kindes.“ “ Lechmin kam sich vor wie ein Wal auf dem Trockenen, sie konnte es kaum erwarten, wenn ihr Kind das Licht Deres erblicken wird.

„Ja, ja. Wolfaran hat mich einigen Personen am Großfürstenhof vorgestellt und was soll ich sagen. Es gibt dort eine interessante Person mit wohlklingendem Namen, meines Erachtens in viel zu niedriger Position bei ihren Fähigkeiten und ihrer Ausbildung. Ich bin in das Gespräch gekommen mit Mirande von Mersingen, sie ist als Greifenfurter Hausritterin am Hofe. Welch eine Verschwendung, sie hat die höchste Bildung genossen. Unter den Fittichen von Thargrîn Raugunde von Mersingen hat sie gelernt. Die Pfalzgräfin ist eine gelehrte Diplomatin und äußerst vertraut mit dem mittelreichischen Gerichtswesen. Wie ich vernommen habe, bringt die junge Mersingen alles mit, was sie durchaus einst zu höherem Weihen kommen lassen könnte. Kurz um, Aliyah wird von ihr in die Winkelzüge der mittelreichischen Politik eingeführt.“

Lechmin schaute skeptisch „Und auch ihre Knappin werden? Das würde sich doch anbieten.“

„Das wäre naheliegend, doch nein Aliyah wird weiter in den Tugenden einer aranischen Schwertgesellin ausgebildet. Ihre Lehrmeisterin Isha al’Shaya wird mit ihr in die Villa Ox ziehen. Der Reichsvogt möchte nicht, dass aus der Aranierin eine rondragefällige Ritterin wird. Dann kommt sie vielleicht noch auf die Idee mit dem jungen Trisdhan gemeinsam von Turnier zu Turnier zu reisen. Er möchte sie politisch im großgaretischen Stil prägen lassen. Sie soll Kontakte knüpfen, dafür ist die Kaiserstadt mit Sicherheit der beste Platz.“