Geschichten:Die Jagd in Breitenhof - Teil 3

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"Dafür, dass dieser Keiler so zäh an seinem Leben hing, schmeckt er vorzüglich." Rondrigo spießte ein Stück Fleisch mit seinem Dolch auf und steckte es in den Mund. Seine Gäste lachten leise und nickten zustimmend.

"Wuo ist aigändlisch där Hasä, dän mainä Hundä erlägt habän?" Eslam leerte seinen Weinkelch und sah den Gastgeber neugierig an.

„Erlegt? Ich glaube du hast dein Garethi durcheinander geworfen. Du meintest sicher: Zerlegt.“ warf Yendor freundlich ein. „Nachdem Deine ‚Hunde’ mit dem armen Hasen fertig waren, blieb nicht mal genügend zurück, um damit eine Suppe zu machen.“

„Nä, an dän graifenfurtär Karnickäln ist abär auch nischts dran. Das kommt alläs nur von dän Fischtännadeln, die verwaischlischän alläs.“ Versuchte der Nebachote seine Hunde zu verteidigen. Gut, seine Hunde waren wirklich nicht gerade für die Jagd auf Wildbeute geeignet, aber wer mochte ihnen das verdenken, hatten sie doch ein gehörigen Anteil Korambestienblut in ihren Adern.

Yendor blickte schmunzelnd zu einer der Platten, auf welcher der Koch ein Reh zubereitet hatte.

"Ein meisterlicher Schuss Herr Yendor." Baron Otwin nickte anerkennend und auch Rondrigo und Eslam staunten nicht schlecht. Der Herr von Gallstein hatte das Reh auf über hundert Schritte mit einem einzigen Schuss niedergestreckt.

Der Junker legte seinen Bogen zur Seite und richtete das Wort an seine Gäste: "Hochverehrte Herren, ich schlage vor, wir machen eine kleine Pause, um uns ein wenig zu erfrischen und dann wieder mit vollem Elan und Kraft zur Tat zu schreiten." Es gab keine Einwände und so überlief man die Beute dem Forstmeister Grimmwulf, der mit seinen Helfern schon eifrig dabei war, die Tiere für den Transport zum Gut vorzubereiten.

In diesem Augenblick hielt der Baron von Gallstein inne und runzelte die Stirn: "Sagt, Ritter Rondrigo, ich hörte von einem besonderen Ort hier in der Nähe, den Orkensteinen. Was hat es damit auf sich?" Von Ahrenstedt saß gerade wieder auf und antwortete: "Es sind alte Ruinen, die wohl vor dem Orkensturm ein großer Gutshof war. Jetzt stehen nur noch ein paar Steinreste und der Ansatz einer Mauer. Man erzählt sich, dass die Schwarzpelze damals den Hof niedergebrannt haben, Herr. Das einfache Volk fürchtet sich vor dieser Ruine und erzählt allerlei abergläubisches Gewäsch."

Eslam sah ein wenig verwirrt aus: "Wuos willst Du da Yändor? Lasst uns ainän gutän Platz für ainä Rast findän und dann ainän Schluck aus däm Wainschlauch nähmän."

„Warum beides nicht verbinden? Ausserdem wusste ich gar nicht das du ein solcher Kenner der Gegend hier geworden bist. Würde ich es nicht besser wissen, dann müsste ich fast glauben der Name Orkenstein schreckt dich ab.“ Yendor hob beide Hände in einer abwehrenden Geste, als der Baron von Brendiltal sich aufrichtete um eine angemessene Antwort zu geben. „Oh mein Freund, ich kenne deine Art mit ilden umzugehen. Die Orks wären schlecht beraten dir zu begegnen. Ich jedoch würde diese Ruinen gerne sehen. Wir können bestimmt auch dort rasten, oder? Ist es denn weit entfernt?"

Rondrigo schüttelte den Kopf, während das nebachotische Gefluche des Marbens keiner verstand: "Nein Herr. Es ist ganz in der Nähe, folgt mir." Die übrigen Edlen saßen ebenfalls auf und gaben ihren Rössern die Sporen. Einige der Knechte und die drei Bewaffneten folgten den Adeligen im Laufschritt.

Die Rösser bahnten sich ihren Weg nur langsam durch das Dickicht, was den zu Fuß laufenden Knechten entgegenkam.

"Habt Ihr euch gut in Breitenhof eingelebt, Rondrigo?" Der Angesprochene blickte den Baron von Gallstein ernst an. "Natürlich Herr Yendor. Es sind gute Menschen, die in Breitenhof leben, es gibt kein Ärgernis von dem ich zu berichten wüsste. Von einigen Wilderern einmal abgesehen, die ich zwei Monde vor dem Turnier erwischte. Sagt Herr Baron, wie geht es Eurer Familie? Sind Eure Kinder wohlauf?"

Das Gesicht Yendors wurde bei der Erwähnung seiner Kinder weich und sanft. Niemals hätte Rondrigo erwartet, dass der Herr von Gallstein zu einem solchen gefühlvollen Blick fähig war. Aber man erzählte sich sowieso eine ganze Menge Unfug über Yendor von Limpurg. Rondrigo hatte in ihm einen gerechten und edlen Mann gefunden, an dem sich manch ein Edler ein Beispiel nehmen konnte.

„Alena wird zu einer Frau. Es ist für einen Vater seltsam dies zu sehen. Ich erinnere mich noch daran, wie sie meinen Leibdiener um eine Audienz bei mir bat, weil ich den ganzen Tag beschäftigt gewesen war und keine Zeit für sie gehabt hatte. Der gute Peradan hat sie dann auch vorgestellt und sie schritt wie eine kleine Königin ein. Die Tage vergehen viel zu rasch...“ Der Baron schwieg in Gedanken gehüllt und der junge Ritter durchbrach diese Stille schnell.

"Ich bin Euch noch immer zu tiefem Dank verpflichtet Hochgeboren. Nachdem meine Familie der Invasion Borbarads zum Opfer gefallen war und ich mit den Flüchtlingen aus Tobrien nach Garetien kam, habt Ihr mich ohne zu zögern in Euren Ländereien aufgenommen und mir sogar mit dem Herrn von Greifenhorst zusammen eine neue Heimat im schönen Greifenfurt gegeben." Bei der Erwähnung seiner toten Familie schluckte der Junker kurz und räusperte sich zweimal.

Erinnerungen, die er lieber vergessen hätte, stiegen wieder in ihm auf und er musste mit dem Schwermut kämpfen, der ihn jedes Mal zu überwältigen drohte, wenn er wieder die Gesichter seiner Geschwister, seiner Eltern und seiner Verlobten vor sich sah, die längst entschwunden waren.

"Ich bete, dass Boron meine Familie in seine Hallen aufgenommen hat." Yendor nickte ernst: "Ja, das hoffe ich auch. Doch grämt Euch nicht zu sehr. Ihr seid, wie ich bereits sagte, noch jung und werdet bestimmt eine neue Familie gründen und hört mir endlich auf Euch zu bedanken. Ich brauchte einen fähigen Mann hier, der unseren Freunden in Greifenfurt eine Hilfe sein würde und wer wäre besser geeignet, als ein tobrischer Landsmann."

Eslam kam nun auch hinzu und berichtete von seinen Familienverhältnissen und den vielen Kindern. Rondrigo staunte nicht schlecht. Allem Anschein nach, stand der Nebachote zu seinen Bastardkindern. Und von denen schien es viele zu geben, was jedoch kein Wunder war, nutze Eslam doch sein Recht der „Ersten Nacht“ bei den Frauen, die ihm gefielen. Jedoch konnte der Tobrier auch deutlich heraus hören, dass der ganze Stolz des Marben auf dreien seiner Kinder lag. Zum einen auf seinem Ältesten, der später auch der Erbe sein sollte und ein Abbild Eslams sein musste. Dann auf seine Älteste, die sich wiederum den Achmad’sunni angeschlossen hatte und reiten konnte wie kaum ein zweiter und schließlich auf seinen ältesten Bastard, der al’Shar der Korosan, der Söhne Kors war.

Als das Gespräch dann jedoch auf den Drittgeboren kam, verzog Eslam nur sein Gesicht zu einer grimmigen Maske und lenkte das Thema sogleich in eine andere Richtung. Rondrigo beschloss daher das Thema vorerst auf sich beruhen zu lassen.

Auch der Gallsteiner wollte nicht weiter über seine Kinder reden und als Eslam gar das Gespräch auf den Sohn des Barons bringen wollte, machte dieser nur eine abfällige Bewegung mit seiner Hand. Er lenkte das Thema nicht in eine andere Richtung, aber jeder verstand und akzeptierte, dass der Herr von Gallstein nicht weiter darüber reden wollte.