Geschichten:Der Zug der Verbannten – Auf dem Sturmfels

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Festung Sturmfels, Raschtulswall, Markgrafschaft Perricum, Firun 1045 BF:


Hoch oben ragte sie auf, obwohl Perricumer, hatten Ardur und Selo sie noch nie zu Gesicht bekommen – die Gigantenfestung vom Sturmfels – auch Leomar, der Seelensäufer trug, mit Elfen sprach und mit den Großen der Politik gerungen hatte, musste staunen.

Noch in ca. 2700 m Höhe, vor dem Panorama des Walls, wirke sie gewaltig in ihrem Erscheinungsbild, mit ihrem Söller und ihren 8 Wehrtürmen wie ein gigantisches Adlernest, schützend aber bedrohend, alt und so weise wie ein Gebäude nur wirken konnte. Ein breiter Weg in schwungvollen Serpentinen führte zu ihr hinauf. Die Serpentinen waren abgesichert durch weiteres Mauerwerk und Tortürme, die sehr schnell besetzt werden konnten. Ardur erinnerte dieser Anblick zwangsläufig an die Festung Hengefels in den Zackenlanden, die er vor etlichen Götterläufen (ihm kam es wie Jahrhunderte vor) sehen durfte, als er mit seiner Familie die Baronsfamilie Hengefeldts besucht hatte. Zwar diese weniger weise und massiv gewesen, dafür aber herrlicher und luftiger wirkte, beide zeugten von alter Macht und Verbundenheit zum Land.

In die Wand dessen, was die drei Suchenden als Thronsaal ausmachten - vom Berg hinab zum Tal - war die Wand durch massive, steinerne Säulen ersetzt worden, die wie Zähne eines Giganten wirkten.

Dort oben, konnten sie zwischen den Säulen einen bärtigen Mann erahnen, der ihr Kommen bereits zu erwarten schien, zumindest starrte sein Blick steinern in ihre Richtung.

Der Weg die Serpentinen entlang war beschwerlich und lang, als wollte er die Geduld und die Ausdauer der Gäste prüfen. Je näher man dem Gebäude kam, desto enormer schien es und so mehr schien einen der Gigantensohn auf seinem Thron zu fixieren, bis der steile Winkel es nicht mehr möglich machte ihn zu sehen. Und dennoch hatte man das Gefühl, er würde einen weiter beobachten, während der böige Wind durch die Berge fuhr und gemeinsam mit dem Rieseln und Grollen der Felsen und Berge sowie dem Widerhall alles anderen ein Konzert veranstaltete.

Dann traten sie vor das gewaltige Tor der Festung, umrahmt von in Stein gehauenen Hippogriffen und trollartigen Figuren, gegen die die Wachen dort – allesamt ein zäher, großer Menschenschlag – winzig wirkten.


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Man hatte die großen Gänge und Hallen hinter sich gelassen und spürte bereits den kühlen Luftzug, der vom Thronsaal hinter dem doppelflügeligen Portal ausging. Auch hier fand sich Figürliches aus Stein und Erz an riesenhaften Tor und Wänden, sowie einige Waffen und Werkzeuge.

Sie schritten hinter den Wachen einher und flüsterten sich zu.

„Immer wieder faszinierend, welch Erhabenheit das Land ausdrücken kann. Ein Jammer, dass wir nicht verweilen werden können und uns an den Bildnissen des Landes laben…“, stellte der Zackenberger ernüchternd fest. Die Reise hatte ihn sichtlich ausgemergelt, das Haar war dünn geworden und der Ansatz weiter nach oben gerutscht.

„Meine Brüder“, sprach Leomar weit weniger flüsternd als Ardur, „unsere wahre Reise beginnt erst jenseits des Sturmfelses, in den alten Landen der Heiligen Kvorvina. Ehren wir den Sturmfels und seinen Wächter. Es wird der Tag kommen, an dem wir zurückkehren werden!“

„Das ist alles sehr groß.“, kicherte ihr pfiffenstocker Begleiter und versuchte dabei mit ausgestreckten Armen Größe darzustellen. „Und trotzdem … ist es alles ein Relikt der Vergangenheit. Grübel. Grübel.“

Die anderen beiden ignorierten das Gemurmel Selos wie meist, war es doch häufig ohnehin an ihn selbst gerichtet, wenn es das nicht war, bemerkten sie es häufig an seinem dann recht klaren und cleveren Blick, wobei dies auch mittlerweile verschwamm. Viel Zeit auf das Gesagte einzugehen hätten sie ohnehin nicht gehabt. Denn die massiven Torflügel vor ihnen öffneten sich und es kam ihnen eine eigentümliche Mischung aus frischer, windiger Kälte und gesetzter, stehender Wärme entgegen. Der Anblick war zwischen erstaunlich, schauerlich und erhaben. In der offensichtlichen Thronhalle des Barons wehten kleine Schneeböen von Außen durch die Säulenwand, welche die steifen Wandbehänge versuchten zu heben. Die Säulen, abermals mythische Kreaturen, Wesenheiten und Entitäten, hatten jedoch große Feuerkäfige zu ihren Füßen und die Wände der Halle schien mit besonders wärmespeichernden Gestein verkleidet, das dunkel schimmerte. Ansonsten war der Raum eher schlicht, beinahe karg eingerichtet, nur wenige Banner, Waffen und Werkzeuge schmückten sie. Der Säulenwand, dem Gigantengebiss, gegenüber führten mehrere Stufen hinauf zu dem massiven Baronsthron, der nicht für und von Menschen gemacht schien und wie unbehauener und dennoch kunstfertiger Fels schien. Die Person darauf, wirkte aber keineswegs so verloren darin, wie man es hätte erwarten können bei diesem Ungetüm von Sitzgelegenheit. Ein noch recht junger Mann saß dort, sie erkannten ihn noch alle wieder, als einer ihrer anfänglichen Gefährten des Fuchsrudels. Doch war er verhärmter und massiver geworden, ein dichter, dunkler und bauchlanger Bart zierte sein Gesicht, während er in die Farben des Sturmfelses gekleidet war und ein massives Amulett trug, dass stark an das Zeichen Korgonds erinnerte, auf seinem Schoß ruhte sein Schwert, in seinen Augen sah man die Ruhe des Felses, die Wildheit des Windes und die Wärme des Feuers – Ucurian von Sturmfels, Gigantensohn, fleischgewordenes Land.

„Der Sturmfels begrüßt die Abtrünnigen, der Gigant begrüßt die Rudelskinder, das Land begrüßt seine treuen Diener. Ich grüße euch, Brüder, denen Unrecht getan wurde. Lasst euch … eine Zuflucht und Herberge sein, auch wenn dies dem weltlichen Gesetz widerspricht, doch was schert sich der unbezwingbare Fels um Diesseitiges? Doch ich, fleischlicher Diener des Giganten habe leicht reden, denn Windgetose und Felsgeriesel flüsterten mir bereits, dass dies nicht eure letzte Station ist – nur der junge Knappe soll vom Land hier lernen. Doch fühlt euch daheim so lange ihr wollt, auf eurer Durchreise und Queste zur heiligen Kvorvinas Stätte. Ich werde euch mit aller Tatkraft unterstützen und des Landes Widersachern Stock und Stein entgegensetzen, wenn sie euch folgen sollten. Kommt näher und nährt euch an der Weisheit des Walls.“, donnerte die Stimme Ucurians, welche beeindruckend im Saal widerhallte und mit den Windböen verschmolz.

Was nun hier besprochen wurde, ging im Tosen der Winde auf dem Sturmfels unter und sollte bis auf Weiteres das Geheimnis zwischen den Gästen, dem Gastgeber und dem Land sein.



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Texte der Hauptreihe:
30. Fir 1045 BF
Auf dem Sturmfels
Keshal Lev'Tamin


Kapitel 2

Keshal Lev'Tamin
Autor: Bega, Jan, Vlad