Geschichten:Der Vater und sein Sohn

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20. Praios 1043 BF, Wehrturm Hardenfels, Herrschaft Hardenfels
Wolfhelm von Hardenstatt blickte von seinem Schreibtisch auf, es hatte an seiner Tür geklopft und den alten Ritter aus seinen Gedanken gerissen. Mürrisch rief er Richtung Tür: "Herein!"
Die alte, schwere Holztür wurde quitschend nach innen geöffnet und sein ältester Sohn betrat das Zimmer.
Es hing ein Geruch von altem Holz, feuchtem Stein, verwesendem PErgament und verbrannten Talg in der Luft; selbst wenn man das Zimmer einen Tag durchgelüftet hätte wäre dieser Geruch nicht verschwunden. Bärfried verbeugte sich knapp und trat dann näher an den Schreibtisch heran, sein Vater deutete auf den Stuhl und fasste seinen Sohn ins Auge. Er sah viel von sich in Bärfried, sein Feuer das in jungen Jahren heiß loderte und ihn die ein oder andere Dummheit begehen hat lassen und über die Jahre immer schwächer wurde. Wolfhelm würde nicht sagen dass das was schlechtes war, er hatte gelernt dass es nicht darauf ankam, wer den ersten Schlag setzte, sondern wer den letzten Schlag setzte.
"Vater, ich habe Euch etwas wichtiges mitzuteilen", stellte Bärfried knapp fest und blickte seinen Vater entschlossen an. Dieser gab ihm mit einem knappen Nicken zu verstehen fortzufahren.
"Ich habe lange darüber nachgedacht und mich nun entschlossen. Ich werde in das markgräfliche Heer eintreten und dort die Offizierslaufbahn einschlagen", Bärfried blickte seinen Vater abwartend an, als dieser jedoch keine Anstalten machte etwas zu erwiedern fuhr der Sohn fort.
"Ich will meine Zeit nicht nur damit verbringen durch die Herrschaft zu ziehen. Ich denke meine Fähigkeiten wären im Heer besser aufgehoben! So kann ich unserer Provinz beistehen und dienen", Wolfhelms Blick wurde immer bohrender und Bärfried hatte das Gefühl von dem Blick seines Vaters durchlöchert zu werden. Der alte Ritter lehnte sich in seinem Stuhl zurück und musterte ihn, der dichte Bart, welcher auf seiner Brust ruhte, hob sich mit selbiger gleichmäßig auf und ab. Dann räusperte er sich, "ihr seid Euch eurer Sache da schon sehr sicher, wie ich das Gefühl habe?", er richtete sich auf ehe er fortfuhr, "wenn Ihr in das Militär eintretet werdet Ihr mir hier aber nicht mehr helfen können. Ist der Dienst in der Herrschaft denn nicht ausfüllend genug? Oder nicht prunkvoll genug?", Wolfhelm war an eines der kleinen Fenster getreten und blickte nach draußen.
Sein Sohn biss sich auf die Unterlippe ehe er sich räusperte, "ich suche nicht nach Prunk. Ich suche nach Erfahrung und möchte unserem Baron beistehen. Leider verweilt er selten selbst in der Baronie, dafür aber umso öfters in Burg Perlenblick wegen den zahlreichen Aufgaben, die sicherlich nicht weniger wurden jetzt da er Heermeister ist", Bärfried starrte den Hinterkopf seines Vaters an, als könnte er hindurchsehen und seine Gedanken erraten.
Der alte Ritter wandte sich von seinem Fenster ab, ging hinter den Schreibtisch an eine Schublade und holte ein Kästchen heraus welches er öffnete und auf den Schreibtisch legte. Bärfried erkannte die Verdienstmedaille, die sein Vater einst für die Teilname an der Ogerschlacht erhielt, fragend blickte er zu ihm, während sich der Alte setzte.
"Der Dienst für das Land, das Reich kann erfüllend sein. Ist es doch auch die Pflicht eines jeden Ritters für die zu streiten, die er geschworen hat zu schützen. Aber eines darfst du nie vergessen!" Wolfhelm machte eine bedeutungsschwere Pause, "der Dienst für das Land ist nicht nur glorreich und schön. Lass dich nicht von Blendwerk wie bunten Metall oder wohlklingenden Titeln ablenken, im Tod bringt dir all der Ruhm und Glanz nichts..."