Geschichten:Eslamsgrunder Ingerimmsturnier 1047 BF - Von Glück, Pech und Können
Eslamsgrund, nach dem Turnier
Bodebert schaute zufrieden zu den Rittern auf. Haldora fragte sich, was in dem Jungen vorging, als dessen Blick immer wieder von einem zum anderen ging. „Was ist los, Bodebert?“ fragte Haldora ruhig. „Papa braucht sich nicht zu Grämen!“ antwortete der zehnjährige Bursche mit wichtiger Stimme. Oderik stutzte: „Warum sollte ich mich grämen?“
„Du brauchst dich eben nicht zu grämen, Papa! Du hast gegen den Turniersieger verloren!“ Alrik lachte lauthals auf. „Hört euch diesen Burschen an! Der redet daher, als wäre er glatt mitgeritten!“ Lucarna, seine Schwester, knuffte ihn in die Seite. „Musst du gerade sagen! Wer gibt sich denn hier immer so großspurig als Turnierreiter?“ Jetzt mischte sich auch Sighardt in die Diskussion ein. „Genau, kleiner Bruder, wo waren denn Deine tollen Reitkünste gegen diesen Vairningen?“ Alrik verschränkte die Arme. „In den ersten beiden Runden habe ich doch sowohl den Hartsteen wie auch den Eychgras gut im Griff gehabt!“ Lucarna hob tadelnd den Zeigefinger: „Und trotzdem hast Du gegen diesen Drego verloren!“ „Knapp!“ erwiderte Alrik zerknirscht. Lucarna wandte sich an Oderik: „Woher kommt diese Garetien:Familie Vairningen eigentlich?“ Oderik seufzte: „Das sind Emporkömmlinge aus der Kaisermark! Die haben sich im Blutigen Jahr hervorgetan.“ Alrik schnaubte: „Die meinen anscheinend, weil sie sich feige mit den Schlundern zusammen getan haben, dass diese erbärmlichen Wichte jetzt etwas sagen könnten!“ „Das nächste Mal werde ich auch beim Turnier teilnehmen!“ sprach Sighardt energisch. Wieder musste Alrik lachen. „Dann solltest Du aber nicht schon wieder Dein Antrittsgeld beim Würfeln setzen!“ Sighardt schaute missmutig drein, als ihn sein jüngerer Bruder auf sein Missgeschick im Vorfeld des Turniers hinwies.
„Kann ja nicht jeder so viel Glück haben wie unser Schwesterherz!“ murmelte er vor sich her. Alriks Miene hellte sich auf. „Ja, Schwester, sag uns doch, wie Du zu einer so gefürchteten Tjosterin geworden bist?“ Lucarna schaute zwischen ihren Brüdern hin und her. „Glück?“ fragte sie an Sighardt gewandt. „Ich habe einen Pfalzgrafen in der ersten Runde besiegt!“ Sighardt grinste. „Und wie Du den besiegt hast! Der alte Schürzenjäger dachte wohl, dass er leichtes Spiel mit der ´holden Schönheit´ haben würde!“ Selbst Lucarna musste jetzt grinsen, als ihr Bruder sie an die schmeichelnden Worte des Schlundgauer Pfalzgrafen zurück erinnerte, bevor sie gegen ihn in die Schranken geritten war.
Oderik wandte sich zum Gehen. Haldora folgte ihm mit den Kindern. „Wohin gehst Du, Oderik?“ fragte Lucarna. Oderik schaute sich zu den drei Geschwistern um. „Tut mir leid, aber ich überlasse euch Dreien lieber die Turniergeschichten!“ Lucarna schaute zu ihren Brüdern und zuckte mit den Achseln. „Ich weiß nicht, wie es Euch beiden geht, aber vor der Abreise könnte ich noch ein Bad vertragen.“ sprach sie an diese gewandt. Sighardts Miene drückte Missfallen aus: „Wenn Du zahlst, komm ich mit!“ Jetzt war es an Lucarna zu lachen. „Und da wird mir Glück vorgeworfen!“ Alrik schüttelte den Kopf. „Komm, Schwester, so war das nicht gemeint!“ Lucarna hatte sich bereits zum Gehen in Richtung des Badehauses gewandt und drehte sich nochmals zu ihren Brüdern um: „Ich habe nicht nur den Pfalzgrafen besiegt, sondern auch die Kommandantin der Reit- und Lanzenschule zu Samlor! Das ist wohl nicht mit Glück zu erklären!“ Abwehrend hob Alrik beide Arme. „Ist ja schon in Ordnung, Schwester! Wir sind stolz auf Dich! Es war nicht so gemeint!“
„Erklärst Du mir, was Du noch zu erledigen hast?“ fragte währenddessen Haldora ihren Mann. Er schaute zu seiner Frau und atmete einmal kurz durch: „Ich möchte mit Ardo von Keilholtz sowie Tybalt VI. von Bärenau reden!“ Haldora kannte diesen Blick an Oderik und verschränkte die Arme: „Warum habe ich das Gefühl, dass mir diese Gespräche nicht so behagen werden?“ Oderik fluchte innerlich. Haldora kannte ihn viel zu gut. „Ich möchte die Zukunft zweier Mitglieder unserer Familie bereden. Raul braucht einen Schwertvater, um seine Ausbildung zum Ritter zu beginnen und ich würde gerne Ardo von Keilholtz darum bitten. Er war ein Freund Hadrumirs und da halte ich es nur für recht und billig, dass Hadrumirs Sohn zu ihm in Knappschaft geht!“ Oderik machte eine Pause. „Und mit Tybalt würde ich gerne reden, ob er Halina als Pagin aufnimmt!“ Haldora schnaufte kurz durch. „Klingt vernünftig!“ Oderik schaute erstaunt. „Du bist einverstanden?“ Haldora nickte. „Halina wird im Rondramond sieben. Ich hatte zwar gehofft, dass wir sie innerhalb der Familie als Pagin erziehen lassen, aber Bärenau ist eine gute Wahl.“ Oderik ging weiter. „Na, dann wollen wir hoffen, dass beide meine Vorschläge annehmen!“
Lucarna drehte sich wieder um, um weiter zum Badehaus zu ziehen. Sie fragte genervt spielend: „Womit habe ich Euch beide eigentlich verdient?“ Alrik und Sighardt folgten ihr langsam. Sighardt sprach leise: „Ach, komm schon, Schwester! Du weißt, dass ich Pech beim Würfeln hatte!“ Lucarna schmunzelte. „Na, dann kommt, ihr zwei Banausen!“ rief sie über die Schulter. Alrik wagte die Frage: „Warum hast Du eigentlich in der dritten Runde gegen diese Almadanerin Luciana verloren?“ Lucarna lachte: „Wahrscheinlich hat mich einfach mein Glück verlassen!“