Geschichten:Ein knapper Bericht

Burg Perlenblick, Baronie Bergthann, Ende Ingerimm 1046 BF

Die Sonne stand bereits tief und tauchte das Zimmer in ein orangenes Licht, lange Schatten zogen sich durch den Raum und gaben einen extremen Kontrast zum Abendrot ab. Salix von Hardenstatt hatte in einem der gepolsterten Stühle, die vor dem wuchtigen Schreibtisch standen, Platz genommen und fragte sich wie lange es dauern würde, um sich an diesem Naturschauspiel sattgesehen zu haben. Wahrscheinlich schneller, als man es sich zugestehen wollte. So war es mit den hübschen Dingen, sie versprachen meist nur kurze Zerstreuung wenn man sich ihnen zu lange aussetzte. Der Weg, zu diesen Dingen hin, war es was Salix meist interessierte. Mochte er auch manches Mal lang sein und schier nicht enden wollen.

Ein Räuspern ließ seine Aufmerksamkeit auf seinen Gegenüber richten. Hinter der langen Tischplatte, auf der sich allerlei Stapel aus Papier auftürmten saß Zivko von Zackenberg-Bennstedt, mit dem Rücken zu den Fenstern, den Blick nach vorne - nicht in den Himmel - gerichtet. Der Mann der ihn auf diese Sache angesetzt hatte. “Landjunkerin Corella von Großforst wird sehr erfreut sein, zu hören welch besonders herausgehobene Stellung ihr Junkertum in der Baronie von nun an innehaben wird”, stellte der Militär mit einer gewissen Zufriedenheit fest.

Salix nickte zustimmend, “der Burgvogt wird sicherlich ebenfalls hocherfreut sein, über den Ausgang dieser… Verhandlungen zu hören”. Pflichtete der Jüngere mit einem zufriedenen Lächeln zu. Das er vermutete, dass Corella die neuen Umstände maximal mit einem Schulterzucken quittieren würde, musste er dem Baron ja nicht direkt sagen. Was genau den Heermeister umtrieb konnte Salix sowieso nie genau sagen, auch nach all der Zeit nicht. Doch er wusste, dass in dem Kopf dessen Geheimratsecken mit den Jahren immer weiter nach oben rutschten, ein wacher und analytischer Geist saß.

“Bliebe noch die Sache mit Klosterau”, des Heermeisters dunkle Augen ruhten nun auf seinem Schwiegersohn, dessen Lächeln einen gequälten Eindruck annahm.

“Das Junkertum Klosterau war nicht zu erlangen. Die Familie Alxertis hatte dort ihre Finger im Spiel und sind dort einen Handel mit den Rabicums eingegangen.”, hob Salix zu einer Erklärung an. Ein kurzes Schnauben von der anderen Seite des Tisches ließ ihn jedoch innehalten und seine Ausführungen unterbrechen.

Seine Hochgeboren zwirbelte seinen Bart und schien nachzudenken. Nach einer gefühlten Ewigkeit nickte er knapp, “ich verstehe”. Es war das Einzige was der Heermeister Perricums diesbezüglich zu äußern gedachte, Salix nickte verstehend. “Gut, dann ist eure Arbeit hier fürs Erste getan.”, stellte der Baron schließlich fest. Das Zeichen für Salix den Raum zu verlassen und sich seinen anderen Aufgaben zu widmen.