Geschichten:Hartsteen - Boron 34 Hal - Feste Feidewald

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Version vom 18. April 2011, 15:22 Uhr von Hartsteen (D | B)
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Gewitter und Regen tobten über der efeubewachsenen gräflichen Feste. Nicht ganz so laut und heftig tobte innen Thuronia von Quintian-Quandt, Gräfin von Hartsteen. Im Thronsaal hatte sie ihren Zeugmeister Seginhardt von Schwingenfels, dem traditionell die Rolle des ersten polizeylichen Aufklärers in Hartsteen zustand, sowie den Inquisitionsrat Celesto Custodias rufen lassen. Neben seiner Mutter hatte sich ihr Sohn Geismar eingefunden.

Man sah der ergrauten, leicht pummeligen Dame an, dass sie sich ehrlich erregte über die nur spärlichen Berichte aus dem Herzen ihrer Grafschaft. Bisher war nicht viel Information an den gräflichen Hof gekommen, aber das wenige, ein Augenzeugenbericht eines fahrenden Händlers, ein knapper Bericht eines auswärtigen Ordensritters und ein Gesuch eines Borongeweihten hatten die Alarmglocken aufschrillen lassen.

"...Wie im Namen der Zwölfe konnte so eine furchtbare Tat im Herzen des Reiches geschehen! Wer immer sich einer solchen frevelhaften Tat hat schuldig gemacht, muss auf der Stelle bestraft werden!" brachte die Graefin ihre Rede zuende. Zuvor hatte sie den ungläubig und entsetzt blickenden Anwesenden die spärlichen Informationen unterbreitet.

"Ich fordere eine schnelle und umfassende Aufklärung dieser Schande Hartsteens!"

"Eure Hochwohlgeboren sehen mich bis ins Mark erschüttert und erzürnt über einen solchen barbarischen Akt. Dergleich werde ich alles in die Wege leiten, den Schuldigen seiner gerechten Strafe zuzuführen. Ich habe bereits einige meiner besten Leute ausgeschickt, damit sie vor Ort Erkundigungen einholen können..."

"Seit wann wisst Ihr von diesen Vorgängen?!" ertönte die markante Stimme des designierten Nachfolgers der Gräfin, Geismar von Quintian-Quandt. Misstrauen und Verwunderung standen ihm ins Gesicht geschrieben.

"Vor einem Tag wurden mir Gerüchte ueber einen mehrfachen Totschlag im Hartsteenschen zugetragen..."

"Und Ihr habt Euch nicht sofort an Uns gewendet?" das Misstrauen des Grafensohns stieg offensichtlich an.

Unbeeindruckt fuhr der gräfliche Zeugmeister weiter: "... und ich habe meinen Pflichten gemäss einen Trupp leichtbewaffneter Büttel ausgeschickt. Überdies erschien mir die Nachricht als fragwürdig und bevor ich das Gemüt der Herrschaften erregen mochte, wollte ich erst einmal einen klaren Überblick bekommen. Der fahrende Glücksritter, der bei mir vorsprach, schien nicht sonderlich vertrauenserweckend, sondern machte den Eindruck eines Lumps. Er forderte für seinen Bericht eine Belohnung von mehreren Silbertalern, die ich selbstverstaendlich ihm verwehrt habe, solange keine Beweise für eine Straftat vorliegen."

"Und wo befindet sich dieser 'Glücksritter' zur Zeit?" meldete sich die Gräfin zu Wort.

"Er hat heute morgen die freie Reichsstadt Hartsteen Richtung Wehrheim verlassen. Sein Name lautete Fredelin von Burgengrund, ein mir unbekanntes Haus, so dass ich annehme, dass es sich um einen Freien handelte."

"Lasst es gut sein, Seginhardt, ich denke Ihr habt Recht gehandelt..."

"MUTTER!"

"Geismar, sei bitte ruhig. Der Zeugmeister hat seinen Pflichten entsprechend gehandelt. Dass er mich nicht mit irgendwelchen Mären erschrecken wollte, war sehr richtig. Dafür hat er seine Leute ausgeschickt. Damit haben wir bereits einen ganzen Tag gespart."

"Aber er..."

"Geismar, still. Jetzt ist es wichtig, wie wir weiter fortfahren werden."

Sie wendete sich an den bisher auffällig ruhigen und aufmerksam zuhörenden gräflichen Inquisitor Celesto Custodias, "Ehrwürden, wir bitten Euch zusammen mit Unserem Zeugmeister zu diesem Weiler Feldsteynchen zu reiten und Erkundigungen einzuholen. Wir erwarten einen umfassenden Bericht, einen Täter und eine angemessene Bestrafung."

Der Inquisitor, dessen Haut seit seiner Rückkehr aus Beilunk fahl und aufgedunsen war, zog abschätzig eine Augenbraue nach oben und erwiderte: "Hartsteen hat den Schlaf der Gerechten geschlafen, obwohl die Eiterbeule der Verkommenheit nicht fern von hier aufgebrochen ist. Wenn die Verderbnis sich ausbreitet, dann werden wir sie ausbrennen und jede befallene Seele im Feuer läutern." Der matte Schleier über seinen Augen lichtete sich für einen Lidschlag. Dann sank er wieder zusammen, strich gedankenverloren über seinen zerfressenen linken Arm.

Erst im Gehen griff er Geismar mit seiner gesunden Rechten fest an die Schulter und knurrte eindringlich in dessen Ohr: "Junker, es wird ernst. Dies ist der Anlaß und die Zeit, unsere Möglichkeiten erweitern zu lassen. Seid im Übrigen wachsam, ob sich an anderer Stelle etwas ereignet, welches unserer Aufmerksamkeit bedarf. Es wäre keine wirksame Methode den Ereignissen nachzulaufen."

Geismar schaute dem Inquisitionsrat angewidert nach, ob des Geruchs von Alkohol, den dieser verströmte, aber er geriet doch ins Sinnieren.