Geschichten:Hartsteen - Ende Boron 34 Hal - Weiler Feldsteynchen II

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Der Weg hatte sich in dem nun schon eine Woche dauernden Regen zu einem Schlammfluss entwickelt, und lediglich eine Markierung durch Pflöcke in unregelmässigem Abstand wies den Reiter die Richtung. Das Reisegewand des Inquisitors klebte nass und klamm an seiner Haut, seine Gesichtszüge waren versteinert und wie seine fünf Begleiter aus Hartsteen wünschte er sich im Moment nichts sehnlicher als eine trockene Stube und ein warmes Essen. Denn schon drei Tage irrten sie durch das Hartsteener Hinterland, nachdem offensichtlich einer der Ritter, die den Trupp zum Ziel leiten sollte, mehrere Male die falsche Richtung eingeschlagen hatte. Sie mochten überall in Hartsteen sein, vielleicht sogar schon Darpatien oder Greifenfurt, oder an sonst einem hinterwäldlerischen Ort Deres!

Die Dämmerung kündigte das Ende des Tages an, als Seginhardt von Schwingenfels dem Inquisitor durch einen kurzen Wink zu verstehen gab, dass man in Kürze das Ziel erreicht habe. Sie ritten einen etwas größeren Hügel hinab und im länger werdenden Licht der untergehenden Sonne sahen sie eine Ansammlung von Holzhäuschen stehen.

Sie erreichten den östlichen Eingang des Dorfes, wo nach dem Bericht des Ordenswächters die verstümmelten Leichen gefunden worden waren. Nichts war mehr zu sehen von menschlichen Überresten, lediglich ein eilig gezimmertes Mahnmal, ein grosses gebrochenes Wagenrad, erinnerte an das geschehene Verbrechen. Ein wenig abseits davon war ein abgestecktes Gebiet zu erkennen, mit einem provisorischen Lattenzaum umgeben, so man offenbar die sterblichen Überreste der unfreien Bauern vergraben hatte. Ebenfalls durch große Feldsteine abgegrenzt fand sich der Grundriss des geplanten Borontempels. Doch das war auch schon alles, was es zu sehen gab.

"Boron zum Gruss", ertönte eine Stimme aus dem Schatten eines der Haeuser. Ein grosser Mann in Rüstung schritt auf die Gruppe von sechs Reitern zu.

"Seid willkommen in dem Weiler Feldsteynchen, aber verzeiht, dass im Moment niemand den Geboten Travias entsprechen kann. Mein Name ist Frostelin von Windischgrütz. Und ich sehe, ihr kommt aus Hartsteen. Und weiter vermute ich, dass es sich bei einem von Euch um den Zeugmeister der Gräfin handelt", sprach er mit leichter Verachtung weiter. "Eure Leute haben Euch bereits angemeldet, als ich sie weggeschickt habe. Dies ist das Land und Lehen meines Vaters Bodebert von Windischgrütz, und Ihr seid hier unerwünscht. Ich biete Euch ein Nachtlager an und eine warme Mehlsuppe als Speise an, aber gerne tue ich dies nicht und morgen erwarte ich, dass ihr unser Land wieder verlasst." Mit diesen Worten drehte sich der Ritter um und ging auf das größte der Gebäude zu, in welchem der frühere Dorfschulze gewohnt haben musste.

"Ich habe dies erwartet. Wir werden hier auf keine Bereitschaft stossen, das geschehene Verbrechen aufzuklären. Diese Sturköpfe lassen nicht mit sich reden!" wandte sich der Zeugmeister Seginhardt an den Inquisitor. "Ihr mögt es versuchen mit Ihnen zu reden, aber ich befürchte, sie werden auch keine Rede und Antwort stehen."

Der Inquisitionsrat lächelte. "Ich bin nicht der Mann, mit dem die Leute gern reden, bevor sie die Situation richtig einschätzen können. Deren Willen ändert nichts am Lauf der Dinge. Schlagt ein Lager auf, nun da wir angekommen sind...". Ein skeptischer Blick streifte den unzuverlässigen Ritter "...werden wir so lange verweilen, wie es nötig ist." Damit sprang der hünenhafte Mann in einem Satz von dem Klepper, den die Gräfin ihm überlassen hatte und schnupperte sichtlich aufgehellter Stimmung in der Luft.