Geschichten:Haus Abendrot: Unterschied zwischen den Versionen

Aktuelle Version vom 2. April 2025, 10:57 Uhr

Alrikshain, 23.Hesinde 1047 BF

Es war schon dunkel und schneite stark, als Bessos Einspänner die ersten Häuser von Alrikshain passierte. Die Stadt hatte bemerkenswerterweise weder Stadttore noch eine Stadtmauer. Es gab zwar bereits erste Planungen zur Errichtung einer selbigen, allerdings waren diese noch nicht weit fortgeschritten und scheiterten wie so oft an Uneinigkeit im Stadtrat, derweil sich die Burggräfin auf Burg Alrikshorst aus den Stadtangelegenheiten tunlichst heraushielt.

Alrike (oder besser Coruna) saß zitternd hinten auf dem Karren in eine dicke Decke gehüllt, die ihr zumindest ein wenig Wärme spendete. Oh, wie sehr wünschte sie sich, dass diese Reise schon ein Ende gefunden hätte. Reisen im Winter waren stets beschwerlich, und gerade in den letzten Tagen hatte es bereits stark angefangen zu schneien, weswegen sie auch nur langsam vorangekommen waren.

"Ist es noch wwww...weit?" fragte sie bibbernd.

"Nein, nicht mehr weit, Kleine. Wir passieren schon die ersten Häuser von Alrikshain. Halte noch ein Weilchen durch, dann kannst du dich aufwärmen", rief ihr Besso von vorne zu.

Endlich angekommen brachte Besso die immer noch schlotternde und völlig durchgefrorene Frau in den Empfangsraum. Eine stark geschminkte mollige Dame mit dunkelroten Haaren kam hinter der Theke hervor und begrüßte die Neuankömmlinge. "Besso, mein Freund, schön dass du wieder da bist. Konntest du alles bekommen, was ich dir aufgetragen hatte?" Doch bevor dieser antworten konnte, bemerkte sie die in eine Decke gehüllte Frau, die sich hinter Besso neugierig umsah.

"Wer ist denn das?" fragte sie etwas verwundert.

"Sefira, ich freue mich auch wieder da zu sein. Ja, ich konnte alles bekommen bis auf den Bosparanjer - der scheint momentan in ganz Gareth Mangelware zu sein. Die Kleine da," er zog sie sanft ein Stückchen zu sich, "ist Alrike, ein Garether Strassenmädchen. Ich habe selbst miterlebt, wie mies man sie dort im Südquartier behandelt hat und glaub mir, sie ist hier deutlich besser aufgehoben."

"Na schön, aber wir sind hier doch keine Auffangstation für Problemfälle..." entgegnete Sefira Rosenherz skeptisch.

"Nein, bitte! Ich... ich werde euch nicht zur Last fallen...", stammelte Alrike etwas hilflos.

Besso wiegelte ab und kam näher an Sefiras Ohr heran: "Ich garantiere dir, die Kleine ist jede Mühe wert. Ich würde sogar sagen, sie ist ein Naturtalent."

Sefira sah ihn an und grinste: "Verstehe! Na dann, Alrike, herzlich willkommen! Lass dich mal anschauen. Hübsch bist du ja durchaus. ... Alrike ist übrigens kein guter Name für dich, du brauchst etwas Besseres. Das überlegen wir uns noch. Aber nun komm erstmal herein. Ich zeige dir erst mal das Haus Abendrot. Es wird dir hier gefallen, glaub mir!" Damit führte sie sie in ihrem Bordell herum und zeigte ihr ihr neues Heim.

Sie wandte sich an einen der Bediensteten: "Frumold, mach doch schon mal ein heißes Bad. Wir haben hier jemanden, der völlig durchgefroren ist sich erstmal aufwärmen muss."

Alrike war glücklich, dass sie endlich angekommen war, und dankbar, dass man bereit war ihr hier eine neue Chance zu geben. Sie würde ihre neue Herrin nicht enttäuschen, das nahm sie sich fest vor.