Geschichten:Leomara von Isenbrunn 2: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 24. Januar 2014, 22:06 Uhr
Dramatis Personae:
Leomara von Isenbrunn, Ritterin
Thorondir von Darben- Dürsten, Knappe
Gerbald, Knecht
Baronie Gnitzenkuhl; Burg Friedburg im Burghof
"Wer zuletzt am Felsen ist, muss der Baronin mitteilen, dass morgen wieder geräuchert wird!" Purer Übermut sprühte aus den hellbraunen Augen seines Gegenübers hervor. Leomara von Isenbrunn entsprach so gar nicht dem, was er erwartet hatte. Nicht dass er sich beklagen wollte, nur eben ungewöhnlich bislang.
„Na komm schon, oder hast du etwa Bedenken Thorondir? Ich kann dir auch einen Vorsprung lassen…?" Fast entsetzt schaute er die gerüstete Ritterin an. Soweit würde es noch kommen, dass sie denken sollte er hätte Angst zu verlieren. Stolz lächelte er seiner Schwertmutter, bei der er genau seit zwei Tagen weilte, zu.
„Gerne, aber ich glaube ich kann auf den Vorsprung verzichten."
„Oh, hört, hört!" meinte Leomara von Isenbrunn lachend. Sie kam an seine Seite wo sie ihn herzhaft knuffte und ihm dann die Zügel seiner Stute zuwarf, die sie ihm für die Zeit seiner Knappschaft überlassen hatte. Ein braves Tier, ohne Heimtücke und zuverlässig, soweit er das bisher sagen konnte.
„Gerbald?" - der so angerufene Pferdeknecht blickte von seiner Arbeit auf. Natürlich hatte er gelauscht, was die Ritterin da trieb. Er war gerade dabei gewesen den Hof zu kehren und stützte sich nun abwartend, mit zusammengekniffenen Augen auf den Besenstiel auf.
„Auf dein Zeichen geht es los." Grinsend kam der alte Knecht angehumpelt. Er kaute Kautabak, den er allenthalben wieder ausspuckte! Kein angenehmer Anblick, wie er fand, aber wohl kein arbeitsscheuer Mann. Geduldig wartete er, bis der Junge fest im Sattel saß. Dann führte er die Finger zum Mund und ließ einen durchdringenden Pfiff ertönen. Staub flog auf, als die Tiere durch das Tor aus dem Burghof ritten.
Geshla von Gnitzenkuhl, die das Treiben von ihrem Fenster aus beobachtet hatte, trat vom Fenster zurück und grinste. „Na also! Manchmal muss man Leomara einfach zu ihrem Glück zwingen. Und ich habe erst einmal meine Ruhe von ihren Einmischungen in meine Geschäfte."
Missmutig warf er nun zum zigsten Male einen flachen Stein über das gemächlich fließende Wasser. Dass er es geschafft hatte, dass dieser 5-mal aufschlug bevor er in den Fluten versank, konnte seinen Verdruss nicht lindern. Das Wettrennen mit der Ritterin hatte er verloren. Wie auch sonst. Seine Stute war nicht zu bewegen gewesen mit einem Satz über einen quer liegenden Baumstamm zu springen. Stattdessen hatte sie gebockt und er war natürlich überrascht von ihrer Weigerung in hohem Bogen mitten in das Geäst des Baumes gesegelt. Er spürte immer noch die schmerzhaften Stellen an seinem Rücken. Viel schlimmer wog aber für ihn die Scham, dass er so versagt hatte. Erneut walte Hitze in seinem Gesicht auf, und er schalt sich dafür.
Mühsam nahm er all seine Konzentration zusammen, legte den Oberkörper etwas paralleler zur Wasseroberfläche und schleuderte einen fast vollkommen ebenen Kiesel über das Nass. Spielerisch hüpfte dieser über die dunklen Wellen. Ein-Zwei-Drei- Vier- Fünf- sechsmal hatte er es geschafft dem Sog de Tiefe zu entkommen und den Weg fortzusetzen.
„Bravo- du hast Talent." Er musste schwer schlucken. Unbemerkt war seine Schwertmutter zu ihm ans Ufer gekommen. Sie hatten nach dem Abwurf eine kleine Rast gemacht und waren anschließend weiter zu ihren Eltern geritten. Diese hatten vor der eigentlichen Stadt Gnitzenkuhl im efferdwärtigen Teil namens Boronshof ein kleines Gut namens Kaltengrundt. Leomara von Isenbrunn hatte Thorondir gestattet sich umzusehen, nachdem er die Pferde versorgt hatte. Sie selbst wollte ihrer Mutter einen Besuch abstatten. Nun stand er hier unweit des kleinen Hafens und grollte.
„Gib mir auch mal einen." Leomara war mit ihren fast 30 Götterläufen nun wirklich kein kleines Mädchen mehr, aber sie hatte sichtliche Freude daran sich in diesem Tun, das sie selbst vielleicht auch einst geübt hatte, hier zu versuchen. Doch über drei Berührungen kam sie nie hinaus. Scheinbar müde ließ sie sich in das klamme Ufergras sinken, und klopfte neben sich auf den Boden.
„Du musst nicht glauben, dass ich wegen vorhin irgendwie enttäuscht bin. Wenn du das bist, reicht das vollkommen." Sie grinste breit. „Jeder hat von den Göttern gewisse Gaben und Talente mit bekommen. Du zum Beispiel hast hier gerade gezeigt, dass du wohl geschickte Hände und ein flinkes Auge besitzt. Anderes muss man mühsam üben, bevor man besser wird. Ich zum Beispiel habe schon als kleine rotznasige Göre hier, und zwar genau hier gestanden und nicht verstanden, warum ich nicht wie mein Bruder den Stein werfen kann. Ich habe geübt, ich wurde besser, aber nicht annähernd so gut wie er. Aber er sah, dass ich mich mühte, und dafür zollte er mir Respekt. Ehrlicherweise sollte ich sagen, dass seine Spötteleien über die kleine Schwester nur spärlicher wurden, aber nicht versiegten, doch ich denke dass liegt in der Natur der Sache." Sie hing wohl noch kurz ihren eigenen Erinnerungen nach bevor sie weiter sprach. „Und ja danach musste ich noch so manchen Zweikampf gegen ihn bestehen, sei es mit Waffen oder mit dem Geist, aber ein Grundstein war gelegt." Leomara beäugte ihren Knappen, ob er ihr folgte. Er schien aufmerksam zu lauschen, auch wenn sein Gesicht nach wie vor Enttäuschung zeigte.
„Und wenn man scheitert kann man hadern, aber nicht ohne Verstand. Man muss darüber nachdenken warum Dinge nicht funktionieren." Sie klopfte ihm an sein Haupt. „Weißt du was dein Fehler war?"
Er schüttelte den Kopf, sein Blick ruhte auf dem Wasser als er sich schließlich neben sie nieder ließ.
„Du bist mir zu dicht gefolgt." Überrascht schaute er sie an. „Jaha! Dein Pferd denkt mit, dass darfst du nie vergessen. Deiner Stute war klar, dass wenn ich gesprungen bin, sie dann alle Äste abbekommen wird, und welches vernünftige Tier macht das schon mit, oder? Du wärst vermutlich selbst ohne ihre Weigerung auf dem Hosenboden gelandet. Wenn du mehr über ein Pferd lernen willst solltest du dich mit dem alten Gerbald anfreunden. Der mutet zwar bisweilen fast so an, als ob er auch lieber Heu als Fleisch frisst, aber er ist ein feiner Kerl für nen Knecht, und er weiß ne Menge über alles was vier Beine hat."
Jetzt hatte sie ihn wieder zum Schmunzeln gebracht. Zufrieden mit sich und mit dieser ersten Lektion erhob sie sich mühsam und umständlich. „Es ist Zeit, zurück zur Burg zu kehren. Schließlich wollen wir die Baronin noch warnen, dass sie morgen die Läden verschlossen hält, sollte sie keinen fischigen Geruch in ihrem wunderschönen Haar mögen."
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