Geschichten:Leomara von Isenbrunn- Der Bruch

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Dramatis Personae

Leomara von Isenbrunn- Ritterin zu Gnitzenkuhl

Palinai von Isenbrunn- Altjunkerin auf Gut Kaltengrundt


Dorf Boronshof, Gut Kaltengrundt, 14. Rahja 1033 BF


„Du solltest Euren Bund nicht derart begehen Leomara…!“

Die Worte aus dem Mund ihrer Mutter klangen flehend. Sie hielt die Hände ihrer Tochter umfasst und schaute ihr tief in die Augen. Die Haltung ihrer Tochter indes drückte Trotz aus. Angetan in ihre übliche Rüstung sah sie im Vergleich zu Palinai kräftig und gesund aus. Die Statur ihres Gegenübers wirkte zerbrechlich und kraftlos.


„Warum?“ Ungläubig ruhten kurz goldbraune Augen auf den Gesicht Palinais. „Weil die Herren unserer Familie so viel Wert darauf legen diesen glücklichen Tag gemeinsam mit uns zu begehen? Ich lege keinen Wert auf die geheuchelten Glückwünsche Rodericks und Quanions. Mir kommt es sehr zupass, dass zumindest jener nicht hier ist. Sicher sieht er es ähnlich. Nur unsere Knappen werden zugegen sein.“


Die Darstellung war noch verharmlosend. Wahrscheinlich würde ihr Stiefbruder versuchen Unswin zu fordern, oder geradewegs einen Trupp Meuchler anheuern. Die Chance seine Schulden mit Hilfe Leomaras loszuwerden entschwand immerhin auf nimmer wieder sehen. Da würde er sicher nicht tatenlos zuschauen. Palinai von Isenbrunn stand aufgelöst und den Tränen nun nahe auf, und stellte sich vor ihre einzige Tochter. Sie versuchte Autorität und auch Kraft in ihre Stimme zu legen, was ihr nur mäßig gelang.


„Du willst nun selbst eine Familie gründen und trittst die Eigene mit Füßen…?“

Der Kloß, der sich bei diesen Worten in dem Hals der Ritterin bildete schien ihre Antwort zu verhindern, und Hoffnung keimte auf in Palinais Miene, doch Leomara beschwor vor ihrem inneren Auge Bilder herauf, die ihr die Grausamkeit der Männer wieder vergegenwärtigte.

„Mutter, Ihr wart meine Familie! Für Roderick war ich der Bastard und für Quanion…für Quanion war ich keine Schwester wie ihr euch vielleicht erinnern könnt.“ Bitter wie Galle brachte sie diese Worte heraus. Alarmiert schaute Palinai von Isenbrunn sie an. Die Dinge die Leomara nun hervor kramte hatte sie längst verbannt, in Winkel ihrer Erinnerung zu denen sie sich den Zutritt verbot.


„Es war ein…er war nicht bei sich, du warst zur falschen Zeit…!Das ist lange her…“ brachte sie nur stammelnd hervor. Die verbliebene Farbe war nun vollends aus dem fahlen Gesicht gewichen. Doch die Rittfrau kannte keine Gnade, hatte sie selbst doch auch keine erfahren.


„Hör um der Götter willen auf seine Lügen zu wiederholen Mutter. Es ist schlimm genug, dass er nichts daraus gelernt hat. Er ist ein widerlicher, schmieriger, götterlästerlich…“

Verblüffend schnell war ihre Mutter zu ihr getreten und hatte ihr eine Maulschelle verpasst.

Überrascht über ihre eigene Tat schauten ihr große, in Tränen schwimmende Augen entgegen. Sie war mitnichten kraftvoll, sondern schwach ausgeführt worden, doch das Feuer auf ihrer Wange wurde durch die bloße Tatsache geschürt, dass ihre Mutter den feigen Lügen ihres Sohnes noch immer Glauben schenkte. Schenken wollte, um die eigenen Fehler nicht eingestehen zu müssen, erkannte Leomara in dem Moment.


Er badete sich im Licht der Unschuld, einen schwachen Moment gehabt zu haben. Doch ihre Mutter hatte sie gesehen, hatte sie nach Rashia’Hal gebracht, hatte die Worte der Geweihten genauso vernommen, wie sie selbst. Kälte breitete sich in Leomara aus, und sie begann ihre einst so verehrte und geliebte Frau Mutter für ihre Schwäche zu verachten. Es fröstelte sie mit einem Mal.


„Gut, Ihr habt scheinbar Eure Entscheidung getroffen, so wie ich die meine. Ich hoffe Ihr werdet glücklich damit. Für mich heißt das, das ich nunmehr hier nicht mehr willkommen bin…!“


Der Ton, den sie dabei anschlug, traf ihre Mutter scheinbar so, wie Leomara die Maulschelle getroffen hatte. Die Altjunkerin von Kaltengrundt hielt sich mit einer Hand an der Tischkante fest. Sie zitterte, doch Leomara fuhr in dem geschäftigen Ton weiter, den sie üblicher Weise nur Nebachoten oder Fremden zuteilwerden ließ.


„Die Baronin- meine Halbschwester- hat vor ihrer Abreise eine Anweisung für mich hinterlassen. Sollte ich, genauer Ritter Unswin, die Tauglichkeit zur Hochzeit erfüllt haben, sollen wir unverzüglich den Bund eingehen, um der Götter Wohlgefallen zu erhalten und den Segen auf unsere Verbindung erbitten. Sie duldet dieses lose Lotterleben ihrer Ritterin nicht mehr weiter. Wir erhalten zudem die Option auf der Friedburg vorrübergehend zwei Zimmer zu beziehen, bis eine andere Lösung gefunden wird. Mein künftiger Gatte wird sich von nun an um mich sorgen, sowie der Bund dem er angehört. Sollte also jemals Quanion erneut die Hand gegen mich erheben, so sei dir versichert, dass er dieses Mal nicht ungeschoren davon kommt.“


Ihre Mutter schaute sie aus leeren Augen an. Die Tränen, die ihr Gesicht benetzten ließen Leomara kalt.

„Ach und das brauchst du ihm nicht auszurichten, er weiß das, oder warum glaubst du umgibt er sich seit meiner Rückkehr aus Rashia’Hal mit einer Schar gedungener Söldner?“ Hoch erhobenen Hauptes verließ sie den Raum.


Palinai sank auf die Bank und verfiel in stilles Schluchzen als die Türe in die Falle fiel.


Leomara ihrerseits ließ erst vor der Tür ihren eigenen Tränen freien Lauf. Ruppig wischte sie sich immer wieder übers Gesicht, während sie rasch die Gesindetreppe nutzte um in ihre Kammer zu kommen. Sie beeilte sich vor der Rückkehr des Vogtes ihr Hab und Gut aus der eigenen Kammer zu holen, in die sie nicht mehr vor hatte zurück zu kehren.

Thorondir, ihren Knappen hatte sie schon angewiesen eine Truhe und einen weiteren Rucksack zu organisieren. Er wartete vor dem Raum und schaute sie überrascht an. Wortlos öffnete sie den Raum, und wies ihn an was er packen sollte.

Sie hatte nicht gewusst, dass diese Nachricht den Bruch zwischen ihr und ihrer Familie, insbesondere ihrer Mutter bedeuten würde, doch die Uneinsichtigkeit der Frau, die bislang ihr einziger Halt auf Kaltengrundt gewesen war, machte es ihr schlicht unmöglich weiter mit ihr Kontakt zu haben. Wenn sie diese Lüge leben wollte, dann ohne sie. Sie würde nicht länger dieses falsche Spiel mit spielen.



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14. Rah 1033 BF
Der Bruch
Leomaras Tsatag


Kapitel 5

Autor: NR