Geschichten:Aidaloê - Teil 27: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 11. Dezember 2019, 11:53 Uhr
[Im Landhaus des Edlen von Weißenhain, Baronie Schwarztannen ]
Es war später Nachmittag, als sich das wohlgeborene Paar Rudegar Ancorian von Immenhort zum Weißenhain und Gunelda Praiowine von Gorsingen-Immenhort zum
Weißenhain mit ihrem einzigem verbliebenem Sohne Rothar zum Nachmittagstee
traf. Die Dienstboten trugen zartes Gebäck auf, trocken zwar und nicht so fein
und zahlreich wie in den ganzen letzten Jahren, aber immerhin frisch
zubereitet, und servierten dazu würzigen Kräutertee. Sie genossen den kargen
Luxus dieser Tage in vollen Zügen, waren doch Gebäck und Tee einige der wenigen
Annehmlichkeiten, die man sich als Adlige nach den harten Dürrejahren erlauben
konnte.
„Meine Liebe, genieße doch diesen Tee...“, sprach der alternde Edle zu seiner Gemahlin und deutete mit seiner knochigen Hand auf die Tasse der Jungfer.
Gunelda Edle vom Weißenhain war eine alte und würdige Matrone, hochgewachsen und von kräftigem Körperbau. Man sah ihr das gorsinger Erbe deutlich an, sie war definitiv eine Schwester des verstorbenen Junkers Reto Hagenius von Gorsingen.
Doch seit dem Tode ihres geschätzten Bruders und dem Streit um das Erbe mit seiner Witwe Traviadane von Rothammer-Gorsingen – einer vulgären Nordmärkerin, man stelle sich das vor! - vor mehr als sechs Jahren hatte sie das heimatliche Gut Ferinstein nicht mehr betreten. Sie grollte ihrer Schwägerin immer noch und das würde sich sicherlich auch bis zum Tode einer der beiden Damen hinziehen. Gunelda war vor zwei Tagen nicht anwesend gewesen, als ihre Nichte – zumindest behauptete sie das! - Aidaloê den Edlen von Weißenhain mit ihrer Anwesenheit beehrt hatte. Sie hatte sich entschuldigt und war am Tage vorher zu ihrer Freundin Hesindetta von Riedersbach jenseits der Raller gefahren – Gunelda hatte schlicht diesen Bankert Aidaloê, Kegel einer Elfin mit, angeblich (!) ihrem eigenen Bruder. Sie war sich nicht sicher gewesen und gerade deshalb hatte sie es vorgezogen, dem Treffen fernzubleiben. Doch ihr Gemahl Rudegar hatte die Junkerin von Ferinstein gelobt und ihr tatsächlich einige Ähnlichkeit mit dem Hause Gorsingen bescheinigt. Dies hatte die Edle vom Weißenhain beruhigt – womöglich war sie doch noch zu einem späteren Treffen bereit. Jetzt jedenfalls nippte sie an ihrem Tee.
„Liebes, du siehst so verloren aus?“ drang die leise Stimme ihres Gatten zu ihr vor. „Liegt dir etwas auf der Seele?“
Die Edle schüttelte den Kopf und antwortete nichts, sondern kostete von dem trockenen Gebäck. Es war gräßlich – die Kühe gaben zuwenig Milch für feine Butter und so war auch das Teegebäck trocken und kratzte im Hals. Es waren schreckliche Jahre, es schien als läge ein Fluch auf dem Königreich Garetien. Erst die Dürren, dann der Fall Gareths – die Götter hatten das Herz des Reiches verlassen. Und sie waren...
Ein Diener betrat den kleinen Salon des Landhauses und teilte den wohlgeborenen Herrschaften die Ankunft eines Besuchers mit. Auf eine Gegenfrage antwortete der livrierte Domestik: „Ritter Trautmann von Haderstein. Der hochachtbare Herr ist schwer verletzt und wir schickten nach einem Heiler, Wohlgeboren.“
Gunelda, Rudegar und Rothar sahen sich an, einen Moment lang, und ließen dann Tee und Gebäck stehen, um den Ritter in eines der Gastgemächer bringen zu lassen, auf dass er versorgt würde.