Geschichten:Hochzeitsglocken in Sterkrade: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 8. Dezember 2019, 11:10 Uhr

1. Rondra 1043 BF, Dorf Sterkrade, Markgräflich Kupferklamm
Es war ein schöner Tag im Dorf Sterkrade. Vereinzelt hingen Wolken am sonst hellblauen Himmel, die Sonne tauchte alles in wärmendes Licht und die Vögel trällerten ihre Lieder.
In der Luft hing der Geruch von Gras, Tannen und Blumen.
Im Dorf selbst war geschäftiges Treiben. Vor wenigen Tagen waren Ritter Wolfhelm und die Familie Hardenstatt eingetroffen und hatten tatkgräftig bei der Vorbereitung geholfen.
Firuna und Rondrimir von Aarenhaupt, der jüngere Bruder der Braut waren ebenfalls unter den Ersten die ankamen. Der Geweihte sollte mit einer Geweihten der TRAvia die Hochzeitszeremonie leiten.
Über den Tag verteilt trudelten dann die restlichen Mitglieder der Familie Aarenhaupt in dem kleinen Dörfchen ein aber auch die restlichen Gäste kamen fast ausnahmslos. Der Baron von Zackenberg wurde von seinem Sohn und dessen Gattin vertreten, lies aber Grüße an das Paar ausrichten. Entsprechen voll wurde es hier, hatten die Eltern Ilmars und Veriyas noch ein Zimmer im Haus der Landvögtin bekommen, mussten die restlichen - niederadligen - Gäste in Zelte, welche unweit des Dorfs aufgeschlagen wurden, unterkommen. Die Hochadligen, wie zum Beispiel die Baronin von Vellberg aber auch Timshal und seine Gattin, wurden in größere Häuser des Dorfs einquartiert. Die Bewohner mussten solange bei Nachbarn oder Freunde unterkommen.
Ein solches Durcheinander hatten die Dorfbewohner schon seit geraumer Zeit nicht mehr erlebt. Da dies aber eine Abwechslung in dem sonst so langweiligen Leben hier war, wurde sie freudig aufgenommen und so half jeder beim Aufbauen des Pavillons mit, richteten die Bänke her, schmückten die Häuser und verteilten Fackeln im gesamten Dorf, Festplatz und Zeltplatz.
Ilmar ließ seinen Blick über das geschäftige Treiben schweifen. Er hätte niemals geglaubt dass er hier enden würde als er die Bande von Strauchdieben im letzten Götterlauf verfolgt hatte.
So war er hierhergekommen, hatte Veriya kennen und mit der Zeit lieben gelernt. Über die Wintermonde waren sie sich immer näher gekommen und als der Schnee anfing zu schmelzen wollten beide nicht mehr ohne den jeweils anderen auskommen. Da war es nicht verwunderlich, dass Ilmar in diesem Dorf verblieb und seine Zeit mit Veriya genoss. Einmal noch hatten sie versucht die restlichen zwei entkommenen Diebe aufzuspüren, hatten dabei aber keinerlei Glück. Wahrscheinlich waren sie längst über die Grenze nach Norden geflohen.
"Heute ist dein großer Tag, Bruder. Bist du schon aufgeregt?", witzelte Bran seinen Bruder an.
"Hm, aufgeregt und gleichzeitig entspannt. Eigentlich seltsam, konnte ich die letzten Nächte doch kaum ein Auge zumachen." bemerkte Ilmar mit einem Lächeln.
Bran klopfte seinem Bruder aufmunternd auf die Schulter, er freute sich für ihn, eine Frau würde Ilmar sicherlich gut tun.

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Da standen sie, Veriya und Ilmar, in ihren Hochzeitsgewändern, fein rausgeputzt und strahlten sich gegenseitig und alle Anwesenden an. Der Holzbogen, welcher mit Blumen verziert war rahmte das Paar ein und im Hintergrund standen die beiden Geweihten der RONdra und TRAvia. Die jeweiligen Familien und geladenen Gäste hatten auf Stühlen vor dem Paar platzgenommen.
Als Braut und Bräutigam sich dann das Eheversprechen gaben flossen Tränen der Freude und wurde Jubel geschrien. In dieser Nacht würde Niemand im Dorf Sterkrade schlafen und selbst die Alten, deren Knochen seit Jahren streikten, würden bis tief in die Nacht tanzen, singen, zechen und feiern. Denn heute war die Langeweile vergessen, das karge Leben erfüllt mit Überfluss und das Leben leichter. Von diesem Fest, da war man sich sicher, würde auch noch in Jahren gesprochen werden.

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Noch relativ früh am Abend begrüßte Bärfried, Elissa und ihren Gatten, der etwas wehleidig oder gelangweilt (da war sich Bärfried nicht sicher) dreinschaute. Überaus erfreut über das gemeinsame Treffen setzte er sich, nachdem Formalitäten ausgetauscht wurden, zu ihnen.
"Nun sagt, wie ist es Euch ergangen? Ich hoffe Ihr seid von unserem Treffen gut in die heimatliche Burg gelangt?"
"Danke der Nachfrage. Ja, das Schicksal meinte es gut mit mir und meinen Begleitern, sodass wir nicht nur unbeschadet sondern auch trockenen Fußes nach Burg Mallvenstein zurückkehren konnten. Nochmals meinen aufrichtigen Dank an euch und eure Familie für die wunderschönen Tage in ihren Landen. Die Jagdtrophäe, die ihr mir dankenswerterweise überlassen hattet, hat übrigens einen ganz besonderen Platz neben dem Kamin in der großen Halle bekommen." Mit einem breiten Grinsen fuhr die Baronin fort: "Allerdings hatte ich nicht erwartet, euch alle - und noch Viele mehr - so schnell wiederzusehen, noch dazu zu so einem ausgesprochen freudigen Anlass. Übrigens eine bemerkenswerte Gästeschar, die ihr hier versammelt habt. Beeindruckend." Bärfried nickte mit einem Lächeln, "ich sehe schon, ihr wisst wie man solcherlei Trophäen in Szene setzt!" und nach einem kurzen Schluck aus seinem Becher setzte er nach, "ja in der Tat, ich kann mich nicht erinnern wann ich das letzte Mal soviele Adlige auf einem Fleck in den Zacken gesehen habe. Wie mir gesagt wurde haben sich mein Onkel und Vater nicht lumpen lassen und die Gästeliste ohne murren so bewilligt. Jeodch glaube ich, dass mein Bruder ein gutes Stück diese Feier mitgezahlt hat..." Bärfried ließ kurz seinen Blick schweifen, konnte aber scheinbar nicht das oder den finden was er suchte und wandte sich wieder Elissa zu.
"Ja, es gibt wahrlich günstigere Vergnügungen, als soviele Gäste unterbringen und verpflegen zu müssen - von den zu führenden Unterhaltungen ganz zu schweigen.", ergänzte die Baronin grinsend, um dann überraschend das Thema zu wechseln. "Oh, da hätte ich doch bei all der Plauderei beinahe mein, nun ja, Gastgeschenk für euch vergessen! Einen Moment bitte." Die Adlige nestelte etwas umständlich einen Umschlag aus ihrer Kleidung und überreichte ihn ihrem verdutzten Gesprächspartner. "Ihr batet mich jüngst um ein Empfehlungsschreiben für unseren neuen Heermeister; eine Bitte, der ich gerne nachgekommen bin. In dem von mir unterschriebenen und gesiegelten Schriftstück habe ich eure Eignung als Offizier dargelegt - unsere gemeinsame Jagd damals war ja ein ebenso guter wie unfreiwilliger Test eurer Fähigkeiten - und Baron Zivko angeraten, euch als Leutnant in das Heer zu übernehmen. Das Zeug dazu habt ihr meines Erachtens allemal. Alles weitere wird der Gute, denke ich, dann direkt mit euch besprechen."
Bärfried hielt den Umschlag ehrfürchtig in den Händen und grinste seine Gesürächspartnerin freudestrahlend an, "habt vielmals Dank! Nun dürfte meinem Weg in das Heer nichts mehr im Weg stehen! Ich werde Euch keinerlei Schande bringen! Darauf gebe ich mein Wort als Ritter!", und mit diesen Worten klopfte sich Bärfried mit der rechten Faust auf die Brust, als würde er einen Schwur ablegen.
Dann blickte er zum Tanzplatz und vernahm die langsam anfangende Musik, welche auch schon andere Gäste anzog. Mit einem Lächeln stand er auf und verbeugte sich höflich vor Elissa und ihrem Mann, "dürfte ich ihre Hochgeboren vom Berg um den nächsten Tanz bitten?"
Die Aufgeforderte schaute für einen Moment sichtlich irritiert drein, hatte sie doch schon seit Jahren nicht mehr getanzt und dann auch mehr aus Notwendigkeiten denn echter Begeisterung heraus. Allerdings waren Gelegenheit und Umfeld einfach zu günstig, um es nicht doch noch einmal zu versuchen. "Nun, ihr traut euch was, Herr Bärfried!", entgegnete Elissa mit einem schelmischen Grinsen, "euer Mut gereicht einem angehenden Offizier wahrlich zur Ehre. Gerne will ich einen Tanz mit euch wagen und schauen, ob ich die ganzen Schrittfolgen und Drehungen noch hinbekomme, noch dazu mit nur einer Hand. Seid also etwas nachsichtig mit mir. Und nun genug geredet. Lasst uns tanzen!"

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Mit einer gewissen Reserviertheit aber dennoch ausgesuchter Freundlichkeit begrüßte die aus Perricum angereiste Fredegard von Hauberach ihre Stieftochter Elissa, sehr zur Überraschung einiger Anwesender, die um das angespannte Verhältnis der beiden Damen zueinander wussten. Kaum war der Höflichkeit jedoch Genüge getan, wandte sich Fredegard der Akoluthin der Peraine-Kirche Palinai von Drosselpfort zu, die augenscheinlich gerade erst angekommen war. Eine ganze Weile unterhielten sich die beiden Frauen angeregt über das Kochen sowie Anbau und Pflege von allerlei Kräutern. Als die Damen sich trennten, um sich anderen Gesprächspartnern zuzuwenden, schenkte Fredegard ihrer Gesprächspartnerin noch eine Kräutermischung aus ihrem eigenen Garten, sehr zur Freude der Akoluthin.

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Cordovan von Zackenberg saß gemeinsam mit Miranda Fremberger, Jesmina von Aarenhaupt sowie Bran von Hardenstatt an einem der runden Tische und spielten Fünf-Karten-Boltan. Es ging nicht um große Einsätze, dafür lernte man viel über seine Mitspieler kennen. Die Edle der Landmark Vellberg hatte sichtlich Spaß und genoss es andere Adlige kennenzulernen. Scheinbar hatte sie nicht die besten Beziehungen zum Adel Vellbergs, was wohl - nach Brans Meinung - an der Tatsache lag, dass Miranda eine Neu-in-den-Adel-gehobene war. Umso besser verstand sie sich mit dem Junker von Ramsberg, der wiederum seinerseits ihr bereitwillig von den Idealen des Storchenbunds erzählte.
Da Bran dem Wein schon gut zugesprochen hatte wurde dieser immer redseeliger und tauschte mit der Hauptfrau der Garde des Barons zu Dürsten-Darrenfurt alte Kampfgeschichten aus und steigerte sich mit ebenjener immer mehr in einen Wettkampf darüber, wer mehr Geld setzen konnte bevor der Andere ausstieg.

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Palinai von Drosselpfort und Samia von Drôlenhorst hatten sich gemeinsam an einen Tisch gesetzt und sprachen über viel belangloses Zeug. Die beiden Frauen verstanden sich auf Anhieb gut und es wurde viel gemeinsam gelacht.
Dabei versuchte vor allem Letztere auszuloten wie die Heiratspläne der Kinder von Ersterer aussahen.

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Norholt von Rickenberg hatte sich an einen Tisch, etwas abseits des Trubels, gesetzt und streckte seine Glieder aus. Ihm waren solcherlei Veranstaltungen eigentlich zuwider und am liebsten wäre er erst gar nicht hergekommen. Doch die Etikette verlangte es und darüberhinaus gab es keine Verpflichtung bis zum Morgengrauen hier zu bleiben. Er würde wohl noch etwas sein Gesicht zeigen, damit auch jeder ihn gesehen hatte, der Etikette genüge getan wurde und würde sich dann in sein Zelt zurückziehen. Doch er hatte die Rechnung scheinbar ohne Timor von Alxertis gemacht, dieser hatte sich zu ihm gesetzt und fing nun an über seine Gebrechen zuklagen.
"Wisst Ihr, eigentlich freue ich mich über solcherlei Kurzweil aber meine Beine machen mir sehr schnell Probleme. Die Füße schwellen an, die Knie schmerzen", er seufzte wehleidig aus ehe er weiter auf Norholt einredete, ohne zu merken, dass dieser ihm immer weniger zuhörte.

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Bärfried und Ariana hatten auf einer Bank, unweit des Tanzplatzes, platz genommen. Ausgelaugt aber zufrieden blickten sie sich an. So ausgiebig getanzt hatten sie beide schon lange nicht mehr und umso mehr genossen sie die Möglichkeit, welche sich ihnen hier bot.
"Lass mich kurz verschnaufen, dann können wir uns beim übernächsten Tanz wieder einreihen, ja?" grinste Bärfried seine Frau an, während er sich einen Becher mit Wein griff.
"Gerne. Aber sag, hättest du gedacht dass Ilmar eines Tages eine Frau hier... Im Nirgendwo finden würde?" fragte Ariana mit einem lachen auf den Lippen.
Bärfried nahm einen großen Schluck von seinem Becher und ließ dann seinen Blick schweifen, "nein, nicht wirklich. Aber sie passt zu ihm, scheint aus einer anständigen Familie zu kommen. Kann selbst anpacken und obgleich sie nicht aus den Zacken kommen." anerkennend nickte Bärfried während sich Ariana an ihn schmiegte.

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Firunwin und Almor saßen an einen der längeren Tische, an denen zuvor gespeißt worden war, und unterhielten sich. Beide Männer hatten schon einige Becher Wein und Bier gekippt, hielten sich aber noch ganz gut.
"Also... Dann... Dann heissse isch Eusch Willkommen! Esss is' mir eine Ehre Eusch kennensulernen...", brabbelte Firunwin vor sich her, während er versuchte seine Pfeife zu stopfen.
Almor nahm dem alten Mann die Pfeife gekonnt ab und stopfte sie fachmännisch, jedenfalls soweit es der Verlust seiner Feinmotorik, bedingt durch den Alkoholgenuss, zuließ. Mit einem freundlichen und zufriedenen Lächeln gab er die PFeife zurück, "habt Dank verehrter Herr... Isch freue misch ebenfallsss Eusch kennensulernen und isch bin froh dasss mene klein' Schweschder in gude Hände nun isch!", mit einem anerkennenden Nicken prosteten sich die beiden Männer zu und kippten ihre Becher.