Geschichten:Der Herr auf Ox - Stur wie ein Ochse

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Burg Ox in der Baronie Viehwiesen, Travia 1033 BF

Dramatis Personae

Leobrecht saß im Stuhl neben dem Bett seines Sohnes Wolfaran, in der Hoffnung er würde sich abgeregt haben, wenn er wieder zu sich kommen würde. Knapp war es gewesen, fast hätte der Draufgänger eine derbe Auseinandersetzung mit seiner Tante heraufbeschworen.

Die Mittagssonne schien mittlerweise schon hoch über Burg Ox als Leobrechts Sohn offensichtlich mit starken Kopfschmerzen und Übelkeit erwachte. Wolfaran trank zwar gerne hier und da mal ein Bierchen, das gehörte im Schlund einfach dazu, aber an Brand war er nicht gewöhnt.

„Was hast Du Dir dabei gedacht?“ raunzte Leobrecht seinen Sohn scharf an.

Durch den Angriff hellwach, fuhr Wolfaran seinen Vater an: „Gedacht... Gedacht. Ich kann nicht zuschauen, wie meine Tante meine Mutter ins Unglück stürzt und mein Vater, ja genau Du, alles untätig und feige wie ein Wiesel hinnehmt.“

Leobrecht sichtlich erbost über die Einschätzung seines Sohnes: „Du nennst mich feige. Das ist eine Frechheit. Giselda ist auf der einen Seite wie eine Mutter für mich und Deine Mutter auf der anderen Seite liebe ich über alles. Es ist nicht im Entferntesten meine Absicht Deine Mutter ins Unglück zu stürzen, denn ich wünsche mir mehr als alles andere, dass sie glücklich ist.“

„Und dazu gehört es eine andere Frau zu ehelichen?“, Wolfaran setzte sich auf.

Leobrecht schüttelte den Kopf, „Nein gewiss nicht. Dennoch muss ich Giselda in gewisser Weise recht geben, dass unser Familienzweig vom Aussterben bedroht ist. Was soll ich denn deiner Meinung nach tun?“

An der Mimik und Gestik des Reichsvogtes konnte man erkennen, dass er selbst mit der Situation unglücklich war. Aber auch schlechte Zeiten ließen sich seiner Ansicht nach überstehen.

Wolfaran schnaubte vor Wut, „Vom Aussterben bedroht sagst Du. Und wer sind Leonora, Alecha und ich? Setzte Dich zur Wehr, heirate nicht, biete Deiner Schwester die Stirn. Das kann doch nicht so schwer sein.“

Leobrecht, der gebetsmühlenartig seine Rede fortsetzte: „Ihr seid meine Kinder und ich liebe euch unendlich. Aber auch Du weisst, dass ich mit Deiner Mutter nicht verheiratet bin und ihr Bastarde bleibt - leider. Giselda ist unser Familienoberhaupt und ich habe ihren Wunsch, auch wenn er mir missfällt und mich schmerzt, zu respektieren und zu erfüllen. So ist es nun mal.“

„Wenn dem so ist, habe ich das Recht Dich feige zu nennen. Hast Du gehört? Du bist ein feiger Hund.“, Wolfaran der mittlerweile wie von der Maraske gestochen aufgesprungen war, stand seinem Vater nun Auge in Auge gegenüber.

Leobrecht war mit allen seinen Mitteln darum bemüht seinen Sohn zu besänftigen und seine Fassung zu wahren, „Wolfaran, zügele dich!“

Wolfaran schrie wutentbrannt: „FEIGER HUND!“

Der Reichsvogt griff den eh noch halb angekleideten Wolfaran am Schlafittchen, riss ihn an sich und beförderte ihn in einem Schwung aus der Tür: „Raus, raus hier! Verschwinde und komm erst wieder, wenn Du bei Verstand bist!“

Wolfaran warf die schwere Tür krachend zu und verschwand, seinen Vater und das Haus Ochs übelst verfluchend. Leobrechts Faust raste in die Eichentür, dann brach er auf die Knie und ließ den Tränen freien Lauf - hier hörte ja keiner sein Leiden.