Heroldartikel:Eine Hängepartie an der Natter

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Wie eine eingestürzte Brücke den Handel über die Reichsstraße hemmt

Ingerimm 1034 BF, Festung Hohenstein: Seit Jahren schon mehren sich die Stimmen, die vor einem Verfall der Reichsstraßen warnen. Die Ochsenbluter Urkunde übertrug die Erhaltungspflichten für die Lebensadern des Reiches den Baronen, durch deren Ländereien sie führen. Dadurch jedoch verschärfen sich die Probleme mit teilweise gravierenden Folgen.

Das jüngste Beispiel ist die bereits vor einem Götterlauf eingestürzte Rabenbrücke über die Natter an der Festung Hohenstein, die sich seitdem zu einem politischen Zank- apfel zwischen dem Königreich Garetien und der Traviamark entwickelt.

An der Stelle, wo früher Ochsenkarren, Depeschenboten und Soldatenbanner auf dem Weg zwischen Gareth und Perricum die Natter überquerten, spannt sich nun ein aus Stricken geflochtenes Provisorium über die unberechenbaren Fluten. Einzelne Fußgänger, die genügend Mut und Gewandtheit beweisen, können so den reißenden Fluss überqueren, nicht aber Pferde und Maulesel, geschweige denn die großen Lastkarren, welche einen Teil der eingeführten Waren aus dem Hafen von Perricum nach Gareth transportieren. Freilich gibt es Alternativen, aber die Treidelkähne auf dem Darpat, mit denen Waren von Perricum nach Rommilys transportiert werden, stehen im Dienst der Markgrafschaft Perricum und der Traviamark, was sich in den höheren Transportkosten widerspiegelt. Zudem verfügt die Stadt Rommilys über ein Stapelrecht, welches von jedem Händler verlangt, seine Waren zu günstigen Konditionen auf dem Markt von Rommilys anzubieten. Beim Umweg durch die Stadt Wandleth dagegen müssen die Händler die hohen Wegzölle der Grafschaft Schlund bezahlen. Denn mit dem Verlassen der Reichsstraße entfällt auch die Zollfreiheit gegenüber den Grafen und Baronen, welche die Reichsstraßen zu so beliebten Handelswegen macht. Der Einsturz der uralten Rabenbrücke führt für die Kaufleute da- her zu deutlichen Verlusten in ihren eigentlich höchst profitablen Geschäften.

Die Geschichte der Rabenbrücke reicht weit zurück. Bereits in der Siedlungszeit wurde unweit der Mündung der Natter in den Darpat eine „rabenschwarze Basaltbrücke“ dokumentiert, deren Bauweise unbekannter Herkunft ist und an deren Sockel sich Schriftzeichen einer unbekannten Sprache finden. Der während der Trollkriege erbauten Festung Hohenstein fiel die Herrschaft über die Brücke zu und sie erhielt zudem ein kaiserliches Brückenprivileg, welches den Bau einer weiteren Brücke über die Natter verbot. Während der Belagerung von Rommilys durch Asmodeus von Andergast versuchten die Söldner der Galotteska mehrmals, die Brücke in Richtung Schlund zu überqueren, wurden jedoch jedes Mal erfolgreich von Luidor von Hartsteen, einem der beiden selbsternannten Grafen Hartsteens, daran gehindert. Allerdings erlitt die Brücke während dieser Kämpfe erhebliche Schäden. Zudem ist seit dem Reichsverrat von Ucurian von Rabenmund das Amt des Hohensteiner Burggrafen vakant und wurde seither nicht neu besetzt. Die auf dem Hohenstein stationierten Gänseritter um den überforderten Markgräflichen Burgvogt Bohemund Bruckner besitzen jedoch nur sehr eingeschränkte Rechte, und so unternahm niemand die nötigen Reparaturarbeiten, so dass die vielbefahrene Brücke im Frühsommer 1033 BF mit lautem Getöse zusammenbrach.

Seitdem gibt es einen politischen Machtkampf um den Wiederaufbau der Brücke. Auf der einen Seite bemühen sich Graf Luidor von Hartsteen, dessen Burg Oberhartsteen auf der Schlunder Seite der Natter steht und der daher die Brücke für den Kontakt zu seinen Vasallen in der Grafschaft Hartsteen benötigt, sowie der Garether Rat der Helden, aus Angst vor steigenden Preisen und drohenden Versorgungsengpässen der Kaiserstadt, um eine rasche Lösung des Problems.

Auf der anderen Seite verzögern Graf Ingram vom Schlund und der Kronverweser Cordovan von Rabenmund den Bau mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten. Denn sowohl der Schlund als auch die Traviamark profitieren wirtschaftlich sehr von der eingestürzten Brücke, müssen doch die transportierten Waren aus Perricum entweder in Rommilys oder Wandleth Station halten und so nicht geringe Zölle be- zahlen. Am Kaiserhof dagegen schweigt man sich aus. Gerüchten zufolge scheinen die engen Vertrauten von Kaiserin Rohaja unterschiedliche Interessen zu verfolgen und sich in einem politischen Patt zu befinden.