Geschichten:Zweifelfelser Zwist – Familienrat: Blutiger Anfang

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Burg Zweifelfels, Baronie Zweiflingen, 5. Rondra 1040 BF:

Der Familienrat der altehrwürdigen Familie Zweifelfels stand unter keinen guten Stern. Da war sich Gisborn sicher. Denn nach der Ermordung von Ritter Gisbert vor wenigen Tagen und dem Gifttod von Thalea während Debreks Trauerfeier, spürte er bei den angereisten Familienmitgliedern Unbehagen, wenn nicht gar Unsicherheit. Zweifelfelser Blut wurde an einem der heiligsten Orte der Baronie, dem Zwiefelsen, auf grausamste Weise vergossen. War das ein Zeichen?

Auch war keineswegs klar wer Debrek als Oberhaupt der Familie folgen würde. Nun mehr waren es drei die um dieser Würde rangen. Neben Leomar waren dies Debreks Schwestern Rondriga und Leumunde. Die Fronten waren verhärtet und die Kontrahenten standen sich unversöhnlich gegenüber.

Symbolischer hätte es kaum sein können, denn ausgerechnet am Tag des Schwurs, einem der wichtigsten Feiertage der göttlichen Leunin, sollte der Familienrat eröffnet werden. Von nah und fern strömten seit Tagen Familienangehörige in die Stammburg. Die Kaisermärker, unter Führung von Junker Oldebor, waren gekommen, genauso wie die Nordmärker, wie der Kanzleirat und Reichsedler Angilbert und die Praios-Geweihte der Elenviner Wehrhalle Adala Praiosmin. Landrichterin Yalagunde, Baroness Selindra, alle waren da und versammelten sich bereits in der Großen Halle.

Gisborn ging festen Schrittes durch die langen, dunklen Gänge von Burg Zweifelfels. Er versuchte seine eigene Unsicherheit und Angst zu unterdrücken. Nie war der Name dieses uralten Gemäuers so passend, dachte er sich, denn er war voller Zweifel.

Aus der Ferne hörte er laute Schritte schnell auf sich zu kommen. Es war Ulmara, die Zofe der alten Wetterfels, die laut schluchzend und mit bleichen Gesicht an ihm vorbeigelaufen kam. Kurz drauf näherten sich weitere Schritte. Es waren Iserion und Isida.

„Was ist denn mit ihr los? Hat sie einen Geist gesehen?“ Gisborn schaute die beiden fragend an.

„Viel schlimmer!“ Isida Gesicht wirkte ernster als sonst.

„Das musst du sehen! Komm!“ Auch Iserion wirkte nicht so abgeklärt wie sonst.

Die drei näherten sich der Ankleidekammer der Vögtin. Die Tür stand halb offen. Drinnen offenbarte sich Gisborn ein Anblick des Grauens. Zwei Frauen, in festlicher Robe gekleidet, lagen leblos am Boden. Die eine war mittleren Alters, die andere etwas älter. Ihre Körper waren blutüberströmt, ihre Haut von schwelenden Pusteln überseht und die Gesichter, als hätte Satinav die Zeit während des Todeskampfes angehalten, waren noch immer schmerzverzerrt und zu grausigen Fratzen entstellt. Gisborn hielt den Atem an. Was war hier geschehen?

Gisborn trat näher heran und erkannte die beiden Frauen. Es waren Ginaya und Aldyra, sie waren gemeinsam mit Junker Oldebor angereist.

„Nicht anfassen!“, Iserion hielt Gisborn zurück, „Sie wurden vergiftet!“

„Vergiftet?“, fragte Gisborn ungläubig.

„Ja, es war in den Kleidern!“ Für den Jungmagier gab es keinen Zweifel.

„Für wen waren die bestimmt? Für die beiden?“ Gisborn hatte sich nun wieder etwas gefangen.

„Nein. Die waren für die alte Wetterfels und für Emer … ich kann mich noch gut dran erinnern wie sie Ulmara als Gastgeschenk überreicht wurden. Ich denke, Ginaya und Aldyra wollten die Roben einfach nur mal anprobieren.“

„Warte mal, überreicht von WEM?“ Der junge Knappe schaute seine Verlobte eindringlich an.

Isida schluckte. „Junker Oldebor.“