Geschichten:Graue Eminenz – Das Concilium Königlicher Vögte
Rittergut Trollbrück, Königlich Monvaldorn. Ende Rondra 1046 BF:
Gemächlich ritten Celissa von Falkenwind und Daleria von Siandes durch das Tor von Trollbrück. Die beiden Kronvögtinnen waren gemeinsam von Waldstein nach Eslamsgrund gereist, mit einer Mischung aus Verwunderung und Neugier im Gepäck. Für sie überraschend, wurde das Concilium Königlicher Vögte einberufen, und zwar nicht von ihrem Ratsvorsitzenden Hal von Ehrenstein, sondern von Calderia von Gareth, der Schwester von Großfürst Alderan. Celissa und Daleria hatten beide noch an keinem Conciliumstreffen teilgenommen, zumal auch die Legitimität dieses Rates unklar war. Gebildet auf Geheiß von Kronvogt Hal von Ehrenstein nach dem Verschwinden von Königin Rohaja im Götterlauf 1027 BF, wurde es nach der Rückkehr der Königin von dieser nicht einmal als Beratergremium hinzugezogen.
Nun aber, nur wenige Monde nach der Krönung von Großfürst Alderan, war es ausgerechnet seine Schwester, Kronvögtin Calderina, die das Concilium zusammenrief. Bedeutete das etwa auch die Legitimität durch den Großfürsten? Hatte dieser vor, sich den Ratsschluss seiner Kronvögte anzuhören? Was bedeutete die Gastgeberrolle Calderinas für den Quasi-Vorsitzenden Kronvogt Hal von Ehrenstein? Würde sich dieser düpiert fühlen?
Es gab also einiges an Klärungsbedarf. Besonders Daleria von Siandes wirkte nachdenklich. Im Gegensatz zu Celissa waren ihr politische Winkelzüge nicht fremd. Sie selbst war kurz nach der Krönung vom neuen Großfürsten zur Kronvögtin von Neerbusch ernannt worden. Ihre erste Amtshandlung war die Abreise nach Eslamsgrund gewesen. Doch sah sie hinter ihrer Ernennung ganz klar die Handschrift von Alderans Vater Gerwulf, dem sie viele Götterläufe treu in der Alriksmark gedient hatte, als dieser dort noch Reichsvogt war. Steckte also auch hinter diesem Treffen der Graf von Eslamsgrund? Und wenn ja, mit welcher Agenda?
So kamen die Kronvögte im Turmzimmer von Gut Trollbrück an einer runden Tafel zusammen. Die Anwesenden waren:
- Calderina von Gareth, Kronvögtin von Monvaldorn
- Hal von Ehrenstein, Kronvogt von Halhof
- Albur von Mersingen, Kronvogt von Dornensee
- Celissa von Falkenwind, Kronvögtin von Serrinmmoor
- Daleria von Siandes, Kronvögtin von Neerbusch
- Treumunde von Eychgras, Kronvögtin von Puleth
Doch einer fehlte. Es war Orelan von Leuenwald, Kronvogt auf der Mardershöh.
„Verehrtes Concilium“, erhob Calderina ihre Stimme. „Es freut mich, dass ihr meiner Einladung gefolgt seid. Es gibt vieles zu besprechen. Doch zuallererst muss ich mit einer bestürzenden Nachricht aufwarten: Einer aus unseren Reihen, Kronvogt Orelan von Leuenwald, gilt seit einigen Monden als vermisst.“
Ein Raunen ging durch die Anwesenden.
„Nun, Leuenwald war einer von uns, es unsere Pflicht den nachzugehen!“, sprach Albur von Mersingen mit bedächtiger, etwas abwesend klingender Stimme. Es war ihm anzumerken, dass er noch anderen Gedanken nachhing.
„Das wohl!“, stimmten die anderen mit ein.
„Wir sollten vertrauenswürdige Leute mit der Suche nach ihm beauftragen“, schlug Calderina fest, die Orelan von Leuenwald noch nie begegnet war.
„Leuenwald war Mitglied in unserem Concilium, aber er war auch, so wie ich, ein Vertrauter der Krone“, sprach Hal von Ehrenstein mit fester Stimme. „Wir sollten uns an die Gemeinschaft des Ordens vom Heiligen Altar zu Korgond wenden und diese auf unsere Sache einschwören.“
„Auf die Suche nach Leuenwald? Weil die Vertrauten der Krone auch schon Korgond gefunden haben, sollen sie jetzt Leuenwald suchen?“, fragte Treumunde von Eychgras mit einem spitzfindigen Lächeln nach. „Oder sollen sie nicht nur suchen, sondern auch finden?“
„Selbstverständlich!“, antwortete der Ehrensteiner ruhig. „Die Vertrauten der Krone könnten dem Großfürsten bei seiner Herrschaft eine wichtige Stütze werden.“
„So sei es!“, reifen die anwesenden Kronvögte unisono.
So beauftragte das Concilium Hal von Ehrenstein damit, seinen Bundesgeschwistern von der Gemeinschaft des Ordens vom Heiligen Altar zu Korgond einen Aufruf zukommen zu lassen, um das Verschwinden ihres Bundesbruders aufzuklären.
