Geschichten:Für Ruhm und Ehre

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Burg Angareth, Markgräflich Arvepass, irgendwann im Praios 1044 BF

Die Besprechung hatte länger gedauert als üblich, dafür war das, was besprochen wurde, umso interessanter.
Seit einiger Zeit ging ein Geflüster durch die Reihen des Bombardenregiments. Immer wieder vernahm man Stimmen, die eine Mobilmachung des Heeres nach der Heerschau prophezeiten. Dabei waren sich diese nicht einig, wohin genau es gehen sollte, jedoch, dass es irgendwo hingehen würde, stand für die Gerüchteküche fest.
Nun war genau dieses Geraune - oder besser der Grund für dieses Geraune - zentraler Bestandteil der wöchentlichen Besprechungen der führenden Offiziere auf Burg Angareth gewesen.
Tatsächlich wurde man aus Perricum, vom Regimentsstab selbst, darüber in Kenntnis gesetzt, dass sich ein Großteil des Regiments wohl bald im Einsatz befände. Welches Ziel dieser hatte und wo es die Angehörigen hinverschlüge, konnte oder wollte man Seitens der Regimentsführung nicht verraten.
Bärfried von Hardenstatt vermutete, dass es sicherlich etwas mit der Fehde in Garetien zu tun hatte, Hauptmann von Raffelsberg hatte dem zugestimmt und vermutete eine Vorsichtsmaßnahme seitens des Markgrafen, um ein Überschwappen der Fehde schon im Keim zu ersticken.
Was es auch immer war, weswegen die stehenden Truppen einsatzbereit gemacht wurden, für den einäugigen Leutnant stand fest, aktiv daran teilzunehmen! Er sprach deshalb, nach der gemeinsamen Sitzung, seinen Hauptmann an.
Bärfried wollte unbedingt bei diesem Einsatz dabei sein und äußerte diesen Wunsch gegenüber seinem Vorgesetzten, mit der Bitte, einen entsprechenden Brief an die Regimentsführung schicken zu dürfen. Yarlak von Raffelsberg erkannte das Feuer in seinem Leutnant und gab diesem nach einigem Zögern - würde er doch bis auf Weiteres auf dessen Zuarbeit und Unterstützung verzichten müssen - sein Einverständnis mitsamt einer entsprechenden schriftlichen Erklärung, die der Hardenstatter seinem Schreiben beifügen konnte.
Umgehend danach eilte dieser in die Schreibstube der Burg und forderte Pergament und Tinte an.
In seinem Arbeitszimmer angekommen, verfasste er ein Schreiben an Hauptfrau Isentraut Nordhain, die Scharmeisterin des Regiments, in dem er seine Freude über den bevorstehenden Einsatz und seine unbedingte Bereitschaft, die anstehende Aufgabe zu bewältigen, Ausdruck verlieh.
Kurz musste er seine Euphorie bremsen und seinem Fähnrich aufgeben, herauszufinden, welche Neuerungen und Änderungen der neue Oberst eingeführt beziehungsweise durchgeführt hatte. Diese wob er dann schmeichelhaft ein und bat darum, wenn es denn dann soweit wäre, eine Möglichkeit zu bekommen, sich gegenüber der Markgrafschaft und dem Regiment beweisen zu dürfen.
Der Gedanke, seine Frau und Kinder lange Zeit nicht mehr zu sehen oder dass ein solcher Einsatz die Gefahr barg, vorzeitig vor Boron treten zu müssen, kam ihm dabei nicht.

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Reichsstadt Perricum, Liegenschaften des Bombardenregiments Trollpforte, irgendwann im Praios 1044 BF

“Gut, was noch?”, fragte der wie aus dem Ei gepellt aussehende frischgebackene Oberst seine Scharmeisterin.
“Hauptfrau Linneweber beklagt abermals den vakanten Posten ihres Stellvertreters respektive ihrer Stellvertreterin”, erklärte Hauptfrau Nordhain, während sie einige Papiere zur Seite schob.
Oberst Siegerain von Bregelsaum-Berg fasste sich an den Nasenrücken. Wenn bekannt werden würde, welche Banner für den bevorstehenden Einsatz vorgesehen waren, dürfte die Hauptfrau ihm sicherlich noch viel mehr mit der leeren Stelle in den Ohren liegen und nerven. Aber woher sollte er denn plötzlich fähiges Personal nehmen? Wenn sich keines meldete, mussten Stellen zwangsläufig unbesetzt bleiben, zumal Offiziere auch nicht so einfach zu rekrutieren waren.
“Wenn Herr Oberst eine Bemerkung gestatten würde?”, riss die Scharmeisterin ihn aus seinen Gedanken, “Ein Leutnant aus dem 8. hat in einem Brief seine Freude und Bereitschaft Ausdruck verliehen, für die Markgrafschaft ins Feld zu ziehen. Wenn das 3. Banner noch unbedingt einen Stellvertreter braucht, wäre dies sicherlich ein geeigneter Kandidat”.
Eine Augenbraue hochziehend musterte Siegerain die Frau vor sich. “Ihr schlagt also vor, eine vakante Stelle durch eine andere zu ersetzen? Damit ist doch nichts gewonnen”, merkte der Herr Oberst mit geschürzten Lippen an. Ihm missfiel es ganz gewaltig, durch bloßes Umsetzen das eigentliche Problem lediglich zu kaschieren. Allerdings, das musste er zugeben, sollten zumindest die zu entsendenden Banner über ihre entsprechenden Sollstärken verfügen.
Missmutig wog er seinen Kopf hin und her, während er auf die Papiere vor sich blickte. “Hm, nun gut. Es hilft ja nichts, die Stellen sollten besetzt sein, wenn es in den Einsatz geht. Fertigt eine entsprechende Kommandierung aus und sendet sie an die Hauptleute des 3. und 8. Banners sowie diesen Möchtegernkriegshelden.” Mit einem stechenden Blick schaute er von seinen Papieren auf und richtete ihn auf seine Scharmeisterin. “Wenn dies erledigt ist, möchte ich, dass der Stab sich Gedanken darüber macht, wie die vakanten Stellen im Regiment, insbesondere bei den Offizieren, schnellstmöglich neu besetzt werden können. OHNE dass wir dadurch neue vakante Posten schaffen, wenn´s beliebt. Verstanden?”

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Burg Angareth, Markgräflich Arvepass, irgendwann im Praios 1044 BF

So hatte sich Bärfried das nicht vorgestellt, als er seine Bereitschaft erklärt hatte, dem Regiment und damit der Markgrafschaft bei ihrer anstehenden Aufgabe zu helfen.
Er hatte gedacht, dass er und sein Banner bei der Entscheidung zwischen den beiden Rotzeneinheiten besonders bedacht werden würden.
Aber was er nun in den Händen hielt, war ein Kommandierungsbefehl! Ausgestellt und gesiegelt vom Herrn Oberst höchstpersönlich!
Man hatte sich dazu entschieden, den Leutnant in das 3. Banner abzukommandieren. Hauptfrau Linneweber bräuchte einen fähigen Stellvertreter für die Zeit des Einsatzes (über dessen Ziel abermals kein einziges Wort verloren wurde). Der Leutnant solle sich rechtzeitig vor der Heerschau in der Reichsstadt einfinden und bei der Hauptfrau melden.
Bogenschützen, dachte sich der Blondschopf etwas missmutig. Eine Versetzung in den Süden, nach Sebarin, noch dazu! Schoss es ihm durch den Kopf und er blickte etwas wehmütig aus dem Fenster, auf die dahinterliegenden Steilhänge der Trollzacken. Er seufzte, der Bogen war nun wahrlich nicht seine liebste Waffe. Die Versetzung nach Sebarin, einer der letzten Hochburgen der alttraditionellen Nebachoten, wurde ihm zumindest durch den nahen Abmarsch schmackhafter gemacht.
Zu seinem Missmut kam jedoch erschwerend hinzu, dass in dem Befehl nur er genannt wurde und nicht sein Fähnrich, der ihm seit seinem Eintritt in das Heer eine treue Stütze gewesen war.
Abermals seufzte der Hardenstatter und legte das Schreiben beiseite. Es nützte ja doch nichts.
Nun würde sein Hauptmann das Banner in Kenntnis setzen, dass der Leutnant sie bald verließe. Bärfried selbst durfte wiederum nicht vergessen, seiner Frau zu schreiben und ihr zu erklären, welche Veränderungen bevorstanden. Hoffentlich würde sie diese Nachricht besser auffassen als die Letzte.