Geschichten:Ein neuer Gutsherr – Jemand zuhause?

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Dorf Waldhus, Gräflich Silz, 21. Praios 1046 BF:

Bedächtig schritt Odilbert von Esch zwischen den einzelnen Bauernhäusern umher. Sein Blick wanderte immer wieder seitwärts zu den einzelnen Gehöften in der Hoffnung eine menschliche Seele aufzufinden. Es musste schließlich jemand hier sein, der das Vieh zwar eher schlecht als recht versorgte. Doch die Fensterläden waren alle verschlossen.

Schließlich erreichte Odilbert so etwas wie einen Dorfplatz. In dessen Mitte prangerte ein skelettierter Wolfskopf auf einer Pike und schien den alternden Ritter höhnisch anzugrinsen. Verwundert wandte er sich ab und blickte zu den Häusern, die sich um den kleinen Platz gruppierten. Mit lauter und fester Stimme begann er zu sprechen.

„Liebe Leute von Waldhus, mein Name ist Odilbert von Esch. Die gräfliche Administration hat mich zum neuen Verwalter dieser Lande bestimmt.“

Odilbert hielt inne. Keine Antwort. Doch dann hörte er langsam das Knarren einer Tür. Hinaus kam eine ältere Frau mit schlohweißen, langen Haaren. Ihre Haut war furchig und rau. Schneller als Odilbrecht erwartet hatte, schritt die Frau an ihn heran.

„Mein Name ist Hella, ich bin die Dorfsprecherin. Ihr seid also unser neuer Herr?“ Etwas ungläubig blinzelte die Alte Odilbert an.

„Oh, ähm ja. Das kann ich sogar beweisen.“ Etwas umständlich kramte er das Schreiben aus Hirschfurt hervor und hielt es der Frau triumphierend vor die Nase.

„Ich kann nicht lesen“, bemerkte diese trocken, „aber ich kenne das Siegel. Ihr werdet wohl schon recht haben.“

„Aber natürlich, ich meine … warum sollte ich… .“ Zu mehr kam er nicht mehr.

„Ja ja, was verschafft Euch hoher Herr denn die ‚Ehre‘ in diese Gegend geschickt worden zu sein?“. Die Art und Weise wie sie das Wort ‚Ehre‘ betonte, hätte Odilbert aufhorchen lassen können, tat es aber nicht.

„Nun … äh … mit den edlen Tugenden eines Waldsteiner Adligen … und so.“ Odilbert wollte doch lieber schnell das Thema wechseln. „Schön habt Ihrs hier!“ Er lächelte verlegen. „Und dieser prächtige Wolfskopf … er ist … einfach … prächtig!“

„Die Weiße Wölfin gibt uns Schutz.“ Die Alte legte ihren Kopf zur Seite. „Werdet Ihr uns auch schützen?“

„Schützen? Ähm … äh … ja … ähm … wovor genau?“, Odilbert kniff seine Augen fragend zusammen.

Ohne auf seine Frage einzugehen, erwiderte sie: „Euer Weg wird Euch noch ein paar Meilen weiter den Tannenbach bis zu seiner Quelle führen. Dort findet ihr das Gut Tannenquell – Euren Amtssitz.“

„Oh, ja … dem Tannenbach weiter folgen … das werde ich tun, habt Dank!“

„Aber wundert Euch nicht, die Bewohner von Tannenquell sind ein wenig sonderbar.“

„Ein wenig sonderbar?“, wiederholte Odilbert die Worte der alten Frau. Etwa noch sonderbarer als hier? „Was meint Ihr mit sonderbar?“

„Die Gutsbewohner pflegen sonderbare Bräuche, aber das werdet Ihr schon früh genug herausfinden. Wir lassen keinen von denen zu uns ins Dorf!“ Die Stimme der Alten wirkte endgültig.

„Sonderbare Bräuche … so so.“ Odilbert kratzte sich am Kopf. „Na dann werde ich mal los.“

„Möge die Weiße Wölfin mit Euch sein.“ Ein bemitleidendes Lächeln huschte über die zerfurchten Gesichtszüge der Alten. Der neue Verwalter würde ihrer Dorfgemeinschaft keinen Ärger machen, denn lange würde der nicht durchhalten.




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Texte der Hauptreihe:
21. Pra 1046 BF
Jemand zuhause?
Katerstimmung


Kapitel 4

Das Ziel
Autor: Bega