Geschichten:Der zweite Tag - Eröffnung mit mitreißenden Reden

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

13. Praios 1021 BF

Zwar waren die Geschehnisse der zurückliegenden Nacht das Hauptgespräch der frühstückenden Herrschaften, doch wurden dieser trotz ihrer Tragweite überschattet von den letzten Vorbereitungen zur ersten großen Beratung, die im Anschluss an das Morgenmahl eröffnet werden sollte. Maline von Natzungen persönlich wies noch einmal ihren Hauptmann von Arres und seine Offiziere an, wenn nötig, jeden Teppich hochzuheben, um Spuren sicherzustellen und so dem Attentäter endlich den Garaus zu machen.

Kurze Zeit später betraten die vom Staatsrat angeführten Herrschaften den Großen Ballsaal und begaben sich zu ihren Plätzen an der großen Tafel, auf die irdenen Weinkrüge, Kristallpokale und Schalen mit allerlei Backwerk gestellt worden waren. Jeweils hinter den Herrschaften waren zwei Stühle platziert worden, auf denen nun die Berater der Würdenträger Platz nahmen, so dass such die Adligen jederzeit mit ihren Vertrauten beraten konnten. Auch bezog wiederum, die Schlosswache Position zwischen den Säulen, diesmal jedoch in doppelter Stärke, denn der nächtliche Zwischenfall hatte die Laune ihrer Hochgeboren Maline arg strapaziert. Diener nun füllten die Pokale mit Wein und eilten sich, die leeren Krüge wieder aufzufüllen. Es war Zeit, das Gespräch zu beginnen. Da erhob sich der Baron zu Syrrenholt und sprach folgendermaßen zu den Versammelten

Die Rede Seiner Hochgeboren Erlan von Zankenblatt zu Syrrenholt

»Praios strahlendes Auge wache über unser geliebtes Land Garetien und die wohlgefällige Ordnung der Welt! Wir danken Ihrer Hochgeboren Maline für die traviagefällige Aufnahme! Nie mögen Kriegsgeschrei und Kampfeslärm diese Mauern erfüllen!

Weder ein amüsierliches Bankett noch ein zu feierndes Fest lässt uns hier unter diesem Dache zusammentreffen, nein, nein! Es treibt und die Not, für unser Land und Lehen einzustehen jetzt, da wir nicht mehr unsere Augen abwenden können vor den Schrecken in Tobrien und die Alptraumgestakten des Bastards aus Bethana selbst unseren guten Boden bedecken! Denn nicht eine Horde wahnsinniger Maraskani und abtrünniger Answinisten müssen wir fürchten, sondern den Schatten, der unaufhaltsam das Land bedeckt und selbst an den Grundmauern der Welt rüttelt!

Seine stärkste Waffe ist die Gier, die unersättliche Ernte unter den Getreuen des Reiches hält und selbst vor geistlichen Orden keinen Halt macht, wie uns jüngst die Templer von Jergan zeigten! Doch den größten Schaden richtete sie mit dem Verratz des zwölfmal verfluchten Helme Haffax an! Viele von uns werden denken, dass dies alles Nachrichten aus weiter Ferne sind. Ich aber sage den anwesenden Edlen Garetiens, was auch scheine Hochgeboren Brander am vorigen Tag betonte, nämlich dass diese heimtückische Waffe schon tief ins Herz des Reiches vorgestoßen ist! Die Unruhen in Waldfang zeigen deutlich, wie ernst die Lage ist.

Deshalb fordere ich ein erbarmungsloses Durchgreifen wider jedwedes ketzerische, aufrührerische oder demokratische Verhalten! Jede Person, die nachweislich mit dem Feind oder dessen Ideologien sympathisiert, soll standrechtlich den Flammen überantwortet werden! Zur Auslese dieser Keime des Bösen erlasse ich für mein Lehen Syrrenholt, dass jeder treue Untertan der Krone seine Loyalität dem Reich und dem heiligen Pantheon zur Praiosstunde jeden Tages offen bezeugen und durch das demütige Berühren geweihter Praiosschreine demonstrieren soll! Ich weise daraufhin, dass nur derjenige, der seinen wahren Glauben an Praios als den Fürsten der Götter und Träger der Weltenordnung bekennt, für den kommenden Tag als reichstreu anerkannt wird! Die heiligen Sachreine werden die Gestalt sitzender Greifen erhalten, die mit ihren rechten Tatzen den Reichsapfel halten und mit der linken groteske Dämonenschädel zermalmen. Dadurch wird das Volk täglich an die unumstößliche Macht und den Herrschaftsanspruch des Herrn Praios und des Kaisers respektive des Reichsbehüters gemahnt! Die Standbilder werden auf jedem Gut und in jedem Weiler errichtet, auf dass der strahlende Glanz die Schatten der wirren und gesetzlosen Zeit verbannt!

Ich ordne weiterhin an, diese Schreine jeden Praiostag in einer heiligen Zeremonie zu salben! Möge der Geist Gilborns von Punin damit die heilbringende Macht mehren und die Asche der Verdammten verwehen! Zur Überwachung und Durchführung der neuen Verordnungen bestelle ich einen eigenen Voigt des Lichts, der, unterstützt von einer Eskorte Landsknechte, das Lehen bereisen wird. Er soll ebenfalls durch die Heilige Inquisition überwacht werden. Dieser Erlass erlangt mit dem 14. Praios 28 nach der Krönung Kaiser Hals I. seine volle Rechtskräftigkeit. Ich fordere seine Umsetzung innerhalb von zwölf Tagen! So können die braven Untertanen errettet werden, während die vereinte Macht der Barone, Vögte und Edlen Garetiens die Saat des Dämonenbuhlers im Keim ersticken und den reinigenden Flammen übergeben! Ich fordere nachdrücklich alle rechtschaffenen Adligen auf, sich meinem edlen Vorhaben anzuschließen und in gleicher Weise die Spreu vom Weizen zu trennen!

Des weiteren heiße ich den Vorschlag, eine übergreifend wirkende Miliz auszuheben, wohl! Durch den Tod des Barons Tsafried von Waldfang ist in meiner unmittelbaren Nachbarlehen ein Machtvakuum entstanden, das nun alle reichsfeindlich gesonnen Halsabschneider anzieht. Alleine eine schlagkräftige, gut organisierte Truppe kann in meinen Saugen den schwarzen Flecken innerhalb des Reiches von der Landkarte radieren! Diese Schwadron sollte alle erdenklichen Freiheiten besitzen und selbst Kommandogewalt über reguläre Truppen ausüben können! Ich verlange eine gründliche Auslese der Bewerber, zumal eine Unterwanderung katastrophale Folgen hätte! Die Truppe sollte weiterhin mindestens fünf Ritter des Bannstrahls Praios’, fünf Vertreter des Heiligen Drachenordens sowie mindestens einen Vertreter der der drei großen Zauberschulen beinhalten. Des weiteren soll je ein Hauptmann aus jeder Baronie eingesetzt werden. Durch diese Zusammenstellung erhoffe ich ein Höchstmaß an Götterfurcht, magische Kompetenz und taktischen Geschicks.

Ich befürworte, die Leitung dieser Schwadronen allein in die Hände Ihrer Hochgeboren Maline von Natzungen zu legen, und erlaube hiermit als erster der Anwesenden dieser Truppe, die Grenzen der Baronie Syrrenholt in Waffen zu überschreiten!

Ich, Baron Erlan von Zankenblatt zu Syrrenholt, weiß, wann es an der Zeit ist, das Schwert zu gürten und den Göttern zu opfern, um im nahen Sturm zu bestehen! Lang lebe unser König, lang lebe der Reichsbehüter Brin von Gareth!«

Obwohl der Baron mit diesen Worten augenscheinlich noch nicht geendet hatte, ließen die meisten der edlen Herrschaften nun ihren Emotionen freien Lauf und reagierten teils heftig, teils beherrscht auf die Vorschläge des Zankenblatters, Da sah man einige von ihrem Sitze aufspringen, um dem Redner ihre Zustimmung durch lauten Applaus zu bekunden, andere wiederum nickten zustimmend, klopften mit der Faust auf den Tisch oder drehten sich zu ihren Beratern um, das eben Gehörte zu besprechen. Baronin Maline genoss sichtlich die Ehre und das Vertrauen, das ihr gerade angetragen ward.

Aber nicht jeder schien angetan von den Ausführungen, So ah man Brander von Bärenau nur leicht den Kopf schütteln, auch Wulf von Streitzigs Gesten verrieten heftige Missbilligung, Der Staatsrat indes wandte sich mit sorgenvoller Miene zum Inquisitionsrat. Da ergriff Kronvogt Albur von Mersingen das Wort:

Antwort des Dornenseers

»Wir haben schon viel zu lange gewartet! Unsere Freunde, ja unsere Brüder und Schwestern haben in den Schlachten gegen die Heere des Schwarzen nicht nur ihr Leben, sondern auch ihre Seelen lassen müssen! Und währenddessen sitzen wir hier herum und lesen in aller Ruhe den Aventurischen Boten. So kann es nicht weitergehen! Es wird Zeit, dass wir garetischen Adligen etwas unternehmen; sehen wir uns doch um: Tobrien ist gefallen, Weiden ist noch durch die Orkkriege geschwächt; Albernia weit vom Kriege entfernt, und in Wundhag mögen zwar gute Seefahrer leben, aber keine Krieger; Darpatien war seit jeher verräterisch, und wir dürfen und nicht länger darauf verlassen, dass dem Feind dort viel Widerstand entgegengesetzt wird. Und Almadas Adlige scheinen eher darauf zu drängen, uns in den Rücken zu fallen, wenn man die jüngsten Ereignisse betrachtet. Es ist daher ans und, das Mittelreich zu verteidigen, denn war es nicht immer schon so? Garetien war doch seit jeher der Kern, das Herz des Mittelreiches.

Unsere Vorfahren waren es doch, die die Zweite Dämonenschlacht gewonnen haben! Wir müssen uns an ihren Heldentaten ein Beispiel nehmen. Wir müssen Aventurien zeigen, dass Garetier noch zu kämpfen wissen, dass wir immer noch die Elite des Reiches sind, dass wir mit Rondra und Praios an unserer Seite jedem Dämonenbeschwörer trotzen. Wir dürfen nicht warten, bis der Reichsbehüter uns ruft; Seine Königliche Majestät hat derzeit genug mit der Organisation des Krieges gegen den Verderbten zu tun.,

Jetzt ist es an der Zeit zu handeln! In wenigen Monden schon kann es zu spät sein, und jeder Moment, den wir zögern, kosten weitere arme Menschen ihr Leben. Wir sollten die Sache in die Hand nehmen! Garetien ist eine wohlhabensten Gebiete des Neuen Reiches, und es ist unsere Pflicht, unsere persönlichen Lebensverhältnisse etwas e9inzuschränken und alles verfügbare Gold zu verwenden. Lasst und ein garetisches Heer bilden! Ich selbst habe schon damit begonnen, und auch Baron Haduwulf von Falkenstein hat mir zu verstehen gegeben, es werde das Seinige dazu beitragen!«

Da schlug der zwergische Baron von Zagbar mit der Faust auf den Tisch und entgegnete dem Redner:

Baron Gorbon spricht

»Bei Ingerimm, wohl gesprochen! Die schlechten Nachrichten häufen sich., Dem Vormarsch des Bösen ist wohl schwerlich noch Einhalt zu gebieten. Fürchterliche Berichte erschrecken unsere Söldner und haben die Zahl der Freiwilligen merklich verringert. Solen wir warten, bis wir unsere Bevölkerung zur Verteidigung des Reiches zwingen müssen? Ich sage: nein!

Tobrien ist verloren, doch wir müssen dem Voranschreiten der schwarzen Horden ein Ende setzen! Dem Kampf mit diesem borbaradianischen Gesindel sind wir noch gewachsen, lediglich die götterverfluchten Methoden dieser Verblendeten werden und niederzwingen können! (Ein Raunen ging durch den Saal, begleitet von: ›Niemals, niemals!‹)

Sollen wir warten, bis die Masse unserer Kämpfer als untote Diener des Grauens die Waffe gegen und erheben? Sollen wir zulassen, dass sie der Gnade unserer Götter entzogen werden? Ich sage: nein!

Die Götter stehen uns bei! Lasst uns einen vernichtenden Schlag gegen dieses daimonische Unheil schlagen, der für alle Zeit zum Ruhme der Götter das Böse vom Antlitz Deres wäscht!«

Und wieder brandete Jubel aus vielen Kehlen hervor, einige Herren und Frauen verließen ihre Plätze und klopften den Rednern zustimmend auf die Schulter. So entstand kurzzeitig ein reges Durcheinander aus wild gestikulierenden und argumentierenden Adligen, dass an eine geordnete und sachliche Debatte zu diesem Zeitpunkt nicht zu denken war. Diese Unterbrechung nutzten wiederum andere, sich mit ihren Beratern zu besprechen, den Saal kurz zu verlassen oder sich mit befreundeten Adligen abzustimmen. Auch Baron Brander nutzte die Gelegenheit, um mit der Gastgeberin kurz in einem der Nebenzimmer zu verschwinden. Allein der Uslenrieder blieb auf seinem Sitze und fixierte starr den Platz des Bärenauers an der gegenüberliegenden Tafel, wo gerade unbemerkt ein Kristallpokal vertauscht wurde ...