Geschichten:Aller Anfang - Ein Großfürst und sein Graf

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Es pochte an die Tür, und der hinkende Kastellan Werdan von Luring-Schneitzig trat ein und ließ von denselben zwei Dienern weitzere Kewrzen bringen und hielt selbst eine Karaffe mit rotem Wein in Händen: „Mit dem besten Gruß aus dem Weinkeller, Hoheiten“, schnarrte er mit seiner unmelodiösen Stimme.

„Danke, danke“, murmelte Gerwulf und konnte das Ende der Störung kaum abwarten. Als Vater und Sohn wieder allein waren, standen sie auf, bedienten sich endlich an Essen und Wein. Sie, liefen ein wenig auf und ab, um sich die Beine zu vertreten, lauschten der Nachtigall, die draußen im Schlossgarten ihr Lied anhob, und genossen den abendlichen Duft, der durch die geöffneten Fenster drang. Schließlich setzten sie sich wieder, rückten zwei Kerzenleuchter zurecht und beugten sich über ein Pergament, das Gerwulf aus seinem Wams gezogen hatte.

„Also, kommen wir zu den Personalfragen. Ich bringe dir die Liste mit den Namen, die deine Tante dir mitteilen lässt.“

Rohaja.“

„Rohaja. Immerhin ergeben sich im Zedernkabinett einige Änderungen.“

„Die wichtigste erscheint mir, dass das Zedernkabinett seine Bedeutung verliert“, warf Alderan ein.

„Wie meinen?“, runzelte Gerwulf die Stirn.

„Na ja, mit dem Hof und seien ganzen Ämtern, mit denen wir die Stände beruhigen werden, sind die Regierungsgeschäfte gut verteilt. Ich werde das Zedernkabinett nicht mehr brauchen.“

„Ist das von dir oder von der Ratte?“

„Welche Ratte?“

„Das Frettchen.“

„Ach so. Horulf. Ja, im Grunde genommen ja. Hat er wiederum mit meiner Tante abgesprochen.“

„Mit Rohaja“, bemerkte Gerwulf.

„Mit Rohaja“, bestätigte Alderan.

„Nun gut. Im Grunde genommen stimmt das. Die Garether Burggrafen haben mit ihren Lehen genug zu tun, und der Cantzler wiederum muss nicht ständig mit denen konferieren.“

„So ist es. Ich werde dennoch das Zedernkabinett nach Schloss Auenwacht verlegen lassen. Also die Möbel und die Vertäfelungen aus Zedernholz. Horulf meint, ich solle die Burggrafen zukünftig zu mir kommen lassen statt zu ihnen zu gehen.“

„Da hat er recht. Also, wichtigste Position: Ulmia von Weyringhaus. Sie folgt ihrem Großvater. Sie gilt als loyal und klug. Bisher hat sie zwar nur eine Provinzstadt verwaltet, aber das wird sich fügen.“

„Was ist mit der Kaisermark?“, wollte Alderan wissen.

„Um die streiten sich ständig die großen Häuser. Die lassen wir au0ßen vor. Wer auch immer auf dem Ährenthron sitzt – er oder sie wird deine Kreise kaum stören, sondern sich vor allem an den Einnahmen der Kaisermark laben. Dann Rudes Schild. Das bekommt Veriya von Gareth. Sie wird auch die Goldene Lanze übernehmen und als Marschallin fungieren, wenn Garetien eine braucht.“

„Gute Wahl. Ist sie auch meine Tante?“

„Nein, deine Base, wenn du es öffentlich machen willst.“

„Ne, erst einmal nicht.“

„Gut. Dann die Alriksmark. Da ich als Graf nach Eslamsgrund gehe, kann jetzt die Brut Ginayas erben.“ Gerwulf nahm einen tiefen Schluck aus seinem Kelch.

„Welche von den Zwilingen denn?“

Yrsya natürlich. Du wirst deine Freude mit den Schwestern haben. Da ist Streit, aber das wirst du dann ja sehen.“

„Das heißt, das Haus Luring bekommt neben dem Cantzler nur die Halsmark?“, wollte Alderan wissen.

„Ja, das Haus Gareth bekommt die Alriskmark. Du wirst schon sehen. So, das sind die kaiserlichen Lehen. In den königlichen hat sich nur eine Vakanz ergeben, nachdem die Silberzunge im falschen Hals gesteckt hat und geflohen ist.“ Gerwulf lachte krächzend und nahm einen weiteren Schluck.

„Die Silberzunge? Du meinst Leomar von Zweifelfels, den Neerbuscher.“

„Genau. Hier empfehle ich dir dringend Daleria von Siandes.“

„Wen?“

„Daleria von Siandes.“

„Wer ist das denn? Ich hatte eher an Gerobald von Ruchin gedacht oder Delya von Ellingk. Oder vielleicht Felian von Perainsgarten. Die haben sich doch in der Schlacht ausgezeichnet“, wandte Alderan ein.

„Schon, aber du brauchst eine gute Verwalterin. Eine, die des Zweifelfelsers Schuldenwirtschaft wieder aufräumen kann. Da hat mit die Siandes in der Vergangenheit große Dienste erworben. Ich würde sie auch nach Eslamsgrund mitnehmen, aber nimm sie lieber selbst und schick sie nach Neerbusch. Ruchin kann Bannerträger bleiben. Da muss er nicht zu viel denken. Und Perainsgarten versorge ich in Eslamsgrund, wenn du willst. Malwarth hat genug Raum hinterlassen, ein dankbarer Ministerialer wird mir dort recht sein. Gut?“

„Gut, Siandes. Seine Exzellenz wollte mir … egal.“

„Das wären dann alle königlichen Lehen, meine ich. Deinen Hof habt ihr ja schon ganz gut zusmmanegestellt, da …“

„Nein, Vater. Eine königliche Besitzung fehlt noch. Immerhin sollte man den Falkensteiner für sein unkluges Lavieren in der Fuchsrudelangelegenheit noch die harte Hand spüren lassen“, wandte Alderan ein.

Haduwulf? Das kann ich auch machen, wenn ich in Eslamsgrund aufräume.“

„Nein, nein. Das mache ich. Ich werde ihm seien Stadt wegnehmen. Guck mal hier, dieser Stapel hier. Das sind alles Eingaben des Stadtrates, der sich vom Joch des Grundherrn befreien möchte.“

„Reichsstadt?“

„Nein, das kann ich nicht. Das kann nur meine Tante.“

„Rohaja.“

„Rohaja. Als Kaiserin. Nein: Kronstadt. das ist auch gut für meine Einnahmen und für die Finanzierung der Hofhaltung.“

„Aber nicht so gut für meine Finanzen als Graf.“

„Nein, Vater, für dich ist das nicht so gut. Stimmt. Aber dann bin ich ja Großfürst und du mein Graf.“

„Ist das deine Idee gewesen?“

„Nein, Horulfs.“

Gerwulf seufzte.