Geschichten:Viehtrieb die Zweite - Unerwartetes Widersehen

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Klappern und die Laute mehrerer Dutzend Tiere kündigten schon von weitem den kleinen Zug Rund um Dankwartund Quisira von Bugenbühl an. Lisande, Rondrik und Rhavena waren vorgeprescht. Anselm hatte leicht geschmunzelt als sie ihn kurz fragten, ob sie schon mal voran reiten durften, um die letzte Distanz zu Dankwart zu überbrücken. Schmunzelnd hatte er natürlich sein Einverständnis gegeben und den davon galoppierenden Pferden hinter her geblickt, bis sie über die Kuppe verschwunden waren. Nun schaute der Baron wieder zu seinem Tross, der ihn begleitete nachdem er vor zwei Tagen seinen Ordensbruder Ardo von Keilholtz verabschiedet hatte. Vier Waffenknechte folgten ihm und dem Wagen, der diverse Dinge transportierte, die man unterwegs so brauchte. Ganz im Gegensatz zu Dankwart pflegte er mit wenig zu reisen und so sah der kleine Zug nicht unbedingt danach aus, als würde dieser zu einem Adligen gehören, und dies war Anselm auch mehr als recht.

Nun erreichte auch er die Kuppe des Weges und sah seine drei Knappen eilig zu dem "Viehtreck" seines Vetters und dessen Gattin Quisira von Bugenbühl aufschließen.

"Herr, da kommen einige Reiter in ziemlicher Geschwindigkeit auf uns zu." der alte Haudegen wollte sich schon in Richtung der drei Jungspunde wenden und seine Waffe ziehen, als Dankwart die Pagen und Knappen Anselms erkannte.
"Lasst stecken." meinte Dankwart knapp und grummelte etwas. "Von denen droht keine Gefahr", er grinste breit, "Außer vielleicht für eure Anstellung." Als er den Blick des Söldners sah fügte Dankwart rasch ein "Das war ein Scherz. Mann, ich bezahle euch genug, dass ihr über so was auch mal lachen könntet. Quisira? Sollen wir warten oder glaubst du dein werter Vetter schafft es auch so uns einzuholen?"
"Der wird schon kommen. Scheint ja als hätte er sich doch noch loseisen können und wäre nicht auf große Turnierfahrt gegangen."

Für einen weiteren Moment könnte der ältere Söldner nervös werden, denn zwei der jungen Reiter schienen nicht im Geringsten daran interessiert ab zu bremsen. Lisande und Rondrik lieferten sich ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen, welches die junge Keilholtzerin fast zu gewinnen schien. Dann jedoch zügelte sie, vielleicht 50 Schritt vor dem letzten Söldner der Truppe Quisiras und Dankwarts ihr Pferd und und ließ Rondrik den entscheidenden Vorsprung, sodass er den Sieg für sich einheimsen konnte, bevor er dann selbst sein Pferd zügelte und es ein wenig an die Flanke des eingeholten Zuges brachte. Weiter hinten betrachtete Rahvenna das Ganze schmunzelnd. Sollten die beiden Hitzeköpfe doch schnell reiten.

"Haben wir euch doch schneller einholen könne wie Anselm gedacht hatte," erhob Lisande die Stimme, die dann doch die erste war, die ihr Wort an Quisira und Dankwart richten konnte, da Rondrks Ross eindeutig zu sehr schnaubte und nervös tänzelte. "Seid gegrüßt, Eure Wohlgeboren." grüßte sie die beiden. "Ritter Anselm benötigt noch ein wenig länger; er wollte den Tross nicht zurück lassen." fügte sie noch schmunzelnd hinzu.
Dankwart lächelte. "Mich freut, dass ich euch überhaupt sehe. Ich hatte schon damit gerechnet euch erst in einigen Monden wieder zu Gesicht zu bekommen."

Es dauerte dann auch nicht mehr lange, bis Anselm zu seinen Verwandten aufgeschlossen hatte und beide mit einem fast schon kecken Blick ansah. "Habe ich euch doch gut einholen können. Wie geht es den Truthähnen?"
"Denen geht es gut, sind auf dem zweiten Wagen. Bei den Schweinen wäre kein Platz mehr gewesen." erwiderte Quisira, "Und es ist gut dich hier zu sehen."
Anselm führte sein Ross näher an die beiden heran und gab ein Signal, dass sich die Waffenknechte sinnvoll verteilten; "Lisande, Rondrik, ihr beide seit mir verantwortlich, dass der Treck gesichert weiter zieht. Organisiert dies und zwar zu Fuß, eure Pferde benötigen Ruhe, gebt sie dem zweiten Kutscher, er wird sich um die Pflege kümmern!" Etwas missmutig aber doch der Tatsache gewahr, dass ihr Lehrherr Recht hatte stiegen beide ab und taten wie geheißen. "Und ich, Onkel?", fragte Rahvenna. "Bleib hier an meiner Seite, das könnte interessant für Dich werden", sagte Anselm zu seiner Nichte.

"Quisira, Dankwart, in der Tat, ist es gut euch wieder eingeholt zu haben. Ardo von Keilholtz ist nicht hier, wie ihr seht. Aber um Fragen gleich zuvor zu kommen, er ist ebenso wenig mit der Turniergesellschaft unterwegs wie ich. Sein Weg führt ihn jedoch gen Perricum."
Dankwarts Blick schweifte kurz über den Treck, doch auch wenn Anselms Erscheinen die Neugier des ein oder anderen erweckte, war keiner der Begleiter, bis auf Quisira und den Kleinen, nah genug um zu lauschen.

"Scheint ja als hätte Hesindes Weisheit zumindest dich doch nicht ganz verlassen." raunte er. "Nach der Versammlung klang das noch anders. Da meintest du noch, das Sigman immerhin der fünfte in der Thronfolge wäre und überhaupt würden wir andauernd übergangen wenn es um wichtige Ämter geht. Hattest du ernsthaft geglaubt, dass ein Bursche, der unter den Fittichen eines Eslamsgrunder Möchtegern steht irgendetwas Gutes für Greifenfurt bedeuten würde? Und wo ist Ardo hin? Nicht dass der noch irgendwelchen Blödsinn macht, das könnte einigen Ärger geben. Aber auch du solltest acht geben, wem du so einfach hinterher rennst. Der Greifin könnte das unangenehm aufstoßen."

"Stimmt ja auch!", antwortete der Baron fast ebenso grummelnd aber mit einem Lächeln auf den Lippen. "Ich habe schlicht keine Ahnung, ob es der fünfte ist. Das ist eh alles Auslegungssache. Was ein "Groß-Garetien" nun wirklich für die Mark Greifenfurt bedeutet, sei mal dahin gestellt. Möglicherweise eröffnet sich bei einer Unterstützung eines solchen Vorhabens auch die Möglichkeit einer Landgrafschaft; auch wenn dies teuer erkauft wäre, denn so wie wir derzeit direktes Lehen der Kaiserkrone sind, bedeutet es weniger Lasten."

Nach einer kleinen Pause, führte Anselm weiter aus, "Ardo ist weiter gen Perricum. Er wird den Rückweg über Gareth gen seine Heimat finden. Jedoch wird das noch eine Weile dauern. Mach Dir nicht so viele Sorgen, er wird auf die Turnierfahrer erst dort wieder treffen." Anselm stockte, "Aber was meint ihr eigentlich zu der Frage der Thronfolge? Was ist denn, wenn - die Zwölfe, Praios vor, mögen es behüten - Rohaja etwas endgültiges zustößt? Soll ihr dann Prinz Storko folgen? Sein Alter zeugt auch nicht von Kontinuität und löst das Problem nicht, wenn es keine eindeutige Regelung gibt. Diese Unsicherheit ist etwas, die dieser "Eslamsgrunder Möchtegern", wie Du ihn nennst, in mir geweckt hat. Das Reich kann und soll sich keinen Thronfolgekrieg leisten. Gerade jetzt wo der ärgste äußere Feind hinfort gefegt ist wird die Einigkeit auf eine Probe gestellt werden, die um so ärger ausfällt, wenn keine gemeinsam geachtete Kaiserin an der Spitze steht. Meiner Meinung nach würde es Rohaja gut zu Gesicht stehen, diese Sache zu regeln" Er blickte ernst, "und das sage ich ganz unabhängig von einem "Groß-Garetien" zu dem wir besser nicht dazu gehören aber doch eng mit ihm verbunden sein sollten."

"Was Rohaja macht oder nicht macht liegt in Rahjas und Travias Einfluss. Oder, wenn sie andere Wege beschreiten will in Praios Gerichtsbarkeit. Fakt ist, wir brauchen keinen Thronfolger den es gibt einen. Ja, Rohaja ist kinderlos und Ja, das sollte sie alsbald ändern, da stimme ich dir zu. Aber es gibt eigentlich keinen Grund hier aktiv zu werden. Das einzige was einem das politisch bringen kann sind Feinde. Denn mal im ernst: Wenn man 'gewinnt', verliert jemand anderes dabei gewaltig, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass diese anderen mindestens so viel Einfluss haben wie man selbst und zumindest einige den auch behalten. Wichtig ist in solche Fragen nicht rein gezogen zu werden und sich alle Möglichkeiten offen zu halten. Mit anderen Worten: Kauf kein Pferd, dass du dir nicht bis ins Detail angesehen hast."

Anselm blickte zu den beiden und wirkte plötzlich etwas müde, "Sich zu positionieren hat immer mehrere Seiten zur Folge - mindestens zwei", erwiderte er ernst und wechselte unvermittelt zum Anfang von Dankwarts Ausführungen "Wir sollten wohl eher Tsa's Segen erbeten", fügte er dann noch schmunzelnd hinzu.



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Texte der Hauptreihe:
24. Ing 1040 BF zur mittäglichen Traviastunde
Unerwartetes Widersehen
Die Herde zieht los


Kapitel 2