Geschichten:Tempeltreu – Missverständnis

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Stadt Schwarztannen, Efferd 1044 BF

„Scheiterhaufen?“, ein Geweihter des Herrn Praios trat zu der kleinen Gruppe, „Was... was muss ich da hören? Wer soll auf den Scheiterhaufen?“

„Er nicht!“, meinte der Praios-Novize da und deutete auf den Dieb, „Wir machen nämlich nicht immer... immer einen Scheiterhaufen. Nur... nur manchmal eben.“ Energisch nickte der etwas pummelige Knabe da.

„Ganz recht, Danos, ganz recht“, bestätigte der Geweihte nickend.

„Auch wenn Schwester Lechmin...“, wollte er fortfahren, doch ein strenger Blick seines Lehrmeisters ließ ihn verstummen.

Rondriga“, erklang eine harte Stimme und einen Rondra-Geweihte trat dazu, „Was ist hier los?“ Noch bevor diese jedoch antworten konnte, fiel ihr Blick auf den Geweihten. „Praios zum Gruße, Hochwürden.“

„Rondra mit Euch, Euer Gnaden Rian“, grüßte der Angesprochene zurück. Dann richteten sich alle Blick auf die Rondra-Novizin.

„Er hat gestohlen, Euer Gnaden“, erklärte sie ihrer Lehrmeisterin nickend, „Sagt der da!“ Sie deutete auf den Praios-Novizen.

Tadelnd blickten alle auf den noch immer am Boden liegenden Dieb herab. Da trat nahezu unbemerkt eine weitere Gestalt hinzu. „Ach hier bist du, Felian“, die Gestalt trat neben den noch verbliebenen Knaben, legte väterlich seinem Schützling die Hand auf die Schulter, blickte in die Runde und grüßte: „Die Zwölfe mit euch.“

Dann war es eine Zeit lang still.

„Er hat gestohlen, Herr von Windfels“, erklärte Rondriga dem neu dazu getretenen, „Einen Apfel.“ Den hielt der Dieb in der Tat noch in der Hand.

„So?“, machte Jadwig von Windfels. Einen Moment glaubte Felian in den Augen seines Lehrmeisters einen merkwürdigen Glanz zu sehen, doch dann war er wieder verschwunden. Es war wohl nur Einbildung gewesen, schloss der Knabe dann.

„Das muss ein schreckliches Missverständnis sein“, erklärte nun der Windfelser und zuckte ebenso unschuldig mit den Schultern wie es zuvor sein Schützling getan hatte, „Es geschah gewiss nicht mit Absicht. Ich hatte ihn nämlich ausgeschickt mir einen Apfel zu holen.“ Damit nahm er dem Dieb den rotbackigen Apfel aus der Hand. „Manchmal gelüstete es mich einfach danach.“ Er betrachtete den makellos wirkenden Apfel. „Da ich jedoch mit dem Händler verabredet habe, immer erst am Ende jeden Mondes für meine erhaltenen Waren zu bezahlen, der jedoch nicht wusste, dass ich den jungen Mann geschickt hatte, ich meinen Boten jedoch darüber informiert hatte, den Händler jedoch nicht, handelt es sich bedauerlicherweise um ein Missverständnis, dass durch meine Unbedarftheit und Gedankenlosigkeit zustande gekommen ist. Meinen Boten trifft jedoch keine Schuld. Dennoch halte ich es für Angebracht mich bei dem Händler nicht nur zu entschuldigen, sondern ihm auch eine entsprechende Kompensation für das ihm erlittene Unbill zukommen zu lassen. Ich denke ein Silbertaler wird da genügen, was meint Ihr, Diener der Zwölfe, zu diesem Vorschlag?“ Er blickte aufmerksam in die Runde.

Die Stadtwachen, die auf dem Markt patrouilliert hatten waren zwar inzwischen auch dazugestoßen, hielten sich angesichts der anwesenden Geweihten zurück.


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Texte der Hauptreihe:
K1. Dieb
K4. Lüge
2. Eff 1044 BF am Mittag
Missverständnis
Dieb


Kapitel 2

Gnade vor Recht
Autor: Orknase