Geschichten:Der Weg nach Garrensand - Nur ein kurzer Aufenthalt

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Version vom 3. September 2014, 22:02 Uhr von Uslenried (D | B)
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Im Tempel der Schweigenden Wacht zu Waldfang, einige Tage vor Beginn des Konsistoriums


Eine Staubwolke auf der trockenen Straße hinter sich her ziehend preschte das Pferd des Landmeisters dem Tempel entgegen. Erst an der Umfriedung des Gebeinhügels, auf dem das Gebäude errichtet war, verlangsamte er das Tempo, um die borongefällige Ruhe dieses Ortes nicht zu stören. Am Tempel angekommen sprang er aus dem Sattel und eilte der Pforte entgegen, aus der Schwester Alara ihm bereits entgegentrat. Schweigend grüßten sie einander, betraten die heiligen Hallen und begaben sich in Atherans Gemächer. Dort erst brachen sie das Schweigen.

»Irgendwelche besonderen Vorfälle?« fragte Atheran knapp, und Alara schüttelte bereits des Kopf, noch bevor das letzte Worte vollends gesprochen worden war.

»Wie ist es Dir ergangen?« fragte Alara.

»So weit ganz gut. Die Reise war unbeschwerlich, und Baron Uslenried ist unserer Sache sehr gewogen, wie Du ja weißt.«

Alara nickte. Sie kannte den Baron einigermaßen, zumal es sich bei diesem um einen entfernten Verwandten handelte, der noch dazu mit ihrem Vater gut bekannt war. Ungeachtet dessen, da war sie sich sicher, lag die Unterstützung des jüngeren Hauses Streitzig im Kampf gegen die früheren Waldfanger Aufrührer nicht nur an den verwandtschaftlichen Banden.

»Und was bedeutet das genau? Oder besser gefragt: Was werden wir als nächstes unternehmen?«

»Baron Uslenried hat vorgeschlagen, alsbald eine neue Suche zu beginnen. Denk daran, beim letzten Mal zogen wir mit wenigen aus, um das Schicksal unseres Mitbrüder aufzuklären. Du weißt, dass dies nicht der Grund ist, aus dem wir hier sind.« Atheran griff nahm dem bereitstehenden Wasserkrug und nahm einige große Schlucke daraus.

»Und wie viele Kämpfer will er aufstellen?« fragte Alara zögerlich. Die Augen des Landmeisters blitzten auf. »Wir haben nicht über Truppenstärken gesprochen; nicht wirklich zumindest.«

»Wie meinst Du das?«

»Seiner Hochgeboren wäre es recht, wenn wir die rote Brut ein für alle mal zerschlagen könnten. Auch wenn die letzten Jahre einige fähige Kämpfer das Leben gekostet haben, so hat das jüngere Haus Streitzig noch einige Reserven, die man nun aufzubieten gedenkt. Dazu kommt noch, dass auch andere Waldsteiner Barone ihre Unterstützung angeboten haben. Neben Baron Falkenwind ist nun auch Baron Leihenbutt mit im Gespräch, und selbst aus Tannwirk kam die Kunde, man wolle sich mit einem Halbbanner beteiligen. Und weitere werden vielleicht folgen...«

»...so wie wir doch, nehme ich an?«

Atheran nickte. »Doch erst verlangt der Orden nach meiner Aufmerksamkeit. In einigen Tagen schon beginnt das Konstistorium in Garrensand, wenn ich mich nicht irre.«

»Der Komtur erwartet sich einen Bericht.« Alaras Frage hatte den Klang einer Feststellung.

»Du weißt doch selbst, dass er alle Kräfte lieber in Perricum sähe. Aber das hat wohl auch politische Gründe. Wie ich schon hörte, verficht er derzeit die Meinung, das Kloster Nebelstein in die Speiche Garetien und nicht in die Koscher Speiche einzugliedern. Wir werden sehen, was sich da ergibt. Ganz abziehen kann er uns hier nicht; er wird es wissen, auch wenn es ihm schwer fallen mag.« Er trank einen weiteren Schluck aus dem Wasserkrug. »Sei doch so gut und beschaffe mir noch ein paar Vorräte für die Reise. Ich werde derweil die nötigen Unterlagen zusammenpacken und weiterreiten. Schließlich will ich die Brüder und Schwestern nicht warten lassen...«

Seine Adjutantin nickte. »Ehe ich es vergesse: Heldan bat mich, Dich noch einmal an sein Ersuchen zu erinnern.«

»Ich hoffe, ich wird’s nicht vergessen«, entgegnete Atheran, ehe Alara die Türe vollends hinter sich zugezogen hatte.

Eine gut halbe Stunde später verließ der Landmeister den Tempel wieder, nachdem er die Neuigkeiten zuvor auch den Geweihten des Waldfanger Borontempels mitgeteilt und einen Segen hatte. Draußen auf dem Rund warteten die Brüder und Schwestern bereits auf ihn. Schnell gab er noch einige Anweisungen – gerade soviel, wie sein Posten es gebot, denn Alara vermochte ihn durchaus würdig zu vertreten – und verstaute anschließend einige Pergamente in den Satteltaschen. Er wollte gerade aufsitzen, als Heldan ihn zurückhielt. »Und, werdet ihr dem Komtur...«

Weiter kam er nicht. Atheran, der sich bereits zu ihm umgedreht hatte, bedeutete ihm zu schweigen. Er kannte die Frage, und er war sich sicher wie die Antwort lauten würde, die er dem Jungen nach dem Konsistorium zu überbringen hatte.

»Ja, ich werde den Komtur fragen. Ich hoffe nur, dass Du Deine Entscheidung nicht irgendwann bereuen wirst...«


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Autor: CD