Geschichten:Zwei Fliegen mit einer Klappe

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Texte der Hauptreihe:
21. Ing 1046 BF 16:15:00 Uhr
Zwei Fliegen mit einer Klappe


Kapitel 1

Die Geheimnisse des alten Landes
Autor: Oldebor

Ulmia von Weyringhaus hatte sich ein ruhiges und schattiges Plätzchen abseits des Trubels gesucht und Ardo von Keilholtz gebeten, sie hierher zu begleiten. Roban von Weyringhaus gesellte sich mit drei Humpen kühlen Bieres zu ihnen, das in der frühsommerlichen Hitze allen hochwillkommen war. Sie prosteten einander zu.

"Nun seid Ihr seid gut einer Stunde mit dem Segen der Götter mein Lehnsmann, Herr Ardo", begann die Burggräfin, wobei ihr Tonfall bedeutend leichter klang als ihre Worte. "Und schon fordere ich Eure Lehnspflicht ein - nämlich mir mit kundigem Rat zur Seite zu stehen." - "Jederzeit, Euer Edelhochgeboren", antwortete der Baron von Keilholtz höflich, aber leicht verwundert. "Womit kann ich Euch behilflich sein?" - "Es sind gleich zwei Anliegen", erwiderte Ulmia und wedelte eine vorwitzige Fliege beiseite, die sich auf dem Rand ihres Humpens zu landen anschickte, "von denen ich hoffe, dass sie sich beide gemeinsam mit einem Schlag lösen lassen." Nun schaute Ardo interessiert drein und wartete ab, was die Burggräfin zu sagen hatte.

"Ich will nicht viele Worte machen-"

Roban verschluckte sich fast an seinem Bier. Die geflügelten Worte seines verstorbenen Vaters aus dem Mund seiner Nichte zu hören, das hätte er beim besten Willen nicht erwartet. Allerdings setzte Ulmia nicht wie seinerzeit Oldebor ein "Aber" dahinter, das dann in eine längere Rede auszuufern pflegte. Die junge Burggräfin tat, wie sie gesagt hatte: sie machte nicht viele Worte.

"Ich bin unvermählt, und ich gedenke, dies alsbald zu ändern."

Auch Ardo - der mit dem alten Burggrafen gut bekannt gewesen war - hatte womöglich einen kleineren Redeschwall erwartet und wirkte kurz überrascht, dass die junge Frau so rasch und klar zum Kern der Sache kam. Er fing sich aber schnell: "Habt Ihr bereits einen Kandidaten im Blick? Jemand, über dessen Leumund ich berichten könnte?" - "Nein", erwiderte Ulmia, "und das bringt mich zu meinem zweiten Anliegen." Wieder scheuchte sie die Fliege fort.

"Bevor Hadrumir von Schwingenfels als Hüter Korgonds entrückt wurde, bat er meinen Großvater - Boron hab' ihn selig - um einen Freundschaftsdienst. Er wollte seinen Sohn Luidor bei meinem Großvater in Knappschaft geben, wenn der Bursche alt genug dazu sei. Natürlich versprach mein Großvater, ihm diesen Wunsch zu erfüllen." - "Natürlich", murmelte Roban in seinen Bierhumpen hinein. Burggraf Oldebor hatte selten einmal ein Anliegen abschlägig beschieden.

"Was ein Weyringhaus verspricht, das hält ein Weyringhaus. Ich will also alles tun, um dieser Bitte nachzukommen. Aber ich bin keine Ritterin, und auch sonst hat niemand in meiner Familie einen Ritterschlag erhalten."

"Also sucht Ihr als Gatten einen Ritter, der diese Pflicht übernehmen kann", folgerte Ardo. - "Und zwar einen, der mit der Vermählung auch den Namen Weyringhaus annimmt", warf Roban ein und schnipste mit missbilligendem Blick eine Fliege von seinem eigenen Humpen. "Damit das Versprechen in Wort und Geist vollständig erfüllt wird."

Der Baron von Keilholtz hörte schon nur noch mit halbem Ohre zu, während er in Gedanken bereits geeignete junge Männer antreten ließ. Ein Ritter, aus gutem Hause, aber nicht der Erbe und Träger seines Namens. Einer, der einer Burggräfin keine Schande und keine Sorge bereiten würde. Und einen, den er selbst guten Gewissens empfehlen könnte ... "Warum in die Ferne schweifen?", sagte er schließlich. "Ich denke da an einen Ritter, von dessen Leumund ich aus allererster Hand nur Gutes zu berichten habe. Er war nämlich mein eigener Knappe." Zwei Fliegen hatten sich auf dem Mäuerchen gleich neben ihm niedergelassen. Mit einem wohlgezielten Schlag erlegte Ardo beide zugleich.

"Mein Rat und mein Vorschlag, Euer Edelhochgeboren, wäre Firnwulf von Hirschfurten."