Geschichten:Lauenauer Launen
Gut Lauenau, Junkertum Klosterau, Anfang Peraine 1046 BF:
Ruhig sah Lanore von Lauenau ihrer 6 Sommer zählenden Darya beim Schlafen zu. Das war einer der wenigen Momente, in denen Lanore in sich gehen konnte und nicht wie getrieben war. Ihre Situation war äußerst schwierig, denn die Familie Lauenau drohte zu zerreißen.
Das Unheil nahm seinen Lauf, als Lanores ältere Schwester Arbane, die als Junkerin mit fähiger Hand das Familienlehen, die Klosterau, führte, während der Schlacht an der Gaulsfurt fiel und somit weit vor ihrer Zeit starb. Arbanes Tochter und Erbin Adelgunde zählte zu diesem Zeitpunkt gerade einmal einen Sommer. Doch Arbane zog nicht unvorbereitet in die Schlacht und regelte ihre Angelegenheiten für den Fall der Fälle: Sollte sie nicht zurückkehren, sollte ihre Schwiegermutter Adelgunde von Alberburg an Klein-Adelgundes statt als Vögtin die Klosterau regieren, bis das Mädchen alt genug war.
Arbanes Geschwister, Lanore selbst und ihr Bruder Stordan, fühlten sich derweil zurückgesetzt, hatten sie doch gehofft, das wohlhabende Junkertum zu verwalten. Doch Lanore wollte sich nicht so leicht geschlagen geben, sie überredete den Witwer ihrer Schwester, den gutmütigen Brin von Klingweiler, der die Weihen der Peraine empfangen hatte, sie nach dem Trauerjahr zu ehelichen. Dieser schenkte ihr dann ihre gemeinsame Tochter Darya.
Die zurückgesetzten Geschwister hielten die folgenden Götterläufe die Füße still. Stordan verließ das heimatliche Gut und ließ sich vom neuen Rabicum-Baron als Hausritter anwerben und galt seither als loyaler Gefolgsmann des Barons. Lanore verblieb auf Gut Lauenau. Nun sollte es Borons Wille sein, dass er auch Vögtin Adelgunde von Alberburg zu sich holte. Die Klosterau war nun führungslos. Brin, der gemeinsame Vater von der kleinen Adelgunde und Darya verweilte unterdessen mit Welferich von Rabicum in Tobrien. Es begann die Zeit, in der alle in der Familie Lauenau ihre Masken fallen lassen sollten.
Wie Lanore erfuhr, beansprucht ihr Bruder Stordan den Junkertitel für sich und es vergeht keine Gelegenheit, in der er das nicht am Baronshof kundtat. Doch zu allem Unheil beansprucht wohl nun auch Lanores Tante Elissa den Junkertitel für ihre Kinder. Sie als Geweihte kam als Titelträgerin nicht infrage. Wie Lanore in Erfahrung brachte, soll ihre Tante gute Verbindungen zum Zackenberger Baronshof haben und dort auch schon um Unterstützung für ihr Anliegen gebeten haben. Auch Junivera von Lauenau, Tochter und mutmaßliche Nutznießerin von Elissas Bemühungen, soll Gerüchten zufolge am Baronshof von Dürsten-Darrenfurt vorstellig gewesen sein. Mit welchem Ansinnen und ob es wirklich mit den Ereignissen in Bergthann in Verbindung stand, wusste Lanore nicht.
Wie es schien, suchten sich alle potente Verbündete, sodass die Nachfolge der Klosterau zu einem Politikum zu werden drohte, das über die Baronie Bergthann hinaus strahlte. Lanore konnte nicht tatenlos zusehen, wie sich ihr Bruder und ihre Tante versuchten die Familienländereien unter ihre Nägel zu reißen. Vom Baronshof war keine Hilfe zu erwarten, sie wusste nicht mal, wer genau dort jetzt das Sagen hatte.
Da kam Lanore das überaus freundliche Schreiben von jenseits des Darpat wie gerufen. Die Familie Alxertis bot großzügig ihre Unterstützung an. Das war es, was Lanore brauchte. Denn im Norden von Bergthann braute sich was zusammen. Die Familie ihres Gemahls galt nunmehr nahezu als ausgelöscht. Drohte gar ein Einfall aus dem Norden? Dieses Schicksal wollte sie ihrer Familie ersparen. Mit allen Mitteln.