Geschichten:Neue Ufer
Alinde blickte auf die Zeilen, die der Brief aus der Reichsstadt offenbart hatte. Es war ihr tatsächlich sehr ernst damit, dachte sie sich. Fredegard war gewillt, einiges in Bewegung zu setzen, damit sie ihre Zustimmung für Boronliebes Umzug an den Markgrafenhof gab. Der offerierte Posten in Dergelmund schien Alinde annehmbar. Wenn sie ehrlich mit sich war, hielt sie auf der Efferdsträne nichts mehr. Ein Neuanfang würde ihr guttun. Fast schon beschwingt griff die Zweifelfelserin zu Schreibfeder und Pergament.
Liebe Schwiegermutter,
Dein Schreiben hat mich zu später Stunde erreicht, als die Wellen draußen gegen die Klippen schlugen und der Wind durch die trutzige Festung peitscht.
Dergelmund also. Ein Ort, den ich bisher nur auf der Durchreise kenne – geschäftig, von Händlern belebt, und doch nah genug an der Reichsstadt, dass ich nicht gänzlich entwurzelt wäre. Die Aussicht, zugleich einem sinnvollen Amt nachzugehen und in der Nähe meiner Tochter zu sein, erfüllt mich mit vorsichtigem Mut. Wenn Du also gewillt bist, mich dem Oberzollmeister Jartan von Dornhag zu empfehlen, so nehme dies als meine Zusage an. Ich nehme das Amt, sofern es mir angetragen wird, gerne an.
Möge Efferd mir gnädig sein, dass ich den Sturm hinter mir lasse, ohne das Meer aus dem Blick zu verlieren. Ich danke Dir für Deine Vermittlung.
Herzlichste Grüße von den sturmumtosten Tränen
Deine
Alinde