Geschichten:Im finsteren Forst Teil 1

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Tiefer Reichsforst, nahe der Baronie Leihenbutt, Boron 1029


Simiona hatte in den letzten Monaten kaum noch größere Erfolge für sich verbuchen können. Obwohl der Kult des Namenlosen in Leihenbutt aufgeblüht war, kam sie ihrem eigentlichen Ziel, die Herrschaft über die ganze Grafschaft zu erlangen, nicht näher – zu groß waren noch die Widerstände, die man ihren Bemühungen gerade in den südlicheren Baronien entgegenbrachte. Sie wusste schon seit geraumer Zeit nicht mehr, wo die elfische Gräfin steckte - vermutlich befand sie sich ganz in der Tradition ihrer verstorbenen Base auf einer Expedition in den Reichsforst.

Der Forst wucherte in der letzten Zeit immer stärker. Gerüchteweise waren schon Köhleransiedlungen und einzelne Waldgehöfte einfach verschluckt worden - wie auch immer dies möglich sein konnte. Simiona ahnte, dass sie dem Einhalt gebieten musste- und zwar auf ihre Art, wollte sie nicht riskieren, dass Teile ihres Machtbereiches davon in Mitleidenschaft gezogen würden. Mit drei ihrer Getreuen, Bartholomäus, Dana und Roderik, begab sie sich nun geleitet von vagen Bildern einer nächtlichen Vision in den Forst westlich von Leihenbutt.

"Sind wir bald da, Herrin? Dieses Dickicht wird immer undurchdringlicher. Mein Wams ist schon mehrfach eingerissen. Hoffentlich finden wir noch die Lichtung, auf der wir vor einer Weile die Pferde zurücklassen mussten", beschwerte sich Roderik, Simionas Leibwächter.

"`ab Geduld, Roderik! Wir finden den `ügel schon. Isch vertraue da ganz auf Danas Fä`igkeiten, nischt wa`r, Dana?" Die schweigsame Maraskanerin, die ein paar Schritt vorausging, und mit einem Haumesser Hindernisse so weit es ging beiseite schlug, drehte sich nur kurz um und nickte. Simiona fluchte leise. Dieser elende Forst - irgendwie schien er von einem neuen Lebensquell zu trinken, so sehr wuchs und pulsierte die Natur.

Der finstere Magier Bartholomäus zog ein grimmiges Gesicht, auch wenn man solches von ihm gewöhnt war. Ihm bereitete dieser Ort Unbehagen, die Erinnerungen an seine letzte Begegnung mit ein paar der Reichsforster Elfen war noch sehr frisch. Aber diesmal war er besser vorbereitet, falls sie es noch einmal wagen sollten seinen Weg zu kreuzen.

Bei der Suche nach Methoden, gegen dieses Wachstum vorzugehen, hatten Simiona und Bartholomäus interessantes Herausgefunden: angeblich gab es vor langer Zeit einen uralten Grabhügel, auf dem Rattenpilze wuchsen. Es stand zu vermuten, dass dort ein Diener des Dunklen Herrn aus vergangener Zeit lag. Sollte es ihnen gelingen dieses Grab zu entdecken, könnten sie es möglicherweise für ihre Zwecke verwenden.

Ein Aufschrei riss die Comtessa aus ihren Gedanken. "Ein Wolf! Zwei - drei... etwa ein halbes Dutzend." Dana und Roderik griffen zu ihren Klingen und wichen ein paar Schritte zurück. Bartholomäus machte seinen Stab bereit. Simiona hatte vorsorglich ihr Balestrina mitgenommen, die sie nun hervorholte und mit sicheren Handgriffen binnen weniger Augenblicke schussbereit machte.

Der erste Wolf kam näher und knurrte, offensichtlich waren die Tiere hungrig und scheuten auch eine Konfrontation mit bewaffneten Menschen nicht. Er machte einen Satz, aber Roderik kam ihm zuvor und fügte der Bestie eine klaffende Wunde zu. Dana traf einen weiteren Wolf mit einem Diskus, während Simionas Balestrinakugeln blutige Ernte hielten. Für einen Moment hatte sie überlegt, ob sie den Herrn um Hilfe bitten sollte, entschied dann aber, dass sie ihn nicht mit einer solchen Lappalie belästigen würde. Schon bald waren die Wölfe in die Flucht geschlagen, und es konnte weitergehen. Der Magier hatte seine Kräfte noch zurückgehalten, vielleicht würde er sie später noch brauchen.

Es dämmerte schon, als sie endlich den geheimnisvollen Grabhügel fanden. Der unverkennbare Geruch von Rattenpilzen lag in der Luft. Simiona pflückte ein paar davon und steckte sie in ihren Beutel. Voller Freude entdeckte die Comtessa einige verwitterte Stelen, die mit Runen und seltsamen Symbolen bedeckt waren. Sie verstand nicht was die Glyphen bedeuteten, doch sie ahnte, ja sie spürte förmlich, dass es sich dabei um Lobpreisungen ihres Herrn handelte – die Deutung ihrer Vision war also richtig gewesen. Auch Bartholomäus trat hinzu und musterte die Stelen argwöhnisch. Simiona gab Dana und Roderik ein paar kurze Anweisungen, woraufhin die beiden anfingen das Nachtlager vorzubereiten, während sie selbst zu meditieren begann. Sie musste unbedingt mehr über diesen heiligen Ort erfahren.


 Wappen Mittelreich.svg  Wappen Koenigreich Garetien.svg   Wappen Grafschaft Waldstein.svg  
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Texte der Hauptreihe:
10. Bor 1029 BF
Im finsteren Forst Teil 1

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Autor: IBa