Geschichten:Grauen am Darpat - Im Schatten der Nacht

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Dramatis Personae


Im Schatten der Nacht

Thronsaal Burg Gnitzenkuhl – Ingerimm 1032 BF

Verdrossene Gesichter

Erneut fragte sich der Leutnant, warum wohl die Baronin diesen Rat zusammengerufen hatte, wenn sie der Rat, der ihr erteilt wurde nicht im Geringsten interessierte. Die Zeit hätte man auch anderweitig besser verbringen können – man war wieder am Anfang. Alfred stand auf, schritt auf Leomara zu und meinte zu ihr, „Ich unterstütze Euren Vorschlag durchaus Leomara – nicht dass Ihr mich missversteht. Mir war es einzig und allein daran gelegen eine gemeinsame Stoßrichtung zu definieren – doch dieses Unterfangen, so deucht es mir, scheint gründlich daneben gegangen zu sein. Wir werden sehen, wie sich die Dinge entwickeln.“

„Habt dank für eure tröstlichen Worte. Allein denke ich mir, dass wir bislang zu wenig wissen, um alle gemeinsam agieren zu können. Auch bin ich mir ob der Spurenlage nicht sicher, ob es überhaupt vonnöten wäre oder ob es sich eher um ein kleines Tier handelt. Sicher geziemt es sich mir nicht die getroffene Entscheidung meiner Baronin anzuzweifeln. Einzig die Tatsache, dass nun etwas passiert, und die Bevölkerung unten den Eindruck bekommt wir unternehmen etwas versöhnt mich mit der eingeschlagenen Richtung. Unsere Wachen und Büttel mussten sich schon verschiedene Schmähungen anhören, sogar die faulen Früchte vom Markttag hat ein allzu vorlautes Weib unserem Wachhabenden hinterher geworfen.“

Sie schüttelte erbost den Kopf und warf dem nebachotischen Junker wütende Blicke zu. Er reizte sie beständig, sodass sie ihm bei Gelegenheit sicher nicht mehr ausweichen würde. „Soweit ich weiß, hatten der Vogt und die Baronin zuerst andere Pläne, und wenn mich nicht alles täuscht werden diese bereits in die Tat umgesetzt, auch wenn darüber hier kein Wort verloren wurde. Ich rechne damit, dass in den nächsten Tagen Boten hier eintreffen von den umliegenden Baronien, sodass unseren weiteren Plänen vermutlich nichts mehr im Wege stehen wird.“ Hintergründig lächelnd wies sie in Richtung ihres Vaters, der sich leicht amüsiert ansah, wie Geshla gerade dabei war den Kapitän zu überreden noch von dem Gebäck zu kosten.

Alfred nickte Leomara zu und meinte abschließend, „Entschuldigt mich nun, ich werde einmal nach Unswin sehen. „Oh…! Ja, dann wünscht ihm eine geruhsame Nacht auch von mir und seid nicht so streng mit ihm, der Ton war nicht angemessen, der da für diesen Tadel gewählt wurde. Ich für meinen Teil fand seine Anmerkungen durchaus wichtig und erwähnenswert.“ Leomara deutete ein Nicken an, und ging ihrerseits nun zu Selinde um zu erfahren, wo die junge Baroness ihren Platz am morgigen Tage sah. Danach würde sie Unswin in seiner Kammer aufsuchen. Es reichte ja schließlich, wenn einem der Kopf gewaschen wurde. Der Magen musste ja nicht noch zusätzlich knurren. Zumal sie auch noch einen gesunden Hunger hatte. War Fisch doch das einzige was Leomara nicht gerne aß. Während sich der Ritter des Zornesordens entfernte ging sie auf eine weitere Person der Gäste zu.

„Selinde auf ein Wort.“ Die Ausführungen der Baronin hatten Selinde für eine ganze Weile schlichtweg die Sprache verschlagen. Nach deren Worten fragte sie sich, was sie hier eigentlich machte und ob man hierzulande keine anderen Sorgen hatte, als Wein und Honiggebäck. Gerne hätte sie der Herrin dieser Baronie ein paar Takte zu ihren Verhalten gesagt, doch konnte sie sich vernünftigerweise beherrschen und so einen Eklat vermeiden. Es war ja auch so schon genug Porzellan zerschlagen worden. Jäh wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als sie von Leomara angesprochen wurde. Ihre Miene hellte sich sofort ein wenig auf; diese pragmatische und zupackende Frau war ganz nach ihrem Geschmack, ganz das Gegenteil von ihrer Lehnsherrin!

„Ah, Leomara! Was kann ich für Euch tun?“ „Mich würde interessieren wo ihr euren Platz einzunehmen gedenkt, wenn wir uns morgen auf die Lauer legen? Ich…ich habe gewisse Probleme mich in der Nähe dieses Nebachoten aufzuhalten. Es kommt mir vor, als ob er es nur darauf anlegen würde mich zu reizen. Um des lieben Friedens Willen sollte ich mich solange er Gast ist zusammenreißen. Ganz davon zu schweigen, was mein Vater der Vogt oder die Baronin davon halten würden, wenn mal wieder mein Temperament mit mir durchgeht.“ Unauffällig drehte sie sich in Richtung des Kelstenteiner Junkers, der auch prompt ihren Blick erwiderte. Schnaubend drehte sie sich wieder zu Selinde um. „Ihr versteht was ich meine?“

„Oh, das tue ich durchaus!“, antwortete Selinde nach einem kurzen Blick auf den Junker leicht genervt. „So langsam verstehe auch ich meines Herrn Vaters Abneigung gegen diese Nebachoten. Wenn es Euch Recht ist, würde ich mich morgen zu Euch gesellen, wenn wir uns erneut auf die Jagd begeben. Ansonsten noch ein gut gemeinter Rat: Versucht diese nebachotische Nervensäge – so schwer es auch fallen mag – einfach zu ignorieren. Das schont Eure Nerven und bringt“, hier musste die Baronesse grinsen, „ihn zudem nur noch mehr in Rage.“ „Ich weiß, dass ihr recht habt, doch ich denke für heute ist das zuviel für mich. Ich hoffe ihr werdet mich nun entschuldigen? Ich denke mein Tag war einfach zu lang.“ Nach einer kurzen allgemeinen Verabschiedung brach Leomara auf, um nach Hause zu reiten. Zumindest war es das, was sie der versammelten Schar noch mitteilte, bevor sie ging.

***

Derweil versuchte Hakon von Sturmfels der Höflichkeit genüge zu tun und sich zugleich der in seinen Augen doch aufdringlichen Baronin zu erwehren. So nahm er noch etwas von dem gebotenen Gebäck, das in der Tat von erlesener Qualität war, und lobte seine Gastgeberin für ihren Geschmack. In einem Stundemaß würde er sich jedoch verabschieden und sein Schiff aufsuchen. Es gab noch genug zu besprechen, außerdem konnte er es kaum erwarten, diesen komischen Hof hinter sich zu lassen. Die Baronin erwies sich als interessierte Zuhörerin was die Fähigkeiten seines Schiffes, seiner Mannschaft und natürlich auch seiner eigenen Person anging. Besonders begeistern konnte sie sich für Erzählungen die um Kämpfe mit Geschöpfen aus der blutigen See handelten. Sie verstand es auch den Geweihten Taseco mit in das Gespräch mit einzubeziehen, und erzählte ihm, dass sie hier in Gnitzenkuhl einen Tempel hatten, der aber nie geweiht worden war, sondern lediglich die Funktion eines Schreines erfüllt. Wandernde Geweihte würden hier gerne einkehren und ein wenig ihrer Zeit den Nöten und Sorgen der Efferdgläubigen Gnitzenkuhls widmen. „Was werdet ihr tun, wenn ihr das Untier mittels eurer Fallen gefasst und erlegt habt Kapitän?“

„Nun, nach einer weiteren Kontrollfahrt werden wir unseren Heimathafen anlaufen. Die ‚Admiral Dozman’ bedarf einiger Ausbesserungen, außerdem ist zu vermeiden, während der verfluchten Tage zwischen Rahja und Praiosmond unterwegs zu sein.“ Zustimmend pflichtete sie dem Kapitän in seiner Einschätzung der namenlosen Tage bei, und winkte nun auch Selinde näher zu ihrer Runde heran und bezog auch sie ins Gespräch mit ein. Doch es war schnell klar, dass die junge Frau wenig Interesse an oberflächlichen Gesprächen hatte.

Das Gespräch zwischen den noch anwesenden Gästen drohte allmählich ins Stocken zu geraten. Hakon von Sturmfels schien schon der rechte Moment gekommen, um sich wieder auf das Schiff zu begeben. Leomara von Isenbrunn und Unswin der Edelknappe waren schon länger nicht mehr anwesend, sodass das untere Tischende völlig verwaist war. Der Junker von Kelsenstein hatte sich nämlich auch schon entschuldigt. Umso überraschender war es, als die Ritterin von Isenbrunn erneut den Thronsaal betrat. Man musste kein Freund ihrer Person sein um zu erkennen, dass etwas vorgefallen sein musste. Die Baronin folgte ihr jedoch nicht sogleich nach draußen, sondern separierte sich etwas von den übrigen Gästen. Hektisch und aufgeregt schilderte ihr die junge Frau etwas, was Geshla zunächst nur leise kommentierte, dann aber laut ausstieß: „Sicher, ihr tatet recht daran ihn zu fordern. Morgen zur Praiosstunde? Ich werde zugegen sein.“ Befehlsgewohnt senkte Leomara das Haupt, und zog sich erneut zurück. Einen Moment lang blieb die Baronin von Gnitzenkuhl noch mit ihrem Vogt beisammen stehen, bevor sie sich wieder ihren Gästen zuwandte.

„Hochgeboren, mir scheint der rechte Moment gekommen sich zu verabschieden“, wandte sich der Sturmfelser direkt der Baronin zu. „Es gilt noch einiges für den morgigen Tag vorzubereiten.“ Er verbeugte sich in Richtung seiner Gastgeberin und der übrigen Anwesenden. „In Travias Namen, habt Dank für Eure Gastfreundschaft.“ Auf die Sache mit der Ritterin wollte er nicht weiter eingehen. Er konnte sich schon denken, was wohl passiert war.

Nachdem sich schon eine Reihe von Gästen verabschiedet hatte, sah auch Selinde keinen Grund mehr, länger im Saal zu verweilen, zumal ihr das jüngst von der Baronin erwähnte Duell zwischen Leomara und dem Kelsensteiner endgültig den Aufenthalt hier verleidet hatte. Die Baronesse erhob sich, nickte der Gastgeberin kurz zu und sprach: „Auch ich werde mich nun empfehlen; Morgen steht uns allen ein langer und arbeitsreicher Tag bevor, den ich gerne ausgeruht begänne. Für Eure traviagefällige Gastung seid bedankt.“ Die Edeldame hatte fast schon die Tür erreicht, als sie stehenblieb, sich noch einmal zur Baronin umdrehte und hinzufügte: „Ich hätte es begrüßt, wenn Ihr dieses dumme Duell zwischen diesem nebachotischen Heißsporn und Eurer Rittsfrau untersagt hättet. Dieser Zweikampf ist nicht nur unnötig sondern in Anbetracht unserer Lage eine echte Torheit. Ihr hättet besser daran getan, diesen frechen Nebachoten einfach hinauszuwerfen.“ Nach einer kleinen Kunstpause fuhr sie mit einem zuckersüßen Lächeln fort: „Aber das alles liegt selbstverständlich ganz allein in Eurem Ermessen, Ihr werdet gewißlich wissen, was ihr tut.“ Ohne die Antwort Geshlas abzuwarten, drehte sich Selinde um und verließ den Saal.

Überrascht, aber dennoch nicht wirklich erschüttert, nahm Geshla diesen neuerlichen Ausbruch weiblichen Temperamentes zur Kenntnis. Sie würde ihre alte Amme fragen, ob es an den Sternen liegen könnte, dass derzeit das rechte Maß an Selbstbeherrschung und Disziplin um sie herum fehlte. Einzig ihr verlässlicher Vogt war zuverlässig wie immer. Dankbar lächelte sie ihm zu, und verabschiedete sich von ihm. „Ihr gebt bitte der Dienerschaft bescheid, wann die Herrschaften geweckt werden wollen, und Leomara soll bitte noch zu mir kommen.“ Roderick von Isenbrunn nickte lächelnd: „Sicher Baronin, ich werde es ihr ausrichten lassen.“


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