Benutzer:Treumunde/BriefspielEtilian

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Briefspiel wird starten, wenn die Pfortenritter/Rallerspfort Thematik beginnt

Phex ist mit den Listigen

Leobrecht ging langsam über den Kiesweg vor Schloss Rossgarten. Jeder Schritt war fest, doch bedacht, sein Gehstock berührte rhythmisch den Boden. Er malte gedankenverloren mit seinem Gehstock im Kiessand, während eine sanfte Brise den Duft der Rosen herübertrug.

Er wartete.

Dann hörte er es. Das Donnern der Hufe, das fröhliche Lachen seines Sohnes. Wenige Augenblicke später kamen Korhilda und Etilian angeritten. Korhilda stieg elegant ab, nahm die Zügel sicher in die Hand.

Etilian hingegen war nicht so geduldig. Er sprang mit einem wilden Satz vom Pferd, direkt in die Arme seines Vaters. Leobrecht stolperte leicht, sein Griff um den Gehstock lockerte sich. Korhilda, gewohnt wachsam, war sofort zur Stelle und stützte ihn sanft.

„Etilian, du Wildfang!“ setzte der alte Ochse an, doch der Junge war schon wieder fort, voller Energie und Tatendrang.

Die Wasserburger Baronin lachte leise, führte die Pferde in Richtung Stall, während Leobrecht neben ihr ging.

„Ich habe eine Reise geplant“, sagte er plötzlich.

Seine Frau hielt inne. „Eine Reise? Wohin?“

„Nach Khunchom. Ich möchte mit Etilian die Schule der Kapitäne ansehen.“

Ein Schatten der Überraschung legte sich über ihr Gesicht. Sie zog verwundert die Augenbraue hoch. „Seefahrer, wirklich? Du bist zu milde im Umgang mit unserem Nesthäkchen. Dazu im Hochsommer? Wollen wir Bratochsen werden?“

Leobrecht lächelte sanft. Er wusste die Idee war nicht die Beste, unter normalen Umständen. „Der Junge zeigt Interesse. Es ist nie zu früh, sich über seine Zukunft Gedanken zu machen.“

Korhilda sah ihn lange an. Es fiel ihr immer schwer ihrem geliebten Gatten etwas abzulehnen. Aber irgendwie fühlte es sich nach einer dummen Idee an. Leobrecht merkte ihre Unentschlossenheit und nahm sanft ihre Hand. „Ich bin nicht mehr der Jüngste“, fuhr er fort. „Und ich möchte Teil dieser Entscheidung sein.“

Korhilda ließ ihren Blick für einen Moment in die Ferne schweifen, dann küsste sie ihn sanft. Sie hasste es, wenn er sein Alter thematisierte. „Gut. Dann reisen wir nach Khunchom.“

Doch während sie sich um die Pferde kümmerte, blieb eine Frage in ihrem Kopf zurück: Warum wollte Leobrecht im Hochsommer nach Khunchom? Hatte das Alter ihm so zugesetzt, dass er schon Golgaris Schwingen hörte und nun alles regeln wollte vor seinem Ableben?

Verdeckt vom Pferdekopf kullerte eine Träne über ihre Wange.

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Was vorher geschah:

Leobrecht saß an einem großen hölzernen Schreibtisch, eine Kerze spendete flackerndes Licht, als durch das Fenster ein Luftzug den Vorhang beiseite wehte. Alderan von Bärenau trat wie ein Schatten herein, seine Kleidung noch verschwitzt von einem anstrengenden Ritt. Der Reichsvogt war überrascht, den Vogt seiner Schwiegertochter zu sehen und legte erstmal das Monokel beiseite.

"Leobrecht," sprach Alderan hastig und dennoch leise, so dass ihn Leobrechts Frau nicht hören konnte. "Die Gerüchte verdichten sich. Die Pfortenritter rufen zu den Waffen. Die Rallerspfort Sache. Es ist kein bloßes Munkeln mehr, es wird eine Tatsache."

Leobrecht legte einen Nordlandbankwechsel beiseite, der ihm nach dem Fauxpas mit Hal vom Haus Ehrenstein überstellt wurde, sein Blick wurde ernst. "Alderan, du überrascht mich ein ums andere Mal. Meine Quellen berichteten noch nichts darüber.“

Alderan zwinkerte schelmisch. "Phex ist mit den Listigen. Ich wollte Dich nur vorwarnen. Dein Sohn, mein Schwager, und deine Frau werden direkt betroffen sein. Du solltest schnell handeln, wenn Du sie schützen möchtest. Es sind die Nachbarn von Bärenau, ganz kann ich es auch nicht ignorieren. Daher habe ich Iralda schon eine wissenschaftliche Abhandlung zum Thema Waldelefantenkönig zukommen lassen. Sie packt schon ihre Sachen und denkt über eine Dschungelsafari nach. “

Der Reichsvogt schmunzelte, bei dem Gedanken an Iralda, die durch den Dschungel kroch. Doch wog die Informationen schwerer und er wurde nachdenklicher. " Mein Sohn, meine Frau. Ich kann sie nicht dieser Gefahr aussetzen. Ich werde versuchen, meine geliebte Hilda anderweitig zu beschäftigen. Vielleicht ebenfalls eine Reise. Etwas, das sie fernhält, ohne Verdacht zu wecken."

Der Bärenauer trat näher, seine Augen prüfend. "Das mag klug sein. Doch eile Dich. Ich bin der Information nur wenige Tage voraus.“

„Danke Dir“, sprach der Reichsvogt, der schon in Gedanken verloren war und nach einem Ausweg suchte.

Alderan musterte ihn einen Moment länger, dann trat er zurück und schulterte seinen Rucksack. "Ich muss zurück. Aber ich werde Wolfaran im Auge behalten. Wir können nicht alle von hier weglocken. Keine Sorge. Phex ist mit den Listigen.“




Etilian und die Schule der Kapitäne

Die Sonne stand hoch am Himmel und warf ihr warmes Licht auf die Dächer von Khunchom. Etilian von Ochs betrat mit leichtem Schritt die Eingangshalle der Kapitänsschule. Sein langes blondes Haar glänzte im Sonnenlicht, und sein Gesicht strahlte vor Freude, als würde er eine neue Welt entdecken. Vor ihm stand ein riesiger Globus aus Metall und Glas, auf dem die Länder und Meere Deres genau dargestellt waren. Etilian strich mit der Hand über die Oberfläche, als wollte er die Welt mit einer Berührung erfassen. Während er den Globus betrachtete, veränderte sich langsam seine Augenfarbe. Aus dem hellen Blau wurde ein warmes Braun, das sich wie ein Schatten über klares Wasser legte.

In einer dunklen Ecke der Halle standen zwei Männer, verborgen im Halbschatten eines Säulenbogens. Ihre Gewänder waren reich verziert, ihre Bewegungen elegant und von jener südländischen Anmut, die in Khunchom allgegenwärtig war. Kapitän Rafim ibn Omjaid, ein erfahrener Dozent der Schule, sprach leise mit Rafik Dhachmani, dem Kapitän der Sulman al'Nassori und zugleich Akademieleiter der Magierakademie der Drachenei-Akademie.

„Siehst du ihn dort, Rafik?“ flüsterte Rafim und deutete mit einem kaum merklichen Nicken auf den Jungen. „Er steht da wie ein Kind, das zum ersten Mal das Meer sieht. Und doch... manchmal spricht er, als hätte er selbst die Stürme des Perlenmeers bezwungen. Es ist seltsam. Mal ist er ein Draufgänger, ein einfacher Knabe, der sich über das Deck tollt. Und dann wieder... dann spricht er von nautischen Prinzipien, als hätte er sie selbst niedergeschrieben. Ich habe ihn beobachtet. Manchmal weiß er mehr über die Seefahrt als ich selbst. Und dann, beim nächsten Moment, kann er nicht einmal einen einfachen Knoten binden.“

Rafik Dhachmani verschränkte die Arme vor der Brust und ließ seinen Blick auf Etilian ruhen. Seine Stimme war ruhig, aber durchdrungen von einer tiefen Nachdenklichkeit. „Ich danke dir, dass du mich gerufen hast, Rafim. Als du mir von den Unregelmäßigkeiten bei seiner Eignungsprüfung berichtet hast, war ich neugierig. Ich habe ihn analysiert, so gründlich es mir in der Kürze der Zeit möglich war. Was ich gefunden habe, ist... komplex. Es ist, als würde ein Muster aus Mysterien in ihm wohnen. Der Junge ist nicht allein in seinem Körper. Ich spüre eine Präsenz, eine andere Seele, die in ihm gefangen ist. Um herauszufinden, um was es sich handelt benötige ich mehr Zeit.“

Rafim runzelte die Stirn. „Eine andere Seele? Du meinst, er ist besessen? Oder... wiedergeboren?“

„Nicht besessen im klassischen Sinne“, erwiderte Rafik. „Es ist kein Dämon, kein Fluch. Es ist eher wie ein Abdruck, ein Fragment einer Persönlichkeit, die einst lebte und nun in ihm weiterexistiert. Vielleicht war es ein Kapitän, ein Magier, ein Entdecker. Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass wir vorsichtig sein müssen. Wenn wir ihn jetzt nach Hause schicken, wird Olorand von Gareth-Rothenfels davon erfahren. Und du weißt, wie er und seine Antimagier agieren. Sie würden das, was in dem Jungen steckt, austreiben. Und damit wäre alles verloren. Das Wissen, die Verbindung, die Geschichte – ausgelöscht.“

Rafim nickte langsam, seine Gedanken kreisten. „Er war als blinder Passagier auf der Seepfeil unterwegs. Mit der Kaiserlich Derographischen Gesellschaft unter Kapitänin Shida Calisjar. Sie waren bei den Koralleninseln. Vielleicht ist dort etwas geschehen. Vielleicht hat er dort etwas berührt, etwas gesehen.“

„Dann müssen wir das Logbuch der Seepfeil einsehen“, sagte Rafik bestimmt. „Ich werde einen meiner Dozenten nach Gareth schicken. Dort findet gerade eine Ausstellung statt, in der das Logbuch gezeigt wird. Vielleicht können wir mit dem Schiffsmagus Harad Karfenck sprechen. Er war ebenfalls auf der Reise. Wenn wir herausfinden, was dort geschehen ist, können wir eingrenzen, was in dem Jungen steckt.“

Rafim seufzte. „Und was sagen wir den Eltern? Korhilda, seine Mutter, ist eine Baronin aus Perricum, aber hoch verschuldet. Der Vater, Leobrecht, ein Reichsvogt des Mittelreiches, ist zwar liquide, doch ob es für die hohen Ausbildungsgebühren reicht, ist fraglich.“

Rafik lächelte, ein feines, listiges Lächeln. „Sag ihnen, ihr Sohn sei außergewöhnlich talentiert. Das hören Eltern gern. Gib ihm ein Stipendium. Sag, dass die Schule der Kapitäne ihn fördern will. Und dann behalten wir ihn hier. Wir argumentieren, dass er Tulamidya lernen muss, um sich in der hiesigen Kultur zurechtzufinden. Der Sprachkurs wird als Vorbereitung dienen, bevor er den Werdegang zum Kapitän antreten wird. So bleibt er unter unserer Aufsicht.“

Rafim nickte langsam. „Wir lassen ihn nicht mehr gehen. Der Junge mag mir gleichgültig sein. Doch das, was in ihm steckt, das müssen wir für uns nutzen.“