Benutzer:Vairningen/Briefspiel
Die Spur der Bekenner
Erlebnisse eines Unbekannten IV
Rahja 1041 BF
Bebend vor Zorn ballte er die Rechte zur Faust, mit der Linken wollte er dem folgen was ihm mit dem verbliebenen Zeigefinger und Daumen jedoch nicht gelang. „Unfähiges Pack!“ brummte er in sich hinein. Nachdem er die geballte Faust wieder geöffnet hatte, glättete er den Brief den er soeben zerknittert hatte. Eine Meldung von einem Vögelchen und was es zwitscherte machte ihn alles andere als Glücklich. Einer der angeheuerten Attentäter hatte versagt. Das einzig Gute was für dieses Versager sprach, war das er ohne etwas zu verraten in den Tod gegangen ist.
Versager die seine Pläne gefährdeten konnte er nicht gebrauchen. Versager und Stümper hatten genau das verdient was dieser Agent erhalten hatte, den Tod. Besonders enttäuschend war das er es nicht einmal in die Nähe seines Zieles geschafft hatte. Verkleidet als Bekenner hätte er sich dem Ziel nähern und es seiner gerechten Strafe zuführen sollen. Doch auch wenn sich einige Bedienstete mit derlei Lorbeeren schmückte, hatte ihm sein Vögelchen auch gezwitschert das dieses unfähige Gesinde überhaupt nichts mit dem Ableben des Attentäters zu tun gehabt hatte. Der durch seine Mittelsmänner angeheuerte Wicht war voraussichtlich über den Saum seiner eigenen Robe gestolpert und die Treppe herabgestürzt.
Nachdem er einige Male tief durchgeatmet hatte, entrann seiner Kehle ein raues Lachen. Man könnte Behaupten er hätte den Lüstern gemacht. Welch lächerlicher Tod! Als er anschließend das Schreiben den Flammen übergab fragte er sich ob seine anderen Klingen schärfer waren.
Erlebnisse eines Unbekannten V
Namenlose Tage 1041 BF
Entspannt hatte er es sich auf dem Sofa in seinem Arbeitszimmer gemütlich gemacht. Die müden Beine hochgelegt und besah sich nun mit einem versonnenen, tiefgründigen Lächeln den Wandteppich an der gegenüberliegenden Wand. Einer seiner Ahnen hatte diesen anfertigen lassen um Macht und Pracht des eigenen Hauses herauszustellen und zu preisen. Er hingegen betrachtete diesen Wandteppich gern als Sinnbild für das Gefüge der Macht. Dabei reichte seine Betrachtung tiefer, als es bei den meisten Adligen der Fall war. Anders als sie sah er nicht nur die Fäden die die wahrhaft Mächtigen, wie Kaiser, Herzöge und Fürsten auf der einen Seite repräsentierten und das Rittertum als bindendes, einendes Geflecht betrachten. Für ihn gab es noch mehr, weit mehr! Sparte diese Betrachtungsweise doch das Gro der Bevölkerung aus, das einfache Volk, den Unfreien auf seiner Scholle ebenso wie Geselle und Meister in den Dörfern und Städten. Sie waren das wahrhaftige Geflecht das das Gefüge der Macht trug. Das Gefüge der Macht, ein Gespinst aus verschiedensten Fäden gewoben. Tatsächlich mochte es der Wahrheit entsprechend das der Adel den Vordergrund für sich beanspruchte, doch sollte das wirklich alles sein? Sollte das wirklich reichen? Nein, das tat es nicht! Die unscheinbaren, unsichtbaren, die ungesehenen Fäden des Hintergrundes schufen letztlich das Bild, vollendeten was andernfalls nutzlos in sich zusammenfallen würde. Über wen sollte der Adel herrschen wenn es keine Bauern gäbe? Wem sollte der Adel befehlen wenn es niemand von niederer Geburt gab? Keinem, denn dann wäre der Adel überflüssig. Der Adel war es der Krieg führte, ausgetragen auf den Schultern der Bauern und Knechte. Der Adel war es der Siege feierte, während die Magd ihren Gatten betrauerte. Der Adel war es der die Festessen herunterschlang, während der Knecht Hunger darbte. Oh wie er es liebte dem Adel anzugehören. Wie er es liebte besonders an den dünnen, unscheinbaren Fäden zu ziehen. Wie er es liebte das Gespinst der Macht zu verzerren, ins Ungleichgewicht, zum Reißen zu bringen. Im Stillen dankte er dem einen, dem wahren Gott dafür, dass er ihm dienen durfte. Sein Werk erfüllte ihn, machte sein Selbst aus und war zugleich nur möglich weil er in den Adelsstand hineingeboren worden war. Wenn man es recht bedachte, sollte der Adel den einfachen Bauern viel mehr Fürchten. Ein Stallknecht, von der Ungerechtigkeit seines Herrn überzeugt, konnte den Riemen des Sattels sabotieren und damit einen Sturz provozieren. Eine Amme, vom Leid um den Verlust eines eigenen Kindes zerfressen, könnte die Falschheit erkennen und ihr adliges Mündel dem gleichen Elend aussetzen. Auch könnte der Knecht, der seinen Herrn bei der Rasur hilft, versehentlich die Klinge im falschen Winkel ansetzen und so, anstatt den Bart gleich die ganze Person vom Dereantlitz entfernen. Wahrhaftig, der Adel sollte das niedere Gesinde fürchten. Sollte ihn nicht vertrauen und stattdessen sich lieber selbst um seine Belange kümmern. Kinder hatte er keine mehr, würde nach seinem Opfer auch nie wieder welche haben, so musste er sich zumindest darum keine Sorgen mehr machen. Seine Rasur nahm er seit jeher selbst in die Hand, wie es ihm einst sein Vater beigebracht hatte und seinen Sattel überprüfte er seit einigen Götterläufen sehr sorgfältig.
Nur wenige erkannten all dies, nur wenige ließen diese Vorsicht walten und genau aus diesem Grund war er sich sicher das Gefüge der Macht erschüttern zu können. Durch sein Wirken würden viele der Fäden – egal ob Bauer, Ritter oder Fürst – für immer durchtrennt werden, während einige geschwächt fortbestanden und die wenigsten gestärkt daraus hervorgehen würden.
Klamme Kasse
Lavendelmonopol
11.Boron 1042 BF, Ein Topf voll Gold
Nachdem Leubrecht den Wechsel vom Markvogt erhalten hatte, hatte er noch lange darüber nachgedacht woher er das verbliebene Gold nehmen sollte. Das Gold das er für den Bau seiner Burg brauchte. Die Burg die Garetien, die Neu-Auenwacht Schutz bringen sollte. Die Burg die sein Heim werden sollte. Die Burg in der seine Kinder aufwachsen und die sie einst fortführen sollten. Doch ihm fehlte so unverschämt viel Gold, das er nicht einmal wusste wo er anfangen sollte. Wenn ihm der Wunsch nach zusätzlichen Fronarbeitern gewährt würde, wäre seine Sorge zumindest kleiner. Er selbst hatte Gold, jedoch würde es nicht ausreichen.
In Gedanken war er immer wieder durchgegangen welche Optionen er hatte. Seine wenige Bauern bis aufs Blut auspressen war keine davon. Dann aber war ihm eine Idee gekommen, eine Idee die ihm – je länger er darüber nachdachte – immer besser gefiel. Seine Bauern bestellten Felder, hüteten Vieh und ernteten Obst. Es hielt sie am Leben und ernährte sie, aber ihren Wohlstand verdankten sie dem Lavendel. Als Seife, Öl und Arznei verkauften es seine Untertanen nach Gareth – an die Pfeffersäcke und Adligen die ihnen nun die Mittel verweigerten.
Bevor er jedoch die Steuern erhöhen würde, wollte er sich beraten. Von seinen Leuten hatte er bereits die Informationen, dass außer ihnen nur in der Baronie Gallstein die Pflanze in diesen Mengen und dieser Qualität gewonnen wurde. Also hatte er einen Brief an den Baron aufgesetzt und um eine Unterredung gebeten. Mit etwas Glück würde sein Bote die Nachricht schnell zustellen und ein baldiges Treffen verkünden.
Die Zeit bis zur Antwort wollte Leubreucht jedoch nicht nutzlos verstreichen lassen. In dieser Zeit würde er einen weiteren Plan verfolgen. Unzählige Bienen sammelten auf dem Gut und in der Umgebung Honig und produzierten nebenher auch noch Wachs, Wachs aus dem man Kerzen herstellen konnte. Teure Kerzen, wenn man es richtig anstellte. Erste Entwürfe hatte der Reichsritter bereits bei seinen Leuten in Auftrag gegeben. Praiosgefällige Motive, die er in Gareth feilbieten würde.
Autor: Vairningen