Geschichten:Frühlingssturm - Kampf um Bergesruh - Unruhige Nacht

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Am Abend vor dem Marsch nach Bergesruh lagerten die Leute des Landvogtes und seine Verbündeten am Hang unterhalb des befestigten Dorfes Gunnishaag, da für so viele Bewaffnete kaum Platz in den engen Mauern der kreisförmigen Anlage war. Aus einiger Entfernung beobachteten die Ziegen der gunnishaager Herde die vielen Menschen, die sie von ihrem Weidegrund verdrängt hatten. Die menschlichen Einwohner des Dorfes waren dabei weit weniger scheu – zumindest den nicht-geweihten Mitgliedern des kleinen Heerzuges gegenüber. Mehrere der Trollberger mischten sich unter die Soldaten und berichteten von ihren Problemen mit dem ungeliebten nördlichen Nachbarn: Man könne die Herden nur noch nach Süden auf die Weiden treiben, da im Norden des Nachts Dämonen umgingen und den Tieren das Blut austränken.

Die Beschreibungen, die die alte Borchtrud den Edlen und Offizieren des Zuges im Thanshaus gab, waren weniger abergläubisch aber nicht minder besorgniserregend. Die alte Kriegerin, die sich jedes Mal mit einem leisen Ächzen erhob, beschrieb eine bunt zusammengewürfelte Truppe von Bewaffneten, die vor einiger Zeit vor ihrem Tor erschienen war, um Tribut zu fordern. Sie hatte diese Leute mit einigen geschleuderten Steinen vertreiben lassen, aber seitdem sei kein Auge mehr zuzumachen: Der Zauberer würde seine bösen Geister aussenden, die die Leute in Gunnishaag nachts plagten.

Die Erzählungen führten zu unterschiedlichen Reaktionen: Während einige der einfachen Soldaten ihre mulmigen Gefühle deutlich zeigten, nahmen andere das Gesagte stoisch auf, es sei nichts neues. Die Hauptfrau Malina von Niederried zählte zu denen, die seltsam schweigsam wurden. Mit schier unendlicher Geduld widmete sie sich der Pflege ihrer Waffen. Wagte es einer ihrer Untergebenen sie wegen der auf sie wartenden Gegner anzusprechen, oder schlimmer Zweifel ob des Erfolgs dieser Mission zu äußern, reagierte sie unwirsch und hieß die Leute das Lamentieren zu lassen. Man sei schließlich hierher aufgebrochen, um das Übel zu beseitigen, und nicht weil man sich an Firuns winterlichem Werk ergötzen wollte! Damit erreichte sie zwar nicht, dass der Mut ihrer Truppe gestärkt wurde, doch waren sich die Männer und Frauen sicher, dass die Hauptfrau wohl nichts schrecken konnte. Einzig der Weibel Jarrah hatte den Verdacht, dass es sich nur um eine sorgsam zur Schau gestellte Gleichgültigkeit handelte, und die Hauptfrau in Wahrheit den Berichten ähnlich besorgt oder sogar ängstlich lauschte ganz so wie es die übrigen Rottenmitglieder auch taten.

Der Landvogt dachte schweigend über die Aussagen nach, vor allem über den Bericht des Spähtrupps über eine Begegnung mit „Nichttots“, denen man „den Axt draufhau“ habe, wie Strutzz grimmig zufrieden erklärte. Der zweite Troll, der sich bei seiner Ankunft am späten Abend in Begleitung des Herrn Connar zusätzlich diesem angeschlossen hatte, erklärte über seinen älteren Verwandten als Übersetzer, dass in letzter Zeit wieder mehr Untote unterwegs seien. Auch wenn keiner der Anwesenden sonderlich begeistert war darüber, so schafften es die Golgariten noch, entschlossener und missmutiger zu wirken danach als die anderen Krieger.

Nach einer kurzen Andacht, die einer der Geweihten des Ordens der Hohen Wacht hielt, begab man sich zum Schlaf. Und so manch einer war unausgeschlafen, als am nächsten Morgen sich die Reihen wieder formierten, um das letzte Stück Weg in Angriff zu nehmen und sich dem Feind zu stellen: Auch wenn nur wenige tatsächlich von üblen Träumen gequält wurden, so hielten sie doch mehr wach mit ihren erschreckten Schreien. Und nur die abgebrühtesten konnten tatsächlich ruhig schlafen angesichts der Dinge, die man erfahren hatte.

Des Landvogts Hauptfrau sah am morgen sehr mitgenommen aus. Die dunklen Augenringe im blassen Gesicht ließen sie ungesund, ja fast unheimlich aussehen. Die hellen Augen funkelten jedoch angriffslustig aus ihrem Gesicht jedem entgegen, fast so, als ob sie darauf warten würde, dass sie jemand danach fragte, wie sie geruht hatte. Doch ihre Leute hüteten sich, und es gab wahrlich besseres zu tun, als sich mit seiner Hauptfrau zu streiten. Manch einer suchte stattdessen noch die Nähe oder das Gespräch zu einem der Geweihten- wer wusste schon, ob er den nächsten Sonnenaufgang noch erleben würde. Dennoch, manch einer im Aufgebot brannte förmlich darauf, endlich dem Feind gegenüber zu stehen, sei es, weil die heilige Pflicht es erforderte, sei es, damit es endlich vorbei war.


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