Geschichten:Vom Wiederfinden

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Bericht des Burschen Carthen aus dem Weiler Flureuth in der Baronie Quastenbroich, gegeben im Schankraum der Ratsstube im Beisein seiner Hochgeboren Felian Prutz von Quastenbroich, Baron zu Quastenbroich und dessen Leibwache, Greifwart Steinigern

Verzeihn Se euer Hochgeburt, wenn ich – autsch!, wat hab ichn falsch gemacht?

HochgeBOREN

Von mir aus och dat. Also, Meister HochgeBOREN, ich – autsch! Wat issn nu scho widder?

Ich…

Greifwart, lass den Jungen mal ausreden und trink ein gutes Quastenbräu.

Aber…

Ich weiß deine Sorge um meinen Ruf zu schätzen, aber der Knabe ist immer noch eines meiner Landeskinder, wenn es auch tief aus dem Reichsforst kommt. So tief, (ein verstecktes Grinsen), dass man dort die Erziehung wahrscheinlich mit der Lupe suchen muss.

Dat hab ich gehört, Herr.

Und das ist gut. Jetzt erzähl mal, was dich aus dem Herzen des Waldes bis hierher verschlagen hat.

Ja nu, das würd ich ja gerne, aber meine Kehle ist allzu trocken und ich…

Hey, der Knabe ist doch vielleicht gerade mal 10…

Und hat in seinem Leben sicher schon härtere Getränke konsumiert, Greifwart. Wirt, schieb noch zwei Große rüber.

Danke Herr. (Schweres Schlucken)…

Da hol mir doch einer… hat das Kind nen Zug.

Bestes Landesgewächs. Scheint unser Quastenbräu zu lieben. Wirt? Noch eins.

Wo war ich? Ach ja. Muss ich den Herrn noch richtig und gezäumt begrüßen oder darf ich einfach anfangen?

Leg los, Knabe, sonst bist du blau, bevor du zur Sache gekommen bist.

Mitnichten Herr. Das Bier is ja süffig, aber unsers is viel gehaltvoller und Ommas Bärentöter hat es richtisch in sich.

Du wolltest anfangen.

Ja Herr. Also, ich lauf da so mir nichts, dir nichts durch den Wald…

Wo genau?

Ach Herr, natürlich bei uns ums Eck, bei Flureuth. Genauer so ne gute Wegstunde weiter den Elfenpfad runter Richtung der Garetier, kurz bevor man zu der verborgenen Festwiese kommt, wo einem mitunter der Hase oder der Valpogott begegnen. Wie auch immer. Ich sing da so mein Liedchen, als ich ein total schräges Pfeifen hör…

Hase? Valpogott? Will der uns…

Greifwart, still! Das ist… Wenn das…

Fertig?

Ja Junge. Und… Greifwart, denk nicht mal dran.

Aber der ist unverschämt.

Jawoll. Und ICH kenne die Geschichte und meine Muhme sagt immer, niemand, der noch ganz bei Verstand ist, unterbricht den Geschichtenerzähler…

Greifwart, nimm die Hand da weg und trink noch einen Schluck. Und du, Knabe, wenn du jetzt in einem durch erzählst, dann kannst du von mir ein kleines Fässchen Quastenbräu als Geschenk haben. Einverstanden?

Und nen Bollerwagen, sonst krieg ich das Ding nie nach Hause…

Nach 400 Metern sollte das schon ganz leicht sein, so wie du…

Greifwart!

Schon gut, Herr.

Ein Blick aus barönlichen Augen.

Gut. Wo war ich steh’n geblieben? Ach ja. Ich höre also den Pfiff. Nicht besonders schön oder schrill, aber irgendwie unmelodisch. Ja und da denke ich mir, Carthen, guck mal nach, was da so rumliegt auf deinem Weg. Und ich folge dem Pfeifen, das gleichzeitig dann auch irgendwie weniger wird, und finde einen Mann am Wegrand liegen, in ein extrem feines Stöffchen gehüllt, das aber stark gelitten hat. Mit zwo Wappen drauf in rot. Eins mit drei Fichten in silber und eins mit drei Greifen in gold. So in eurem Alter, schätz ich. Ächzt vor sich hin und sieht nicht sehr fit aus, wenn se mich fragen. Sone reicher Schnösel, denk ich mir noch, da packt der mich doch glatt am Hemd, dass das in den Nähten kracht und am Hals reißt, so fest packt der Kerl zu.

Ich also zurück, auf Abstand, da höre ich, dass der Mann vor sich hin murmelt, als ob er träumt. Ich also wieder hin. Nu ja, der faselt was von Verpflichtung und dasser endlich freigekommen sei und nun so schnell wie geht den nächsten Großkopferten sehn muss, weil…

Und dann?

Und dann hatter die Augen verleiert und ist umgekippt.

Schweigen

Und?

Nu ja, ich bin zwar jetzt nichn Hemd, aber der war so um einiges größer und schwerer und auch noch so platt, dasser bestimmt doppelt so schwer war, wie normal…

Und?

Und da hab ichn auf mein Hund gepackt und der gute Bondik hattn bis zu uns nach Hause getragen. Und da hat die Omma ihn auch gleich aufs Bett gelegt und ihm ihren Kräutergeist gegeben. Der weckt Tote auf. Und da hat er auch wieder die Augen aufgeschlagen und gesagt, dass er unbedingt so schnell wie möglich in die nächste Baronsburg müsse. Und Omma hat gesagt, das könne er sich man schön aus dem Kopp kloppen. Und deshalb hat se mich losgeschickt, obwohl ich den doch schon bis nach Hause geschleppt habe…

Oder dein Hund…

Ja, gut. Aber trotzdem.

Und welche Botschaft hat dir der Mann mit auf den Weg gegeben?

Herr, ihr glaubt dem Kind doch nicht etwa?

Jedes Wort!

Er sacht, er sei endlich wieder frei, aber es gehe was im Wald vor sich und bedrohe das schöne Volk und wenn man nicht schleunigst etwas unternehme, dann könne man den Pfad auch gleich wieder zuwachsen lassen.

Herr!

Und er grüßt euch, Herr. Zumindest schickte er einen Gruß mit, als ich sagte, dass ich zum Herrn Baron aufbrechen würde.

Und er nannte seinen Namen, nicht wahr?

Stimmt. Jetzt, wo ihr es sagt. Er nannte sich selbst…

Phexian vom Silbernen Tann.

Stimmt auffallend.

Wirt, der Knabe kann auf meine Kappe trinken, so viel und so lang er will. Gib ihm heute Nacht ein Bett und sorge dafür, dass er morgen früh zur fünften Stunde gewaschen, abgefrühstückt und wieder nüchtern ist. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.

Grimwart, in einer halben Stunde brauche ich sechs Boten. Einen nach Greifenfurt zur Greifin, einen rüber nach Kressenburg zu Ardo, einen nach Eslamsroden zu Greifwin, einen zu Grimwart nach Reichsweg, einen zu Thargrîn nach Wehrfelde. Und einen nach Hesindelburg und der ist der Wichtigste.