Geschichten:Die Brut der Geißel - Teil 2: Unterschied zwischen den Versionen
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Der Bursche war förmlich außer Atem. [[Hauptdarsteller ist::Garetien:Reto von Schwingenfels|Reto]] schaute zunächst zu seiner [[Hauptdarsteller ist::Garetien:Anshild von Wetterwend|Frau]] an der Seite des Jungen. „Was hat das zu bedeuten, Anshild?“ fragte er und deutete auf den jungen Burschen, welcher nunmehr langsam zu Atem gekommen war. Anshilds Blick war ernst: „Ich glaube, dass Du Dir das besser anhörst!“ Sie stieß den jungen Burschen an, so dass dieser nach vorne taumelte. „Meister Buchenwald schickt mich aus Eichenwalde!“ brachte der Bursche nun hervor. Reto fragte sich, was der junge Förster wohl von ihm wollte. Er bedeutete dem Burschen, dass er fortfahren soll. „Er hat eine Räuberin gestellt!“ Retos Blick ging wieder zu seiner Frau. „Willst Du Seginhardt informieren?“ fragte sie. Reto schüttelte den Kopf. | Der Bursche war förmlich außer Atem. [[Hauptdarsteller ist::Garetien:Reto von Schwingenfels|Reto]] schaute zunächst zu seiner [[Hauptdarsteller ist::Garetien:Anshild von Wetterwend|Frau]] an der Seite des Jungen. „Was hat das zu bedeuten, Anshild?“ fragte er und deutete auf den jungen Burschen, welcher nunmehr langsam zu Atem gekommen war. Anshilds Blick war ernst: „Ich glaube, dass Du Dir das besser anhörst!“ Sie stieß den jungen Burschen an, so dass dieser nach vorne taumelte. „Meister Buchenwald schickt mich aus Eichenwalde!“ brachte der Bursche nun hervor. Reto fragte sich, was der junge Förster wohl von ihm wollte. Er bedeutete dem Burschen, dass er fortfahren soll. „Er hat eine Räuberin gestellt!“ Retos Blick ging wieder zu seiner Frau. „Willst Du Seginhardt informieren?“ fragte sie. Reto schüttelte den Kopf. | ||
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Reto beobachtete die Szenerie vor sich. Einige der Holzfäller hatten einen größeren Lagerschuppen umstellt. Im Hintergrund liefen die Arbeiten im örtlichen Sägewerk weiter. Der Förster hatte seine Armbrust im Anschlag und beobachtete den Eingang des Lagerschuppens. Der Mann war Mitte zwanzig und hatte den Posten erst neu übernommen. „Meister Roban! Ihr habt nach mir schicken lassen?“ fragte Reto, als er zum Förster trat. Der so Angesprochene ließ seine Armbrust nicht sinken, doch sein Blick ging zu seinem Vogt. „Euer Wohlgeboren! Ich habe im Wald eine der Räuberinnen ausmachen können!“ Retos Blick ging von dem Förster zu dem Lagerschuppen. „Ihr wollt mir doch nicht sagen, dass ihr mich wegen einer Wilderin habt rufen lassen?“ fragte er beiläufig. „Mitnichten! Ich glaube, es ist eine aus der Bande des Eichenblatts!“ Reto nickte ruhig. „Und was ist genau passiert?“ Förster Roban legte nun die Armbrust zur Seite. „Nachdem ich sie im Wald gestellt habe, ist sie hierher geflüchtet. Als sich einer der Holzfäller dem Tor genähert hat, hat sie mit einer Armbrust geschossen.“ Reto spuckte fluchend auf den Boden. „Quin hat Glück gehabt! Es war nur ein Streifschuss!“ Reto schnaubte: „Wenn sie es drauf anlegt, dann räuchert das Miststück halt aus!“ Der Förster schaute betreten zu Boden. „Die Räuberin hat ein kleines Kind dabei, euer Wohlgeboren!“ | Reto beobachtete die Szenerie vor sich. Einige der Holzfäller hatten einen größeren Lagerschuppen umstellt. Im Hintergrund liefen die Arbeiten im örtlichen Sägewerk weiter. Der Förster hatte seine Armbrust im Anschlag und beobachtete den Eingang des Lagerschuppens. Der Mann war Mitte zwanzig und hatte den Posten erst neu übernommen. „Meister Roban! Ihr habt nach mir schicken lassen?“ fragte Reto, als er zum Förster trat. Der so Angesprochene ließ seine Armbrust nicht sinken, doch sein Blick ging zu seinem Vogt. „Euer Wohlgeboren! Ich habe im Wald eine der Räuberinnen ausmachen können!“ Retos Blick ging von dem Förster zu dem Lagerschuppen. „Ihr wollt mir doch nicht sagen, dass ihr mich wegen einer Wilderin habt rufen lassen?“ fragte er beiläufig. „Mitnichten! Ich glaube, es ist eine aus der Bande des Eichenblatts!“ Reto nickte ruhig. „Und was ist genau passiert?“ Förster Roban legte nun die Armbrust zur Seite. „Nachdem ich sie im Wald gestellt habe, ist sie hierher geflüchtet. Als sich einer der Holzfäller dem Tor genähert hat, hat sie mit einer Armbrust geschossen.“ Reto spuckte fluchend auf den Boden. „Quin hat Glück gehabt! Es war nur ein Streifschuss!“ Reto schnaubte: „Wenn sie es drauf anlegt, dann räuchert das Miststück halt aus!“ Der Förster schaute betreten zu Boden. „Die Räuberin hat ein kleines Kind dabei, euer Wohlgeboren!“ | ||
Aktuelle Version vom 23. November 2025, 12:35 Uhr
12. Efferd 1023 BF
Der Bursche war förmlich außer Atem. Reto schaute zunächst zu seiner Frau an der Seite des Jungen. „Was hat das zu bedeuten, Anshild?“ fragte er und deutete auf den jungen Burschen, welcher nunmehr langsam zu Atem gekommen war. Anshilds Blick war ernst: „Ich glaube, dass Du Dir das besser anhörst!“ Sie stieß den jungen Burschen an, so dass dieser nach vorne taumelte. „Meister Buchenwald schickt mich aus Eichenwalde!“ brachte der Bursche nun hervor. Reto fragte sich, was der junge Förster wohl von ihm wollte. Er bedeutete dem Burschen, dass er fortfahren soll. „Er hat eine Räuberin gestellt!“ Retos Blick ging wieder zu seiner Frau. „Willst Du Seginhardt informieren?“ fragte sie. Reto schüttelte den Kopf.
Etwas später in Eichenwalde
Reto beobachtete die Szenerie vor sich. Einige der Holzfäller hatten einen größeren Lagerschuppen umstellt. Im Hintergrund liefen die Arbeiten im örtlichen Sägewerk weiter. Der Förster hatte seine Armbrust im Anschlag und beobachtete den Eingang des Lagerschuppens. Der Mann war Mitte zwanzig und hatte den Posten erst neu übernommen. „Meister Roban! Ihr habt nach mir schicken lassen?“ fragte Reto, als er zum Förster trat. Der so Angesprochene ließ seine Armbrust nicht sinken, doch sein Blick ging zu seinem Vogt. „Euer Wohlgeboren! Ich habe im Wald eine der Räuberinnen ausmachen können!“ Retos Blick ging von dem Förster zu dem Lagerschuppen. „Ihr wollt mir doch nicht sagen, dass ihr mich wegen einer Wilderin habt rufen lassen?“ fragte er beiläufig. „Mitnichten! Ich glaube, es ist eine aus der Bande des Eichenblatts!“ Reto nickte ruhig. „Und was ist genau passiert?“ Förster Roban legte nun die Armbrust zur Seite. „Nachdem ich sie im Wald gestellt habe, ist sie hierher geflüchtet. Als sich einer der Holzfäller dem Tor genähert hat, hat sie mit einer Armbrust geschossen.“ Reto spuckte fluchend auf den Boden. „Quin hat Glück gehabt! Es war nur ein Streifschuss!“ Reto schnaubte: „Wenn sie es drauf anlegt, dann räuchert das Miststück halt aus!“ Der Förster schaute betreten zu Boden. „Die Räuberin hat ein kleines Kind dabei, euer Wohlgeboren!“
„Was?“ entfuhr es Reto. „Eine Geisel?“ fragte er. „Nein, ich denke, es ist ihr eigenes!“ Reto starrte jetzt auf das Lager. Seine Gedanken überschlugen sich und sein Herz verkrampfte sich. Konnte es möglich sein? Seine Gedanken gingen zurück in seine Knappenzeit. Und da war das Bild von ihr in seinem Kopf. Ein hübsches Lächeln, ihre blonden Haare zum Zopf gebunden schaute sie ihn keck und herausfordernd an. Cerella! Seine erste Liebe! Doch sie waren nur Knappen und Praiodan, ihr Rittervater, verbot den beiden den Umgang untereinander. Nach dem Ritterschlag hatten sich ihre Wege getrennt. Reto hatte sein Amt auf der Orbetreu angetreten und man hatte sich aus den Augen verloren. Doch Reto wusste, dass Cerella später Geron von Eichenblatt geheiratet hatte. Und sie hatte Kinder mit dem Raubritter!
„Was machen wir jetzt?“ fragte Anshild ruhig an Retos Seite. „Ich werde mit ihr reden!“ sprach Reto entschlossen. Anshild nickte: „Aber nicht ohne mich!“ Reto überlegte kurz und nickte dann.
„He, ihr im Schuppen! Mein Name ist Reto von Schwingenfels! Ich komme jetzt zu Euch rein!“ Vorsichtig näherte er sich mit Anshild dem Tor des Schuppens. Von drinnen kam keine Regung. Reto schob das Tor auf, so dass Anshild und er hineinschlüpfen konnten. Reto stockte. Ein kleiner Junge von vielleicht vier Jahren stand im Halbdunkel. Vorsichtig hob er einen Dolch und zielte auf Anshild und Reto. Er machte jedoch keine Anstalten, die beiden anzugreifen. Anshild beugte sich vor. „He, Kleiner, was willst Du denn mit der Waffe?“ fragte sie vorsichtig. „Ihr sollt meiner Mama nicht wehtun!“ antwortete der Kleine trotzig. Anshild deutete zu Reto. „Das ist Reto und ich bin Anshild! Wir wollen Deiner Mama nicht weh tun!“ Reto mischte sich ungeduldig ein. „Wo ist deine Mama?“ fragte er. Aus dem Dunkel des Lagers kam ein schwaches Geräusch. „Reto? Bist Du es wirklich?“ fragte eine schwache Stimme. Reto versuchte etwas im Dunkel auszumachen. „Ja, ich bin hier!“ „Gernot, sei so gut und lass die beiden zu mir!“ Die Stimme im Dunkeln war fast nur ein Flüstern.
Wie anders war das Bild, welches sich Reto nunmehr bot. Die Frau, welche vor ihnen lag, wirkte nicht, als sei sie gleich alt wie Reto. Ihre Haut war faltig und eingefallen. Schweiß stand auf der grauen Haut und die Haare hingen farblos und nass in ihrem Gesicht. „Cerella! Bei den Göttern, was ist passiert?“ entfuhr es Reto. Cerella zwang sich zu einem Lächeln. Reto konnte sehen, dass ihr mehrere Zähne ausgefallen waren. „Was soll schon passiert sein? Ich sterbe, Reto!“ antwortete sie schwach. „Was ist das, was dich peinigt?“ fragte Reto. Cerella schloss die Augen und wurde von Krämpfen geschüttelt. „Gramstarre nannte es der Medicus!“ presste sie gequält hervor. Anshild beugte sich zu Reto herüber: „Ich glaube, ich habe schon einmal davon gehört. Ihr dürfte nicht mehr viel Zeit bleiben!“ Cerella lächelte. „Ihr müsst Anshild sein!“ flüsterte sie. „Ich wünschte, wir hätten uns unter anderen Umständen kennen gelernt!“ Anshild schaute betreten zu Boden. Reto bemerkte das betretene Schweigen zwischen den beiden Frauen. „Was willst Du hier, Cerella?“ fragte er. Cerella schloss wieder die Augen. „Ich habe tatsächlich nach Dir gesucht!“ Reto runzelte die Stirn: „Wieso das?“
Cerella richtete sich vorsichtig auf. Ihr Blick suchte ihren Sohn. Der Kleine schaute erschrocken auf das Gespräch der drei Erwachsenen. Man konnte sehen, dass er nicht so recht verstand, was vor sich ging. „Das dort ist Gernot!“ brachte Cerella unter Anstrengung hervor. „Gernot von Eichenblatt!“ hauchte sie. „Ich bitte Euch Zwei, nehmt Euch seiner an!“ Cerella sackte wieder zusammen. Retos Miene versteinerte sich. „Dein Mann wird gesucht!“ Cerella nickte schwach. „Der Junge könnte ein Schlüssel sein!“ sprach Reto tonlos. Tränen liefen Cerella die Wangen herab. Ihre Stimme war nur noch ein leises Flüstern: „Und doch steckt Gutes in Geron!“ Reto lächelte bitter. Anshild schaute vorsichtig zu dem kleinen Jungen, welcher in Schockstarre verharrte. Mit großer Mühe und von Schmerzen geschüttelt flüsterte Cerella weiter: „Ich werde wohl zügig den Weg übers Nirgendmeer antreten. Ich bitte Dich, Reto, nein ich flehe Dich an! Nimm Dich meines Sohnes an!“ Retos Blick ging zu seiner Frau. Anshild ging zu dem Jungen und nahm ihn bei der Hand. Sie beugte sich herab und flüsterte ihm aufmunternd zu. Willig ließ er sich von Anshild nach draußen führen. „Ich verspreche Dir, er wird nicht allein sein!“ Ihr blick ging entschlossen zu Reto und sie bedeutete ihm, sich um die Sterbende zu kümmern.
„Also schön!“ brachte Reto stockend hervor – fast wollte ihm die Stimme brechen. Cerella schloss wieder die Augen. Ihre Hand tastete suchend nach Gernot, doch der war schon von Anshild hinausgeführt worden. Ein schwaches Lächeln huschte über ihr Gesicht, als hätte sie ihn trotzdem gespürt.
„Sei ihm ein guter Lehrmeister…“ hauchte sie.
Dann sank ihr Kopf zur Seite, und die Halle war für einen Augenblick still, als hielte selbst das Sägewerk draußen den Atem an.