Geschichten:Großmutterliebe: Unterschied zwischen den Versionen

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|Text=Ich hoffe, diese Zeilen erreichen Dich bei guter Gesundheit und dass auch sonst alles bei Dir zum Besten steht. Viel zu lange ist es her, dass wir einander geschrieben, geschweige denn gesehen haben. Ein wahrlich untragbarer Zustand, weshalb ich Dich herzlich in die Reichsstadt zu ein wenig Kurzweil und Entspannung einladen möchte.<br>
|Text=Ich hoffe, diese Zeilen erreichen Dich bei guter Gesundheit und dass auch sonst alles bei Dir zum Besten steht. Viel zu lange ist es her, dass wir einander geschrieben, geschweige denn gesehen haben. Ein wahrlich untragbarer Zustand, weshalb ich Dich herzlich in die Reichsstadt zu ein wenig Kurzweil und Entspannung einladen möchte.<br>
Doch, ich will und mag es nicht verhehlen, ist mir nicht nur daran gelegen, meine Schwiegertochter nach geraumer Zeit wiederzusehen, sondern auch meine Enkelin Boronliebe, deren Base Leonore übrigens schon seit Längerem in der Stadt weilt und mittlerweile Pagin bei Oberst Siegerain von Bregelsaum-Berg ist. Ich denke, die beiden Mädchen sollten sich langsam einmal kennenlernen und vielleicht gar Freundschaft schließen.<br>
Doch, ich will und mag es nicht verhehlen, ist mir nicht nur daran gelegen, meine Schwiegertochter nach geraumer Zeit wiederzusehen, sondern auch meine Enkelin Boronliebe, deren Base Leonore übrigens schon seit Längerem in der Stadt weilt und mittlerweile Pagin bei Oberst Siegerain von Bregelsaum-Berg ist. Ich denke, die beiden Mädchen sollten sich langsam einmal kennenlernen und vielleicht gar Freundschaft schließen.<br>
Das bringt mich dazu, dass wir beizeiten einmal über die Zukunft Boronliebes sprechen sollten, hat das Kind doch zwischenzeitlich ebenfalls das nötige Alter für den Pagendienst erreicht. Mit Blick auf spätere Perspektiven denke ich, dass der Hof seiner Erlaucht der geeignetste Ort hierfür wäre. Doch ich will nicht vorgreifen, denn eine solch´ bedeutsame Entscheidung sollte natürlich von uns gemeinsam getroffen werden.<br>
Das bringt mich dazu, dass wir beizeiten einmal über die Zukunft Boronliebes sprechen sollten, hat das Kind doch zwischenzeitlich ebenfalls das nötige Alter für den Pagendienst erreicht. Mit Blick auf spätere Perspektiven denke ich, dass der [[Perricum:Markgräflicher Hof zu Perricum|Hof]] seiner [[Perricum:Rondrigan Paligan|Erlaucht]] der geeignetste Ort hierfür wäre. Doch ich will nicht vorgreifen, denn eine solch´ bedeutsame Entscheidung sollte natürlich von uns gemeinsam getroffen werden.<br>
Ich freue mich auf Deine Antwort und einen – hoffentlich baldigen – Besuch.
Ich freue mich auf Deine Antwort und einen – hoffentlich baldigen – Besuch.



Aktuelle Version vom 27. Juni 2025, 19:22 Uhr

Entgegen ihrer sonstigen Art gönnte sich Fredegard von Hauberach einige Stunden der Ruhe und Muße, gab es doch – selten genug – derzeit nichts, das ihrer besonderen Aufmerksamkeit bedurfte. Sowohl in der Reichsstadt als auch in ihrer ‚Gemeinde‘ stand momentan alles zum Besten. Zeit, sich wieder einmal mit ihrer Enkelin Leonore zu treffen, neben ihrer Ziehtochter Janne der einzige wirkliche Lichtblick in Fredegards Familie. Der ‚freundlichen‘ Bitte der Adligen an den Pagenvater ihrer Enkelin, letztere für einen Tag von ihren Pflichten zu entbinden, war dieser wie erwartet sofort nachgekommen. Die Altbaronin schmunzelte bei dem Gedanken daran unwillkürlich, während sie mit Leonore auf dem Teppich ihres Salons spielte. Was für ein kluges und zugleich liebes Kind! Die ebenfalls anwesende Janne hatte die Szenerie zunächst mit einigem Erstaunen zur Kenntnis genommen, war diese ‚weiche‘ Seite an ihrer Mutter zumindest in dieser Ausprägung bisher nur äußerst selten zu beobachten gewesen.
Doch alle schönen Momente haben einmal ein Ende und so war es am frühen Abend an der Zeit, das Mädchen wieder zurück zu ihrem Pagenvater zu bringen, wobei Fredegard es sich nicht nehmen ließ, dies – in Begleitung Jannes – selbst zu übernehmen. Nach einem herzlichen Abschied und dem Versprechen, dieses Treffen alsbald zu wiederholen, machten sich die beiden Frauen wieder auf den Rückweg, wobei die ältere recht schweigsam, ja beinahe melancholisch wirkte.
„Ein bemerkenswertes Mädchen, dass offenbar selbst unter meinem ‚Freund‘ Siecherain sehr gut gedeiht.“, kam es unvermittelt von Janne.
„Wohl wahr. Aber Dein ‚Freund‘ wird sich aus guten Gründen davor hüten, meine Enkelin zu vernachlässigen oder gar schlecht zu behandeln.“, erwiderte die Altbaronin mit einem sardonischen Lächeln. Ihre Ziehtochter musste unwillkürlich schmunzeln. „Ja, beim Geld hört nicht nur oftmals die Freundschaft auf, sondern beginnt auch die Fügsamkeit – insbesondere, wenn es an ersterem mangelt! Da fällt mir ein: Hast Du nicht noch eine dritte Enkeltochter, die auf den Tränen lebt? Wie geht es ihr eigentlich? Du musst sie doch eine Ewigkeit nicht mehr gesehen haben, oder?“
Die ältere Frau blieb unvermittelt kurz stehen und stutzte.
„Ist alles in Ordnung, Mutter?“, fragte ihre Tochter leicht besorgt.
„Ja, äh, sicher doch. Es ist nur so, dass ich das Kind, Boronliebe, tatsächlich schon seit Jahren nicht mehr gesehen habe. Aufgrund der großen Entfernung hatte ich zu meiner Schande einen Besuch bei ihr bisher immer wieder vor mir hergeschoben, was freilich absurd ist, bedenkt man unsere Reise vor einiger Zeit ins Garetische. Und bevor sie mir gänzlich fremd wird-“
Janne blickte fragend zu ihr herüber, sagte diesmal jedoch nichts, doch wusste Fredegard den Blick richtig zu deuten.
„Ich werde gleich morgen einen Brief an die Mutter der Kleinen schreiben. Dann kann man auch gleich auf ihre Zukunft zu sprechen kommen; das Mädchen dürfte mittlerweile alt genug für den Pagendienst sein und diesen sollte sie natürlich nicht irgendwo absolvieren. Danke, Janne für Deinen Hinweis, das bedeutet mir viel.“
Erneut staunte die Angesprochene und antwortete leicht verblüfft lediglich mit einem kurzen Nicken. So warmherzig hatte sie ihre Mutter wahrlich nur äußerst selten erlebt.

Zu Händen der Hohen Dame Alinde von Zweifelfels, Kastellanin auf Burg Wogentrutz zu Kaiserlich Efferdsträne

gegeben zu Perricum am 21. Praios des Jahres 1047 nach dem Falle Bosparans

Liebe Alinde!
 
 
 
 
Ich hoffe, diese Zeilen erreichen Dich bei guter Gesundheit und dass auch sonst alles bei Dir zum Besten steht. Viel zu lange ist es her, dass wir einander geschrieben, geschweige denn gesehen haben. Ein wahrlich untragbarer Zustand, weshalb ich Dich herzlich in die Reichsstadt zu ein wenig Kurzweil und Entspannung einladen möchte.
Doch, ich will und mag es nicht verhehlen, ist mir nicht nur daran gelegen, meine Schwiegertochter nach geraumer Zeit wiederzusehen, sondern auch meine Enkelin Boronliebe, deren Base Leonore übrigens schon seit Längerem in der Stadt weilt und mittlerweile Pagin bei Oberst Siegerain von Bregelsaum-Berg ist. Ich denke, die beiden Mädchen sollten sich langsam einmal kennenlernen und vielleicht gar Freundschaft schließen.
Das bringt mich dazu, dass wir beizeiten einmal über die Zukunft Boronliebes sprechen sollten, hat das Kind doch zwischenzeitlich ebenfalls das nötige Alter für den Pagendienst erreicht. Mit Blick auf spätere Perspektiven denke ich, dass der Hof seiner Erlaucht der geeignetste Ort hierfür wäre. Doch ich will nicht vorgreifen, denn eine solch´ bedeutsame Entscheidung sollte natürlich von uns gemeinsam getroffen werden.
Ich freue mich auf Deine Antwort und einen – hoffentlich baldigen – Besuch.

Herzliche Grüße aus der Capitale,

Deine
 
 
 
 
Fredegard



 Wappen Mittelreich.svg  Wappen Markgrafschaft Perricum.svg   Wappen Reichsstadt Perricum.svg  
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21. Pra 1048 BF
Großmutterliebe


Kapitel 1

Löwenmutter
Autor: Wallbrord