Geschichten:Streit im Zagrosch 9: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 28. Februar 2014, 17:21 Uhr
Nachdenklich betrachtete Brasibert von Hahnentritt die Leichen der beiden Zwerge. Die Informationen, die der Ältere der Beiden nach und nach und unter erheblichen Schmerzen preisgegeben hatte, waren durchaus interessant gewesen. Wie es schien, hatte der zwergische Baron von Zagbar seine Untertanen nicht recht unter Kontrolle. Einige der Erdfresser hatten sich scheinbar mit einem seiner Gegner verbündet, einem in Ungnade gefallenen Junker. Dieser, ein gewisser von Kupfergrab, versuchte wohl, auf Phexens Pfaden an den Schätzen der Baronie mit zuverdienen. Ein Verhalten, das Vogt Brasibert durchaus nachvollziehen konnte. Schließlich ging es ihm ähnlich...
"Sie sind tot?", brüllte der Baron. Brasibert ließ den Wutausbruch über sich ergehen.
"Wie konnte das geschehen? Erkläre er mir das!", forderte Baron Darulf, dessen Gesicht eine ungesunde rote Farbe angenommen hatte. "Der Jüngere der Beiden war krank und hat die Nacht in unserem zugegebenermaßen etwas feuchten Verlies nicht überstanden. Der Andere, ein gewisser Igen, Sohn des Ogrim, war darüber wohl außer sich und griff mich mit einem Dolch an, den ein unfähiger Büttel bei der Durchsuchung wohl übersehen hat. Ich musste mich wehren und dabei kam er bedauerlicherweise zu Tode", erklärte Vogt Brasibert gesenkten Blickes die Situation.
Grummelnd schritt Baron Darulf in seiner Schreibstube auf und ab. "Diese Zeugen wären wichtig gewesen. Wie soll ich jetzt beweisen, dass der Zagbarer auf Unserem Lande Schmuggel betreibt?" Brasibert blieb stumm. "Ihr werdet erneut aufbrechen. Sucht noch einmal diese Höhle auf, durchsucht meinetwegen die Hütten der toten Zwerge, egal, Hauptsache, ihr bringt mir Beweise!", polterte der Baron.
Junker von Hahnentritt verneigte sich stumm und verließ das Zimmer. Auch wenn ihm ein Ausflug ins Gebirge mitten im Winter keineswegs zusagte, so bot er doch Gelegenheit, unauffällig Erkundigungen über jenen Drego von Kupfergrab einzuholen. Brasibert gab den Bediensteten Anweisungen, am nächsten Morgen sein Pferd zu satteln und Proviant für ein paar Tage einzupacken. Auf Begleitung verzichtete er, denn er hatte nicht vor, wie der Baron befohlen hatte, direkt in das Zagrosch-Gebirge zu reisen.
Am nächsten Morgen in aller Frühe verließ Brasibert Burg Hahnenfels. Die beiden Zwerge kamen aus Tokoschim, so hatte Igen, Sohn des Ogrim erzählt. Dort würde er sich wohl auch mit jenem Drego von Kupfergrab treffen und ihm das Geld übergeben. Brasibert wusste zwar, dass er zu spät zu diesem Treffen kommen würde, aber vielleicht hatte jener Drego ja gewartet. Schließlich war Igen ja nicht gekommen. Brasibert grinste...
Die Nacht senkte sich langsam über Tokoschim. Brasibert von Hahnentritt war bereits vor einiger Zeit eingetroffen, hatte den Ort aber noch nicht betreten. Vorsichtig war er um das Dörfchen herumgeschlichen und hatte die Bewohner beobachtet. Ein paar Menschen lebten hier in ärmlichen Holzhütten und in den Hügeln, die mitten im Dorf standen, hausten wohl die Zwerge. Aber sowohl Menschen, als auch Zwergen schien es zu kalt zu sein. Das einzig auffällige waren zwei gut bewaffnete Angroschim, die offensichtlich nicht hierher gehörten. Einer von beiden hockte stets im Schatten eines Hügels, so dass er den Eingang eines anderen Wohnhügels stets im Blick hatte. Der andere wärmte sich unterdessen wohl auf.
Brasibert fluchte leise. Wie sollte er hier unauffällig Erkundigungen einholen, wenn der Zagbarer Baron Schnüffler postiert hatte? Nachdenklich strich er mit seiner behandschuhten Linken über seine Axt, als er hinter sich im Wald ein leises Knacken vernahm. Ruckartig drehte er sich um...
...und spürte die Spitze eines Dolches an seiner Kehle. Ein Mann, den er ob der Dunkelheit nicht genau zu erkennen vermochte, riss ihm die Axt aus der Hand und schleuderte sie in den Wald. "Wer seid ihr?", zischte der Angreifer.
Brasibert dachte schnell nach. Dem Angreifer schien ebenso daran zu liegen, nicht von der Wache entdeckt zu werden. "Ich wollte einen gewissen Igen, Sohn des Ogrim besuchen", log er.
Der andere blieb stumm. "Man erzählte mir, jener Igen könnte mich mit einem gewissen Junker bekannt machen", fuhr er fort.
"Wer seit ihr?". Die Klinge bohrte sich ein Stück weiter in Brasiberts Kehle. "Ein Freund", zischte er. "Was wolltet ihr von jenem Junker?"
"Ich hörte, er betreibt gewisse Geschäfte. Ich dachte, er könnte einen stillen Teilhaber gebrauchen.", antwortete Brasibert.
"Ein letztes Mal. Nennt mir Euren Namen", forderte der Angreifer.
"Brasibert von Hahnentritt, Ritter zu Gippelstein, Vogt von Fremmelsfelde", antwortete Brasibert mit lauter werdender Stimme, "Und ihr seit?" Der Angreifer zögerte, Brasibert spürte, wie sich der Dolch langsam von seiner Kehle entfernte.
"Drego von Kupfergrab nehme ich an.", fuhr Brasibert fort, "Ich würde vorschlagen, wir benehmen uns wie zivilisierte Menschen und reden über dies und jenes." Der Angesprochene trat einen Schritt zurück. Im Zwielicht der untergehenden Praiosscheibe konnte Brasibert erkennen, dass sein Gegenüber nur unwesentlich älter als er selbst war.
"Was wollt ihr von mir?", fragte Drego misstrauisch. "Lasst uns ein paar Schritte in den Wald gehen, während wir reden", schlug Brasibert vor.
"Ich weiss nicht, inwieweit ihr über die jüngsten Ereignisse zwischen unseren Herren informiert seid?", begann Brasibert. "Seit die Eisenfaust unsere Familie entmachtet hat, sind wir über nichts informiert", stieß Drego hervor.
"Wie dem auch sei, mein Baron schrieb einen Brief an seine Hochgeboren von Zagbar. Er forderte Einsicht in die Belange der Binge Xavolosch. Er fürchtete wohl, eure Zwerge würden sich unter ihm durchbuddeln", Brasibert gestattete sich ein Lächeln, "Da euer Baron natürlich alles von sich wies, befahl Darulf mir, das Grenzgebiet zu durchsuchen. Und ich wurde fündig..."
Drego blieb stehen, "Was habt ihr gefunden", fragte er tonlos. "Zwei eurer Zwerge. Mit allerlei Edelsteinen ausgerüstet. Ich brachte sie nach Hahnenfels."
"Was haben die beiden erzählt?", Dregos Stimme war noch leiser geworden. Brasibert grinste, "Interessante Dinge. Sie sprachen von einem Handel mit Edelsteinen, zwischen einem Almadaner Händler und einem Zagbarer Junker. Ein Handel, der für alle Seiten sehr lukrativ sei, aber leider auch gefährlich..."
Drego schluckte hörbar, "Was wollt ihr?" Brasibert wurde ernst. "Ich will an eurem Geschäft beteiligt werden." Drego schaute überrascht auf, "Ihr wollt was?"
"Baron Darulf ist ein Geizkragen. Ich brauche dringend Mittel, für gewisse private Vorhaben.", antwortete Brasibert. Jetzt war es an Drego zu lächeln, "Ihr wollt Burg Gippelstein wieder aufbauen..." Brasibert legte die Stirn in Falten. Drego lachte, "Es ist immer gut, informiert zu sein". Brasibert nickte zögerlich und lächelte dann auch.
"Lasst uns offen reden. Warum sollte ich euch beteiligen?", fragte Drego "Ich bin Befehlshaber der Fremmelsfelder Truppen. Ich kenne die Routen, die sie kontrollieren, ich weiss, wann welcher Büttel wo ist. Ich denke, dass diese Informationen nützlich für jemanden sind, der unbehelligt durch Fremmelsfelde reisen will..."
Drego nickte, "Was ist mit den beiden Zwergen? Wenn euer Baron sie befragt..." Brasibert unterbrach ihn, "Tote lassen sich schlecht befragen" Drego schaute überrascht auf, "Ihr habt...?" Brasibert winkte ab, "Die Einzelheiten sind unwichtig. Wichtig ist, dass sie niemandem mehr etwas verraten können." Drego nickte, "Aber was wird euer Baron nun tun? Wird er die Sache auf sich beruhen lassen?" Brasibert schüttelte den Kopf, "Wahrscheinlich nicht. Aber er hat keine Beweise. Und euer Baron wird sich nichts anhängen lassen." Drego lächelte, "Eigentlich ist es ja ganz praktisch, wenn sich die beiden gegenseitig beschäftigen. Dann können wir in Ruhe unseren Geschäften nachgehen."
"Ihr gefallt mir", Brasibert lachte leise, "Aber langsam wird mir doch kalt. Habt ihr eine Idee, wo man hier die Nacht verbringen kann?" Drego nickte, "Folgt mir, ein Stück abseits des Ortes wohnt ein Freund von mir. Dort können wir uns in aller Ruhe weiter unterhalten."