Geschichten:Mersinger Familienrat 1033 BF - Buße: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 4. Juni 2019, 08:01 Uhr
„Kommen wir nun zum eigentlichen Grund dieses Treffens. Wir ihr zweifellos wisst, wurde Isa am Rande ihrer Verlobung entführt und im Verlauf ihrer Befreiung schwer verwundet. Wie die Heiler mutmaßen, vermag sie niemals Kinder gebären.“ Mitleid, Wut und Betroffenheit wetteiferten in Yolandes Blick um die Vorherrschaft, als sie voller Gram ihre jüngere Schwester betrachtete.
„Nach Wochen der Jagd auf den Übeltäter, hat er sich auf Geheiß Baron Luidors von Hartsteen freiwillig meinem Urteilsspruch überantwortet. Es gilt nun zu beraten, was mit ihm zu geschehen habe.“
Sodann nickte sie Welfert zu, der sich darauf hin erhob und den Rittersaal verließ. Wenige Augenblicke später erschien er in Begleitung eines hageren Ritters. „Anselm von Gnisterholm, Ihr habt Euch versündigt, indem Ihr gegen ein unbewaffnetes Mitglied Unseres Hauses die Waffe erhoben habt, um sie zu morden, begann Yolande ohne Umschweife. “Gibt es etwas, das Ihr zu Euer Verteidigung vorbringen wollt, ehe Wir entscheiden was mit Euch geschehen soll?“ Die dunklen Augen der Pfalzgräfin funkelten gefährlich, als sie den Ritter anstarrte, der ohne Fesseln, aber bar jeder Bewaffnung vor diese Runde gezerrt wurde.
Bislang hatte Ernbrecht lediglich dem vorausgegangenen Streit mit Interesse zugehört und dabei bisweilen seinen Sohn beobachtet. Lares versuchte, es sich mit nichts anmerken zu lassen, aber er war nervös geworden ob der gereizten Stimmung – das blieb vielleicht anderen, nicht aber seinem Vater verborge. So hatte sich der Knabe sein erstes wichtiges Familientreffen sicher nicht vorgestellt. Schweigend kam er bisweilen an die Runde, um die Becher zu prüfen, um daraufhin schnell wieder im Schatten des Hintergrunds zu verschwinden. Doch dafür machte er sich gut. Er würde Ernbrecht nicht enttäuschen ...
Mit den Worten seiner Base war des Junkers Blick nun ebenfalls auf den Ritter gerichtet. Von durchschnittlicher Größe und eher schlanker Statur, war Ernbrecht kein großer Krieger. Kein stattlicher Rittersmann, der an Turnieren die Siegerkränze erstritt. Und dennoch spien seine Augen in diesem Moment eine derart eisige Verachtung, dass es bei so manchem einen unbehaglichen Schauer hervorrief.
„Versündigt? Dass ich nicht lache!“, rieb sich der muskelbepackte Ritter aus Garetien die Handgelenke. „Eure Anschuldigungen sind ja kompletter Wahnsinn, aber was will man auch erwarten...“ Sein Augen funkelten wild und voller Ärger durch die Runde.
„Ich habe den Weg in die Nordmarken auf mich genommen, um die Schuld einzugestehen, dass ich in einem impulsiven Moment durch eine unbedachte Handlung meinem Herren einen Bärendienst geleistet habe. Als Garetier bin ich ein Mann von Ehre, der für seine Fehler gerade steht und bereit ist den entstandenen Schaden auszugleichen. Eure Anschuldigung, ich habe die Jungfer Isa morden wollen, ist doch komplett lächerlich und Ihr wisst das so gut wie ich!“ Der Ritter begann sich in Rage zu reden.
„Aber von jemanden aus der tiefsten Provinz“, sein funkelndes Auge richtete sich auf Welfert, „erwarte ich nichts anderes. Ja, ich und meine Leute, von denen viele ihr Leben gelassen haben, nachdem sie in einem ehrenhaften Kampf gegen eine Überzahl unterlegen waren, haben die Jungfer Isa gegen ihren Willen auf unsere Burg gebracht, um einen aus meiner Sicht uns schwächenden Traviabund zu verhindern. Dem leiblichen Wohl der Jungfer wurde nach allen Gesetzen der Gastfreundlichkeit entsprochen, niemand hat ihr einen Schaden zufügen wollen, denn für mich war sie ein wertvolles Pfand. Dass man nicht einmal einen Emissär zu Verhandlungen geschickt hat, damit musste ich rechnen, wenn auch ich meine Burg für wehrhafter gehalten habe. Die Verletzung Eurer Base war das Ergebnis einer unglücklichen Verkettung von Umständen.“
Ohne jede Regung hatte die Pfalzgräfin den Ausführungen des Ritters gelauscht. Nachdem dieser geendet hatte, herrschte eine angespannte Stille in dem in Halbschatten getauchtem Raume. Yolande, die nicht für ihre Schlagfertigkeit bekannt war, wog jedes Wort sorgsam im Geiste, ehe sie anhob.
„Dann schimpft Ihr den Baron von Hirschfurten also einen Lügner, der Eurer schändlichen Tat ansichtig wurde und mir den genauen Ablauf der Vorgänge in Euren Mauern zur Kenntnis brachte?“ Ohne auf die Replik zu warten, fuhr sie fort. „Er wird davon erfahren, seid dessen versichert. Doch dies wird erst zu einen späteren Zeitpunkt auf Euch zurückfallen.“ Sie legte eine Kunstpause ein. „Wenn Euch das Schicksal denn gewogen ist.“
Sie sah den Ritter erblassen. „Fadenscheinige Ausflüchte und dreiste Unwahrheiten sind also alles was Ihr zu Eurer Verteidigung aufzubieten habt.“ Es war mehr Feststellung denn Frage, während sich Yolandes Anblick verdüsterte. „Man schaffe mir diese Zier des Ritterstandes aus den Augen und bringe ihn zu seiner Kammer wo er bis zu einer Urteilsfindung verbleiben soll.“ „Und man stelle ihm einen der Löwengardisten zur Seite. Wir wollen doch nicht, dass seine Impulsivität zu weiterem Ungemach führt.“ Angewidert wandte Yolande den Blick ab, derweil der Ritter von ihrem Vetter Welfert aus dem Saal geführt wurde.
„Solltet Ihr tatsächlich mit dem Leben davon kommen, was nicht zu erwarten ist, werde ich auf Eure Unverschämtheit zurück kommen, die Ihr gerade auf so eindrucksvolle Art und Weise zur Schau gestellt habt. Ich bin mir sicher, von Hirchfurten wird es mir nachsehen, wenn er keine Gelegenheit erhält Euch für Eure Worte büßen zu lassen“, raunte Welfert Anshelm zu, als sie den Raum verließen.“ Sein Antlitz wäre fast schon vergnügt zu nennen, wäre das nicht der tief böse Ausdruck, der sich in seinen dunklen Augen spiegelte.
Erst als Welfert zurückgekehrt war, blickte Yolande auffordernd in die Runde.
„Vorschläge, was mit ihm geschehen soll?“
„Gebt ihm ein Schwert;“ begann Welfert eilfertig. Und schickt nach dem Boroni.“
„Erst schlagen, dann fragen, lieber Onkel. Alles wie gehabt. Das feine Lächeln, welches Merovahns Mundwinkel umspielte, erreichte dessen Augen nicht.
„Es gilt eine angemessene Strafe zu finden, nicht eine Möglichkeit aufzutun, Euer Mütchen zu kühlen.“ Merovahn hatte leise gesprochen, und darauf geachtet nicht zu viel Schärfe in seine Worte zu legen, doch sein Onkel schnaubte dennoch zornig und fuhr auf.
„Isas Schicksal schert dich dabei wohl nicht. Wo kommen wir denn da hin, wenn jeder dahergelaufene Ritter Hand an die Unsrigen legt.“
„Wir könnten ihn an den Pranger stellen“, fuhr Gisborn dazwischen. Ein schneller Blick traf seinen Sohn Merovahn, der sich daraufhin in seinem Sessel zurücklehnte und die Arme vor der Brust verschränkte.
„An den Pranger stellen“, echote Welfert ungläubig. „Die Hand, die Isa verletzte, sollte man ihm nehmen. Und seinen Kopf gleich dazu, wenn es nach mir geht.“
„Geht es aber zum Glück nicht.“ Merovahn schüttelte ungläubig den Kopf. Das sein Onkel auch immer Blut sehen wollte. Einzig ein giftiger Blick war die Antwort die er erhielt.
„Beruhigt Euch. Was meint Ihr? Sie blickte in die Runde.
Nach einigen Augenblicken nachdenklichen Schweigens erhob sich die Stimme einer älteren Frau, welche sich bisher bescheiden zurück gehalten hatte: „Gnade!“ Erst als sie vollends in den Schein der Kerzen trat erkannte man den Ornat der Noioniten auf ihrer Brust prangen - drei Federn auf schwarz-boronischer Kutte. „Ist nicht der Herr zu aller erst der Herr des Vergessens und Vergebens und danach erst der Herr des Todes? Ich finde viel zu lange schon verleugnen wir den Herrn durch Maßlosigkeit und Ungestüm!“, auch mit diesen Worten wandte sie sich wohl kaschiert an den Rabenmärker, meinte damit aber auch das ganze Haus derer zu Mersingen.
„Freiwillig hat er sich seinem Schicksal ergeben und reumütig sieht er auf sein Handeln. Der Herr mag ihn einstmals zu sich rufen, aber in unserer Hand liegt dies nicht!“ Langsam Schritt Eminoela wieder zurück zu ihrem Platz und lauschte weiter gebannt den Stimmen.
Zuerst war Glyrana aufgebracht gewesen, denn einer Frau gewaltsam die Fähigkeit Kinder zu gebären zu nehmen war eines der schlimmsten Verbrechen die sie sich vorstellen konnte, zumindest im Moment. Und zeigte der Angeklagte ja auch nichts von Reue, er solle doch der harten Strafe zugeführt werden. Sie stieß sachte ihren Ellbogen in die Seite des Gemahls Storko um ihm anzudeuten er solle etwas Entsprechendes sagen. Dieser jedoch hielt sich erst einmal zurück um nicht wiederum einen Faxpass zu begehen. Als jedoch Eminoela – unter welcher Glyrana die letzten Jahre im Kloster Noionias Ruh´ gedient hatte – sprach mahnte sie sich selbst wieder zur Ruhe und Gnade kam in ihr auf, sodass sie zu den Worten der Äbtissin bejahend nickte.
„Mit Verlaub“, ließ sich nun Syrenia vernehmen (die sich von ihrer Keilerei mit der Westhang wieder etwas erholt hatte). „Aber sollte, wer mit dem Schwert sündigt, nicht auch durch das Schwert gezüchtigt werden?“
Die junge Baronin glaubte leichten Unmut im Saal zu spüren. Dem Scharmützel mit Saginta hatten die meisten wohl keine allzu große Bedeutung beigemessen, es vielleicht sogar als unterhaltsames Gaukelspiel mit feurigen Worten (anstelle von Fackeln) angesehen. Aber nun widersprach sie, der Grünschnabel unter den anwesenden Mersinger „Raben“, vorlaut einer Borondienerin – und stellte sich scheinbar gegen die Meinung von Vater und Bruder.
„Ein Götterurteil!“ beeilte sie sich daher schnell hinzu zu fügen. „Mögen die unsterblichen Zwölfe entscheiden, wer sich im Recht befindet und wer im Unrecht. Wenn der Gnisterholmer ein Mann von Ehre ist, wie er behauptet, dann soll er darum kämpfen: um Ehre oder Unehre.“
Syrenia drehte den Weinbecher in ihren zarten, weißen Fingern, versuchte, ganz das besonnene, aufstrebende Talent in Sachen Staatskunst und Familienintrigen zu spielen (nur ein leichtes Zittern auf der Oberfläche des Weins zeigte ihre Unsicherheit).
Sie hatte gerade daran denken müssen, wie sich Bishdarielon, der Golgarit, und ihr Schwager Storko kennen gelernt hatten. Durch ein wildes Duell um ihre Ehre, auf einem Baernfarnschen Gut in der Wildermark. Das Ganze war eine heimtückische Intrige von Räubern gewesen, ihr jetziger Gemahl hatte den Zweikampf auch noch verloren – aber ebenfalls durch Arglist. An sich war Bisch durchaus ein erfahrener Schwertkämpfer, Veteran der Schlachten von Selem, Rommilys und Gareth. Mit diesem garetischen Raubritter konnte er es allemal aufnehmen – oder? Mit Unbehagen rief sich Syrenia die Muskeln des Garetiers in Erinnerung. Oder?
Dennoch, der Gedanke hatte etwas Verführerisches an sich. Vielleicht war dies eine Möglichkeit, ihrem Gemahl, dem Baron von Oberfriedwang, endlich das Ansehen in ihrer Familie zu verschaffen, der Rang, der ihm – oder besser gesagt ihr - gebührte. Dennoch, ein gefährlicher Garadanzug. Sie hatte noch keinen Erben von Bisch, ihren Baronstitel verdankte sie allein ihrem Gatten. Würde der ein Duell schmählich verlieren oder gar erschlagen werden, konnte sie einige Ambitionen zum Namenlosen schicken. Sie spielte mit dem Jettstein um ihren Hals. Auf ein Leben als trauernde Witwe hatte sie noch keine Lust, zumal sie Bisch schon irgendwie mochte.
„Wenn wir diesem Schurken das Haupt vom Kopfe schlagen, nur neuen Grimm und Streit würden wir damit in Garetien hervorrufen. Statt den Einfluss unseres Hauses durch einen Traviabund zu mehren, wie es ja einmal geplant war, könnte das viele Jahre des Blutvergießens und sinnloser Fehde bedeuten. Vergeudete Götterläufe. Lassen wir die Bestrafung also jemanden übernehmen, der kein Mitglied des Hauses Mersingen ist.“ Syrenias Stimme klang vorwurfsvoller, als sie beabsichtigt hatte. „Mein Gemahl Bishdarielon weilt nicht weit von hier entfernt zu Albenhus. Als Ritter im Orden des Heiligen Golgari wäre es ihm sicher eine großen Ehre, diesen Anselm herauszufordern und dessen verderbte Seele auf die Waage Rheton zu schicken.“ Sie schluckte, ermahnte sich, es nicht zu übertreiben. „Oder den Verbrecher zumindest aufs zweite Blut zu strafen.“
Storko musste etwas schmunzeln. Bishdarielon von Suunkdal war wirklich kein schlechter Kämpfer, aber nicht gerade vom Glück verfolgt. Auch er hatte ihn ja aufs erste Blut besiegt - Phex sei Dank – und seine eigenen Kampfkünste, wenn auch nicht miserabel, waren alles andere als meisterhaft. Ohne Zweifel erkannte er den Grund warum Syrenia diesen Vorschlag machte. Ihn schimpfte sie einst einen Krautjunker, aber selbst nur einer halbe Baronin von Friedwang am Rande der Wildermark war für sie wohl zu wenig Genugtuung. So musste sie mit hohen Einsätzen spielen – dem Leben ihres Gatten. Er begann im Moment Syrenia einerseits aufgrund dieses Wagnisses zu schätzen, auch wenn er das Leben seiner Ehefrau und seinem zukünftigen Erben nie dermaßen aufs spiel setzen wollte.
„Sehr tapfer, werte Wohlgeboren Syrenia, doch glaube ich, dass wir mit einem Götterurteil unseren Feinden ein falsches Zeichen geben.“ Marbian Stimme hatte auf einmal etwas krächzendes, etwas bedrohliches. Irgendwie so gar nicht passend zu dem etwas tollpatschigen, dicklichen ehemaligen Armeekoch. Der Knappe der Golgariten beugte sich nun mit boshaft funkelnden Augen vor. „Wenn wir auf ein Götterurteil setzen, zeigt es den anderen Familien nur, dass wir unser Schicksal nicht mehr selbst in die Hand nehmen. Unsere Feinde würden meinen, dass sie nicht in Gefahr sind, wenn sie Hand an unser Fleisch und Blut legen, denn unsere Feinde haben viele Speichellecker, die bereit sind für sie zu sterben und solch einen Zweikampf zu fechten. Nein, weder mit einem Henkersspruch noch mit einem Götterurteil werden wir den anderen Familien zeigen, dass das Haus Mersingen ein Haus ist, dessen Pläne man nicht kreuzen sollte.“ Marbian lächelte bösartig. „Ich sage, wir sollten die Waffen, die gegen uns gerichtet werden umdrehen und gegen ihre Besitzer wenden. Das wird unsere Feinde abschrecken. Ich plädiere dafür Anselm von Gnisterholm einen Treueeid im Namen des Herrn Praios auf das Haus Mersingen abzunehmen. Er soll dem Haus zu Diensten sein bis zum Ende seiner Tage. All seine militärischen, politischen, wirtschaftlichen und auch persönlichen Ressourcen sollten nun den Plänen des Hauses Mersingen dienen. Sollte er sich an diesen Eid nicht halten, ist seine Ehre verwirkt und er wird ein Leben der Ehrlosigkeit führen müssen. Wer kann sich das schon vorstellen? Hält er sich an den Eid, so ist er ein entbehrlicher Handlanger, der gewiss seinen Nutzen haben wird.“ Marbian lehnte sich in seinem Stuhl zurück und schaute mit einem boshaft funkelnden Blick in die Runde. Vielleicht ist es ja wahr, was man sich über ihn erzählt. Vielleicht ist der dickliche Golgariten-Knappe ja tatsächlich wahnsinnig …
Eingehend maß die Pfalzgräfin den rundlichen Ordensknappen. Eigentlich hatte sie nicht vorgehabt, ihn an der Besprechung teilhaben zu lassen. Nicht nur seine illegitime Abstammung, auch sein junges Alter sprachen gegen ihn, doch nun war sie froh, einem Impuls gefolgt zu sein, der ihr riet, auf das Wissen eines Ordensbruders nicht zu verzichten. In offenkundiger Annerkennung nickte sie ihm zu.
Man meint ein leichtes nicken in den Schatten zu erkennen bei des Knappen Worten. Man könnte sich aber auch täuschen.
Die junge Glyrana erhob das Wort in Richtung des untersetzten Mersingers. „Ich stimme euch zu, werter Marbian. Euer Vorschlag ist dem Verurteilten milde gegenüber, aber dennoch auch bestimmt. Er soll auf unser Haus einen Eid schwören um damit das Geschehene auszugleichen.“ Dabei nickte sie und ihr Gatte daneben prostete Marbian mit seinem Weinkelch freundlich zu.
„Es sind ihrer D r e i!“ Syrenias Stimme klang kalt und hart und sirrend wie das Scharren einer Klinge, die blankgezogen wurde.
„Die Gnisterholmer Brüderbande nennt man sie, und dieser Anselm soll ihr Anführer sein, droben im Hartsteenschen … Habe ich auf der Herreise gehört.“ Die „Baronin in Oberfriedwang“ musterte Marbian. Sie konnte ihn gut leiden, den verrückten Feinschmecker, schon weil er Golgarit war. Aber der Gedanke, dass das Wort eines Ordensknappen in dieser Runde mehr Gewicht haben sollte als der Name eines Ritters und Landmeisters, wurmte sie. Mersingen…Mersingen…Mersingen – der tausend Jahre alte Familienname war hier wieder Mal das Zauberwort. Sie drehte sich im Kreis. Nicht einmal ihre mittlerweile wohlbeleibte Schwester Glyrana war ihr gerade eben beigesprungen. Das würde sie sich merken …
„Gewiss wäre es eine Ehre für diesen Räuberhauptmann, dem Hause Mersingen zu dienen. Aber würde es denn auch U n s zur Ehre gereichen? Ich bin gespannt, mit welcher List der Raubritter sich aus seinem Eid zu winden versucht. Tausend Winkelzüge wird er wagen, wie ein Fuchs der Meute zu entkommen trachtet. Wenn er überhaupt schwört … Und womöglich wird er hernach behaupten, den Eid nur unter Zwang geleistet zu haben. Was sind die Dienste eines solchen Schurken schon wert – da können wir uns doch gleich Orks, Wölfe oder Al´Anfaner Meuchler verpflichten. Die arme Isora. Soll sie jedes Mal, wenn sie diesem Scheusal angesichtig wird, daran erinnert werden, dass sie nie ein Kind, einen Erben haben wird aufgrund seiner ruchlosen, tsafrevlerischen Tat? Müssten wir nicht geradezu den Zorn der Jungen Göttin auf uns herab beschwören, wenn wir ihn uns mit ihm gemein machen? Wenn, dann müsste man von den Gnisterholms einen ihrer Nachkommen fordern, um ihn auf einer unserer Burgen zu Rechtschaffenheit und Götterfurcht zu erziehen…und als Faustpfand für ihr weiteres Wohlverhalten.“
Sie lehnte sich knarrend in dem dunkelbraunen, mit Schnitzereien verzierten Stuhl zurück, blickte auf den Wein, der sich in ihrem Trinkbecher schon wieder kräuselte. Diesmal war es mehr die Empörung, die sie beben ließ. Sie starrte auf eine blakende Kerze, fast schien es, als würde deren Flamme ihre Wut spiegeln und noch weiter anheizen. Sie blies sich eine Strähne aus der hohen, blassen Stirn, beruhigte sich, war im nächsten Moment wieder eine schnippische junge Edeldame. Ach, eigentlich hatte sie sich ja ganz am Verhalten ihres Vaters orientieren wollen, hier auf der Weidleth. Im Grunde ihres Herzens durfte sie sich glücklich schätzen, nicht Bishdarielons Leben in die Waagschale werfen zu müssen. Und dennoch, sie konnte nicht einfach einen Rückzieher machen, musste ihr Gesicht wahren.
„Fragt ihn!“ sagte sie, wedelte mit der freien Linken in die Runde. „Fragt den Garetier, ob er aus freien Stücken zu einem solchen Schwur bereit wäre, am besten er und seine Brüder gleich mit. Und wenn nicht „ ,ein schneidendes Lächeln, das „von Streitzig“ war und nicht Mersingen, „wird es Bishdarielon ein Vergnügen sein, ihn zu fordern, ebenfalls aus freien Stücken, als Diener von Recht und Gerechtigkeit, da bin ich mir sicher.“ Syrenia löschte die Flamme ihrer Wut mit einem tiefen Schluck.
Ungnädig fiel Yolandes kühler Blick auf ihre Nichte. „Du solltet dich eingehender mit den Regularien des Ordens des Heiligen Golgari beschäftigen. Es ist den Ordensrittern nicht gestattet sich für derische Dinge zu duellieren. Diese Option steht nicht zur Disposition. Zudem hat er sich für sein Haus entschieden und gegen das Unsere. Es wäre also nicht angemessen, ihn mit dieser Angelegenheit zu betrauen.
Unter dem wenig amüsierten Blick der Pfalzgräfin schlug Syrenia die Augen nieder. Ihre eigentlich blassen Wangen überhauchte ob des Tadels der Matriarchin ein zartes Rot. Sie hätte sich gerne gerechtfertigt, erklärt, dass sie statt von einem eitlen Waffengeplänkel wie im Horasreich eigentlich von einem heiligen Ordal, einem Götterurteil, gesprochen hatte. Oder eben hatte sprechen wollen. Am Ende war wieder mal das Schlachtross aus dem Wappen ihrer Mutter hufeklappernd mit ihr durchgegangen.
„Verzeiht, Tante, falls meine Worte an diesem Tisch ungehörig geklungen haben mögen“, sagte sie leise, aber bestimmt. „Seid versichert, dass sich mein Gemahl durch die ihm aufgenötigte Entscheidung in keiner Weise gegen unsere Familie gestellt hat. Er ist auch als ein von Friedwang bereit, Eurem Ratschluss und Wunsch zu gehorchen, so wie ich es bin.“ Sie neigte vornehm den Kopf, lehnte sich zurück und suchte den Schatten.
Lange hatte Ernbrecht geschwiegen und den unterschiedlichen Standpunkten gelauscht. Abgewogen. Die Reaktionen der Familienmitglieder studiert. Kurz schaute er zu seinem Sohn Lares hinüber. Pass gut auf, und lerne, schien er dem Knaben mit seinen Augen zu sagen. Mit einem leisen Räuspern lenkte er die Aufmerksamkeit auf sich. Er blickte Syrenia mitfühlend an und gab seiner Stimme einen sanften Ton: „Ich kann Euren Zorn sehr wohl nachempfinden, Teuerste. Diese verachtenswerte Tat muss gesühnt werden. Und zu beraten, wie der Schändliche dies auf die einzig angemessene Weise tun kann, sind wir hier. Und wir werden den richtigen finden, das versichere ich Euch!“
Dann sah er zu der Äbtissin hinüber. „Ich senke mein Haupt in Demut und Bewunderung ob Eurer milden Worte und Eures nachsichtigen und mitfühlenden Gemüts, Hochwürden.“ Er blickte tatsächlich kurz zu Boden und verneigte sich in einer langen Pause, ehe er wieder sprach: „Indes, Ihr mögt mir verzeihen, dass mein Herz in dieser Angelegenheit nicht nach Nachsicht ruft, sondern nach Gerechtigkeit nicht nur für die Tat selbst, sondern auch für die Schmach, die man unserem ganzen Haus damit angetan hat. Zumal, wie wir selbst haben hören können, es dem Schändlichen an jedweder Einsicht fehlt.“
Er sah abwechselnd in die verschiedenen Gesichter.
„Ich glaube aufgrund dieses Mangels an Einsicht kaum, dass er zu einem Schwur bereit sein wird. Aber sei es drum. Auch wenn er nicht schwört, können unsere Freunde wie unsere Feinde einmal mehr die Ehrenhaftigkeit und Größe unseres Hauses sehen. Immerhin hätten wir dem Garetier eine Wahl gelassen, uns eine gute dazu. Dass das Unrecht gesühnt werden muss, steht außer Frage. Und dabei sollten wir sehen, dass wir unsere Ehre Genüge tun und dass zumindest eine Art der Wiedergutmachung angestrebt wird, auch wenn sich die Tat nimmer zur Gänze büßen lässt. Wenn er schwört, haben wir seinen Stolz gebrochen, unseren Feinden einmal mehr ein deutliches Signal gegeben und die Tat wird nicht mit einem Schwertstreich gesühnt, sondern mit einem Leben, das unserem Haus dient. Wenn er nicht schwört, wovon ich ausgehe, kann er noch immer mit dem Schwert gerichtet werden. Doch bleibt unser Ruf dabei makellos, während der seines Hauses sinkt. Mit einem Wort: Der Vorschlag Marbians ist hesindial. Ich würde ihn allerdings – sagen wir einmal – um eine gewisse Komponente verfeinern: Sollte dieser Ritter tatsächlich schwören, müssen wir ihn alsbald auf die Probe stellen. Wir müssten herausfinden, ob er sich tatsächlich an den Schwur hält, oder aber ob er versuchen wird, uns ob der Schmach zu schaden. Besonders gut wäre es, wenn es sich dabei um eine Sache handelt, die den Interessen seines Hauses entgegen steht. Wenn er sich daran hält, wäre er ein nützlicher Vasall. Wenn nicht... nun. Das Schwert bleibt auch weiterhin scharf. Und in diesem Fall wäre die Schmach für sein Haus noch größer.“
Die etwas klügeren unserer Gegner werden unsere Absichten in dieser Sache zweifellos durchschauen. Aber das muss uns nicht kümmern und kann uns vielmehr zum Vorteil gereichen. Damit machen wir klar: Wer sich unsere Feindschaft zuzieht, muss damit rechnen, dass wir nicht die schnelle Lösung bevorzugen, sondern die ... sagen wir einmal ... wirksamste.“ Mit einem zufriedenen Lächeln sah der Junker in die Runde...
Je länger Yolande den Gedanken im Geiste wog, je besser gefiel er ihr. In der Tat war das eine Möglichkeit Großmut zu beweisen, und dem Hartsteen ein Schnippchen zu schlagen. Noch hatte sie nicht herausfinden können, ob er diesen Angriff befohlen hatte, oder ob der Gnistelholmer aus eigenem Antrieb gehandelt hatte. Wie auch immer, sie hatten ihr Ziel erreicht, und die Hochzeit verhindert. Doch zu viel Gewinn sollten sie nicht aus der Angelegenheit schlagen können. In Erwartung weiterer Meinungen, blickte sie in die Runde.
Die Runde schwieg und Yolande nickte. „Dann kommen wir überein, dass der Gnistelholmer unserem Haus die Treue zu schwören hat“, sprach sie knapp uns ließ nach dem Ritter schicken. „Sollte er sich weigern, so sollen die Götter entscheiden.“ Ein Seitenblick traf ihren Rabenmärker Vetter, der bei ihren Worten grimmig nickte.
Als Anshelm wenig später den schummrigen Raum betrat lagen alle Augen auf ihm, und hier und da war eine stille Vorfreude zu erkennen. Trotzig schob er das Kinn vor, und trug seinen Stolz wie ein en schützenden Panzer vor sich her, als er den Blick der Pfalzgräfin begegnete. Lediglich die aufeinandergepressten Lippen ließen eine Anspannung erahnen. „Anselm von Gnisterholm vernehmt nun Unsere Entscheidung. Ihr habt Unser Haus geschädigt und einer der Unseren der Möglichkeit beraubt, dem Haus Nachkommen zu schenken. Zur Sühne fordern Wir Euch auf, Unserem Haus den Treueid zu schwören, um Eure Schuld zu sühnen und den Verlust zu mildern.“ Während ihre, von Eiseskälte getragenen Worte, im Raum verhallten, fixierte sie Anshelm unablässig.
„Ihr wünscht also, dass ich meine Schuld durch meinen Dienst als Vasall des Hauses Mersingen abdiene?“ fragte der Hartsteener ruhig und ohne die Miene zu verziehen.
„Haben die Zwölfe Euch mit Taubheit geschlagen, Gnisterholm?“ knurrte Welfert mit unverhohlenem Abscheu.
Der Ritter ließ sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen. „Die Ritter von Finsterstein dienen seit jeher in erster Linie den Grafen Hartsteens und damit der Königin Garetiens. Bevor ich mich in den Dienst eines anderen stellen kann, muss mein Herr mich aus seinen Diensten entlassen. Wenn der von Euch als rechtmäßig anerkannte Graf dieser Bitte entspricht, dann beuge ich meinen Willen und bin bereit meinen Dienst dem Haus Mersingen anzutreten.“
Ein ebenso mädchen- wie boshaftes Lachen erklang. Syrenias Streitlust ging gerade zum wiederholten Mal mit ihr durch. Höhnisch klatschte die Baronin mit zartfingrigen Händen Beifall. „Sagt, Gnisterholm, als Ihr einstens Eurem Weibe die Treue schwort, musstet Ihr Euch da auch zuvor vom Herrn Graf des Treueids entbinden lassen? Es gibt solche Eide und solche, denen wir auf Dere verpflichtet sind, ebenso wie es jeden Tag zwölf Göttern zu dienen gilt und nicht nur einen Herren Alverans. Als Ihr Euch mit unseren Feinden verschworen habt, geschah das also mit Einverständnis Eures Lehnsherrn? Interessant. Meines Wissens gibt es in Hartsteen gleich derer zwei – und Euren glatten Worten entnehme ich, dass Ihr selbst noch gar nicht so sicher seid, wer der Rechtmäßige ist? Wie könnt Ihr dann überhaupt einem Grafen zur alleinigen Treue verpflichtet sein?“ Syrenia griff nach ihrem Wein, linste kurz zur Pfalzgräfin, deren Gunst sie mit diesen Worten (zurück) zu gewinnen erhoffte. Der hübsche, vor Rebensaft und Aufregung rot glühende Kopf der Mersingen verschwand wieder im Schatten jenseits des Kerzenscheins.
„Ich bin noch unbeweibt“, grinste Anselm die Jungfer mit schiefen Zähnen grob an. „Euch gegenüber würde ich meine ehelichen Pflichten sicherlich nicht zu kurz kommen lassen, wenn Ihr einen echten Mann als Gatten haben wollt. Dann hätte das Blut in Euren Wangen auch eine nachvollziehbare Ursache.“
Syrenias (nunmehr bleiches) Gesicht kehrte aus dem Dunkel zurück, die junge Frau lächelte, wenn auch tapfer. Sehr gut, dachte sie, mühsam beherrscht. Wenn Bishdarielon von diesen Worten erfährt, wird er dich zerhacken, Duellverbot hin oder her. Aufs vierte Blut fordern, sozusagen. Auch wenn sie zugeben musste, dass ihr Gemahl, was die Häufig- wie Heftigkeit des Liebesspiels anging, ebenso gut einem Travia- wie einem Boronsorden hätte angehören können. Ein typischer, spröder, um nicht zu sagen verklemmter Darpate. „Erstaunlich, dass ein `echter Mann´ wie Ihr sich seine Frauen mit Waffengewalt ins Haus holen muss, wie die unglückliche Isora“, versetzte sie, mit leichtem Zittern in der Stimme.
„F a l l s Ihr demnächst noch einmal nach Garetien zurückkehren solltet, rate ich Euch dringend, nicht über Albenhus zu reisen, wo mein treuer Gemahl auf mich wartet. Es sei denn, Ihr reitet schneller, als meine Brieftauben fliegen. Andernfalls hätte das Blut a u f Euren Wangen eine nachvollziehbare Ursache.“ Sie blickte demonstrativ zu Welfert. „Aber soweit werdet Ihr womöglich gar nicht mehr kommen, wenn Ihr die Langmut des Hauses Mersingen weiterhin dermaßen verhöhnt.“
„SCHLUSS DAMIT, VON GNISTERHOLM!“ Marbian sprang plötzlich auf. Sein Gesicht eine Grimasse des Hasses, die man dem beleibten und tollpatschigen ehemaligen Armeekoch gar nicht zutrauen würde. Seine Stimme war ein Krächzen, dass ebenso wenig zu dem Golgariten–Knappen passte, wie die bedrohliche Haltung, die er eingenommen hatte. Irgendwie hätte dieses Bild gut in eine alamadanische Komödie gepasst: Der dicke Möchtegern Golgarit drohte dem Muskelbepackten Ritter. Sicher hätten sofort alle Anwesenden vor Lachen reiß aus genommen, denn jeder konnte sich noch an den kleinen Marbian erinnern, dem selbst ein Orklandkarnickel gefährlich werden konnte. Eine Narbe an seinem Handgelenk zeugte immer noch von diesem denkwürdigen Moment, als das tapfere Karnickel, um sein Leben kämpfend, Marbian angefallen hatte und ihm in den Unterarm biss. Doch nun war etwas anders. Marbians schwarze Augen glommen vor Hass. Sein Gesicht war vor Boshaftigkeit verzerrt. Langsam bleckte er sich nun, in den Momenten nach seinem Ausbruch die Zähne, fast wie ein Raubtier kurz vor der Mahlzeit.
„Von Gnisterholm, Ihr habt ein äußerst großzügiges Angebot des Hauses Mersingen erhalten.“ Seine Stimme war nun ruhig, doch hatte sie immer noch etwas Bedrohliches. Etwas Finsteres. „Solltet Ihr nicht in der Lage sein diesen Eid zu leisten, welche Ausrede auch immer Ihr vorbringt, dann werdet Ihr nirgendwo mehr hin reiten und Ihr werdet niemandem mehr beleidigen.“ Marbians Blick war nun starr auf den Gefangenen gerichtet. „Dann, werter Gnisterholm, werdet Ihr ein Fressen für die Krähen.“ Der Knappe wartete einen Moment und ein grausames Lächeln war in seinem Gesicht zu sehen. „Also überlegt Euch gut, was Ihr als nächstes vorzubringen habt.“ Marbian setzte sich nun wieder ruhig und bedächtig hin. Der Blick seiner schwarzen glitt kurz über die Runde. Oder betrachtete er doch eher die Schatten? Auf jeden Fall dürfte es den wenigsten aufgefallen sein, dass Marbian normalerweise sanfte braune Augen vorwies…
Nichts deutete daraufhin, dass den Garetier irgendetwas sonderlich beeindruckt hatte. Er lächelte sogar freundlich dem rundlichen Golgariten zu und nickte ihm jovial zu, als dieser sich wieder auf seinen Platz setzte. „Wenn der“, Anselm hielt kurz inne und schaute den nicht sonderlich großgewachsenen Koch von oben nach unten an, “hohe Herr aus meinen Worten herausgehört haben möchte, dass ich das äußerst freundliche Angebot des ehrwürdigen Hauses Mersingen gering schätzte, dann will ich mich entschuldigen für diesen Eindruck.“
Anselm wandte sich jetzt direkt Yolande zu, die schweigend mit äußerst finsterem Blick den Wortgefechten gefolgt war. „Euer Hochwohlgeboren wünscht offenbar keinen Eid eines Vasallen sondern einen Treueid auf die Familie Mersingen. Einen solchen bin ich natürlich bereit zu schwören, um der Familie den entstandenen Schaden zu begleichen. Solange die Wünsche des Hauses Mersingen nicht denen der Königin von Garetien oder dem rechtmäßigen Grafen von Hartsteen entgegenstehen, sollen Euch mein Schwert und meine Kraft zur Verfügung stehen.“
„Da seid unbesorgt, Wohlgeboren, Wir haben Uns bereits mit Eurem Lehnsherrn verständigt, auf das Ihr von Euren Pflichten entbunden werdet. Morgen zur Mittagsstunde wird die Zeremonie begangen. Ihr werdet sicher mit Wohlwollen vernehmen, dass Wir nach einem Geweihten des Götterfürsten haben schicken lassen, auf das er Euch den Eid abnimmt und die Konsequenzen weiterer Unbedachtsamkeiten aufzeigen möge.“ Das milde Lächeln, das ihre Lippen umspielte wollte nicht zu dem eisigen Funkeln ihres düsteren Blicks passen mit dem sie den Ritter belegte.
Mit einer sachten Handbewegung entließ sie den Ritter. Als dieser den Raum verlassen wollte, ergriff Yolande erneut das Wort. „Und Gnisterholm, begegnet Unserem Verwandten zukünftig mit dem Respekt, der ihm als Ordensbruder gebührt. Oder Ihr werdet Euch alsbald als Schweinehirt wiederfinden.“
Erst als die Runde wieder unter sich war, ergriff Yolande wieder das Wort: „Von Hartsteen hat zugesagt in Weidleth ein Kloster der Ewigjungen Göttin zu gründen und eine Reliquie der Heiligen Thuronia zu überführen. Den Unterhalt tragen beide Häuser gemeinsam. Dieses Kloster braucht Schutz. Da Gnisterholm seine Burg verloren hat, braucht er ja fürderhin ein Dach über den Kopf. Dort wird er ausreichend Zeit finden sich seiner Fehler bewusst zu werden.“