Geschichten:Der letzte Nardesfeld - Die Neuen aus Tobrien

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Es war schon ein kleiner Zug, der am Mittag des 5. Efferd Klein-Nardesfeld erreichte. Auf fünf Wagen kamen die neuen Mitbewohner des kleinen Ortes in die Stadt gefahren. Vorne weg ritt der Mann, der diesen Umzug in die Wege geleitet hatte. Flankiert wurde er von zwei Söldlingen, die ihm während des gesamten Besuches nicht von der Seite weichen würden. Der kleine, kahlköpfige Norbarde hielt geradewegs auf Garunth von Nardesfeld zu. Der Baron hatte es sich nicht nehmen lassen, seinem Gast ebenfalls zu Pferd entgegen zu treten. ›Und wieder hat sich die Investition gelohnt‹, dachte er, während er über die Flanke seines Pferdes strich, »so muss ich wenigstens nicht zu diesem Geldsack aufschauen!‹

Mittlerweile hatten die Wagen die Mitte des Dorfes erreicht und wurden bereits von den Nardesfeldern neugierig beäugt. Der Norbarde aber war weiter auf das große Steingebäude zugeritten, vor dem ihn der Herr dieser Lande erwartete. Mit Mühe unterdrückte er seine Abscheu vor der ärmlichen Kleidung des Barons und setzte sein viele Jahre geübtes Lächeln auf: »Phex zum Gruße, Euer Hochgeboren! Es ist mir eine Ehre, Euch nun endlich persönlich gegenüber stehen zu dürfen!«

Auch der Baron zwang sich zu einem Lächeln: »Travia zum Gruße, werter Morgatt Egulfsen. Ich hoffe, Ihr hattet keine allzu beschwerliche Reise?« – »Nein, natürlich nicht«, antwortete der Händler und schwang sich von seinem Pferd, »die Reichsstraßen sind werden ihrem guten Ruf immer noch gerecht, daran konnte auch das Orkgezücht nichts ändern, und Eure Straßen sind ebenfalls vorzüglich gepflegt.« Mehr beiläufig drückte er dem Pferdeknecht die Zügel seiner Stute in die Hand. »Aber sagt, werter Baron, wie erging es Euch seit unserer letzten Korrespondenz, die nun ja doch schon einige Zeit zurückliegt? Habt Ihr nun diesen Magus in Eurem, Hause aufgenommen oder nicht?«

Von Nardesfeld übergab seine Zügel ebenfalls dem Knecht und wandte sich dann wieder Egulfsen zu: »Ihr habt wahrlich ein gutes Gedächtnis, dass Ihr ob Eurer ganzen Geschäfte Euch noch an solche Kleinigkeiten erinnern könnt. Doch will ich Euch die Antwort nicht schuldig bleiben. Magus Ährenfeld hatte meinem Haus einen kurzen Besuch abgestattet, doch nur um mir die Absage persönlich zu überbringen. Da ihn seine Gilde nach Darpatien gerufen hätte, wäre es ihm nicht möglich, an meinem Hause zu verweilen.«

Der kleine Nordländer nickte verständnisvoll. Beide Männer schwiegen daraufhin, bis sie sich im Haus des Barons an der großen Tafel niedergelassen hatten. Die Söldlinge saßen abseits am Fenster und beobachteten die Geschehnisse auf dem Dorfplatz. Die Diener trugen kurz darauf das Mittagsmahl auf und der Schreiber des Herrn von Nardesfeld gesellte sich zu den beiden,. Nach kurzer Vorstellung kam der Händler sogleich auf das zentrale Thema zu sprechen. Seine beiden Gesprächspartner wussten, Phex sei Dank, ja nicht, wie unangenehm ihm dieser Freundschaftsdienst war, den er hier leistete.

›Doch Praios sei mein Zeuge, niemals hat Morgatt Egulfsen einen Schwur gebrochen!‹

»Nun, meine Herren, diese Menschen dort draußen sind den langen Weg aus Tobrien hierher gewandert, um hier ein neues Leben anzufangen, Die führen eine nicht unerhebliche Menge guten Goldes mit sich, das ihnen der Immanverein Drachentodt Nissingen überließ. Es ist der gesamte Erlös der Ablösesumme einiger Spieler von diversen Vereinen und vom dem Gewinn der letzten Tobrischen Meisterschaft. Neben diesem Geld sind die Männer und Frauen bereit, Euer Hochgeboren durch göttergefälliges Leben und fleißige Hände die Gnade zu vergelten, auf Eurem Lande wohnen zu dürfen. Auch mein Kontor wird in Klein-Nardesfeld einen Laden eröffnen, der es Euren Bürgern erlauben wird, überschüssige Waren in die umliegenden Lande zu verkaufen und Produkte ferner Städte zu erlangen. Euer Hochgeboren wird selbstverständlich einen besonderen Rabatt erhalten.«

»Selbstverständlich …«

»Außerdem hätten die Leute ein Anliegen besonderer Art, das weniger Eure Steuern betrifft als den Ruhm Eurer Lande! Viele der Leute auf diesen Wagen haben in ihrer Heimat den Eschenholzschläger geschwungen und würden dies gerne auch hier tun.« Nachdem er von seinem Gegenüber verständnislose Blicke geerntet hatte, verdrehte er kurz die Augen und erklärte dem Baron und seinem Sekretarius kurz die Grundregeln des Imman. Während Garunth von Nardesfeld nur mit den Schultern zuckte, hörte der Sekretarius mit wachsender Begeisterung zu, als Egulfsen ihm schilderte, dass der beabsichtige, ein Grundstück zu pachten, um dort einen Platz für die Übung und Spiele der Mannschaft zu schaffen.

»Solange meine Untertanen darauf nicht die Pflicht gegenüber den Göttern, Reich und mir vergessen, soll es mir recht sein«, unterbrach der Baron schließlich die immer ausschweifenderen Erzählungen des kleinen Norbarden.

»Na, dann wäre ja alles beschlossen. Wenn Euer Hochgeboren nichts dagegen hat, werde ich Klein-Nardesfeld bald einmal wieder einen Besuch abstatten, um zu sehen, wie sich die Dinge entwickeln.« Mit diesen Worten erhob sich Morgatt Egulfsen, nahm das Nicken von Nardesfelds zur Kenntnis, deutete eine Verbeugung an und verließ dann eiligen Schrittes das Haus, Nach einem kurzen Wortwechsel mit einem der Neuankömmlinge verließ der Händler mit seinen beiden Söldlingen die Stadt.



 Wappen Mittelreich.svg  Wappen Markgrafschaft Greifenfurt.svg  
 Wappen Baronie Nardesfeld.svg
 
5. Eff 1019 BF
Die Neuen aus Tobrien


Kapitel 1

Imman auf dem Nardesfeld
Autor: Marcel V.