Geschichten:Verschollene Eber: In den Kosch - Bibernells ganze Geschichte

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Urion reichte den Brief dem Wehrmeister weiter. "Habt ihr noch mehr Korrespondenz dies bezüglich, dann her damit. Und sagt: Stammt der Annex an der Lösegeldforderung von diesem Schreiben? Hast du seinerzeit die vermeintlichen Schurken gefahren und was geschah mit der Kutscherin? Hier ist ein Bogen Pergamennt und ein Stift. Beantworte alle Fragen der Reihe nach."

Das Lächeln von Bibernell, die sich offenbar eine freudigere Reaktion des Reiffenbergers erwartet hatte, gefror. Die nahm das Pergament und den Stift und begann zu schreiben:

"Nein
Ja
Ja ... die Kutscherin war dabei"

Als sie den unzufriedenen Blick Urions auffing, atmete sie tief durch und begann einen längeren Text zu schreiben.

Und an den vermeintlichen Täter Angbart wollte Urion nicht glauben. Dieser und die erwähnten Freunde wollten vermutlich wirklich nur das Beste für das Prinzenpaar und er stellte sich gerade vor, wie romantisch seine Frau Renzi eine solche Entführung finden würde. Vielmehr vermutete er, dass dem Cronprinzlichen Paar in der Zwischenzeit etwas geschehen sei. Oder aber sie hatten die Situation als so schön empfunden und hatten den Aufenthalt im Wengenholmschen gleich um einige Zeit verlängert.

Nun ja, an den jetzt kommenden Spekulationen wolte er sich nicht beteiligen. Vielmehr hoffte er weitere Hinweise von Bibernell zu bekommen, bis der Prinz eintraf. Und langsam wirkte auch die Suppe und die Wärme des Feuers. Lange würde er nicht mehr Fragen können. Ein lautes Schnarchen aus der Ecke des Hellebardiers bestätigte seine Vermutung. Auch Erlan schlief bereits tief und fest und Anselm wollte sich auch gerade zur Ruhe legen als Urion Bibernell gefragt hatte. Der einzige der äußerlich noch nicht erschöpft aussah, war der Wehrmeister.

Schließlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, reichte Bibernell das Pergament zurück:

"Ich war auf dem Weg aus Angbar hierher, war spät dran, die Sonne war schon untergegangen. Am Siebensprung kam eine Kutsche auf meinen Wagen zugefahren, Maskierte sprangen ab - ich dachte, dass ich schon wieder überfallen werden sollte und verfluchte mich, dass ich meinen Dolch vergessen hatte. Sie waren aber überraschend höflich und baten mich darum sie in den Wengenholm zu fahren. Gaben mir sogar einige Goldstücke. Unterwegs hörte ich sie reden und bekam mit, dass die beiden unmaskierten das Prinzenpaar sein musste. In Alt-Garnelen machten wir Rast, sie gaben mir das Pergament mit dem Brief, den ich dem Ratsboten geben sollte, damit er ihn nach Erlenschloss bringt. Doch Phex sei mein Zeuge, ich tat nur so, als würde ich den Brief abgeben und behielt ihn selbst. Ich brachte sie zu einer kleinen Burg im Wengenholm und erhielt ein Fass Würzwein als weiteren Lohn. Dieser tat bei mir wohl gestern seine Wirkung, als mich eine Idee überkam. Ich teilte den Brief. Den Teil mit dem Schreiben des Erbprinzen verwendete ich für meine Lösegeldforderung. Ich dachte, damit könnte ich zu genug Gold kommen um ein neues Leben zu beginnen, machte mein Gespann abreisefertig und ging los um den Pfeil zu verschießen. Es war falsch! Aber ich wollte niemandem etwas böses! Bitte verzeiht! Bitte!"

Urion nickte mit zufriedenem Gesichtsausdruck. "Na da hören wir ja endlich die ganze Geschichte. Ich glaube dir, dass du nichts böses wolltest, aber ich fürchte darüber werden andere zubefinden haben. Jedenfalls war es sehr töricht von den Entführern eine Nichteingeweihte mit der Überbringung der Botschaft zu beauftragen. Damit haben sie wohl den ganzen Trubel verursacht. Und so etwas tut man einfach nicht, der Fürst kommt vor Sorge fast um. Ausserdem ist die Frist lange verstrichen so dass durchaus auch anderes passiert sein kann. Wären die vermeindlichen Freunde nicht so töricht gewesen, hätten wir schon eher was unternehmen können. Ich werde mich bei gegebener Stelle für dich einsetzen, für deine Kooperation und Reue.

Während wir auf den Prinzen wartest, könntest du uns den Weg zur Burg und die Burg selbst beschreiben? Bis Alt-Garnelen seid ihr ja gekommen. Der Wehrmeister erkennt die Burg dann sicherlich."

Bibernells Skizze.JPG

Nun kehrte das Lächeln auf Bibernells Gesicht zurück - breiter noch als zuvor. Urion konnte sie davon abhalten erneut auf die Knie zu sinken. Durch seine Gegenwehr besann sie sich anders und beschloss ihre Dankbarkeit durch eine Skizze zu zeigen, die sie, so genau sie konnte, zeichnete. Leider war ihr Zeichentalent nicht sehr ausgeprägt, doch man konnte erkennen, dass Alt-Garnelen nahe am Siebensprung lag, so dass die Gruppe bereits durchgereist sein dürfte. Sie waren in der Nacht durch viele Orte gekommen, so dass es nicht weiter verwunderlich war. Die Burg wiederum schien bei einem Berg am Ufer der Ange zu liegen, jenseits von Rondrasdank, dem Ort bei der Schmalfurt, an dem die Greifenfurter die Grenze übertreten hatten.

Urion sah sich die Skizze genau an, kannte sich aber nicht genügend aus im Wengeholm deshalb reichte er sie weiter. "Hier Wehrmeister, kennt Ihr diesen Ort? Ich für meinen Teil habe genug gehört, und lege mich jetzt zur Ruhe. Weckt mich zu meiner Wache."

Der Wehrmeister lächelte still in sich hinein, während er Urion und Bibernell beoachtete und zuhörte, wie Urion Bibernells Zeilen vorlas. Ja, das sah dem Angbart ähnlich, daß er bei sowas mitmachte, aber der Kopf dahinter konnte er eigentlich nicht sein. Naja, man würde sehen. Auch die Zeitverzögerung machte ihm noch keine Sorgen, denn er konnte sich gut vorstellen, daß das prinzliche Paar die Zeit außerhalb der Aufmerksamkeit genoß, vorallem nach dem Trubel, den der Aufruf der Fürstenmutter verursacht hatte. Gerade schlichen sich aber auch schlechtere Gedanken in seinen Kopf, von besonders geschickten Entführern, die sich mit dem Brief Zeit verschaffen wollten und dann wäre sie auch längst nicht mehr in der Burg zu finden. Bevor er sich aber weiter darüber Gedanken machen konnte, reichte Urion ihm die Skizze Bibernells.

Nach kurzem Studium derselben entgegnete der Hammerschlager: "Ja, ich glaube, ich weiß welche Burg das ist. Trotzdem werden wir hier abwarten, bis der Rest der Truppe angekommen ist. Wir alle können Schlaf und Ruhe gebrauchen. Ich übernehme die erste Wache, jeder der genug gegessen hat legt sich jetzt hin. Die Wache wechselt zu jede Stunde. Zweite und dritte Wache machen die Märker, voran der Herr von Reiffenberg, danach die Koscher, hier zuerst der Herr von Sindelsaum! In fünf Stunden also bereiten wir uns auf das Eintreffen des Prinzen vor!"