Geschichten:Uslenrieder Umstände – Verborgen im Forst II.

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Grafenstieg, zwischen Buchenhain und Keilerhof, Baronie Uslenried, Ende Ingerimm 1045 BF:

„Du und deine Leute handelt eigentlich mit Elfenwaren, oder? Aber so wie ich das sehe, habt ihr hauptsächlich Metallwaren geladen.“ Raudan blickte Isfarion interessiert an. Es musste doch möglich sein, verwertbare Informationen zu bekommen.

„Ach, als Händler müssen wir flexibel sein“, antwortete der Halbelf achselzuckend, „eigentlich war unser Ziel Nyë'Tiyala und die dort lebende Tierrufer-Sippe. Die sind recht … eigen … und vertrauen Menschen nicht.“

„Was ist passiert? Warum kam der Handel nicht zustande?“

„Bist du jetzt ein Phexjünger geworden, Söldner?“ Isfarion lachte laut auf. „Wenn sie nicht gefunden werden wollen, dann findest du sie auch nicht, so einfach ist das. Ihre Siedlung ist so gut im Reichsforst versteckt, die findest du nur, wenn sie das auch wollen. Und dieses Mal wollten sie wohl nicht.“

„Was ist an dieser Sippe so besonders?“, wollte Raudan.

„Na toll, nun ist er auch noch ein Hesindejünger. Na, die Sippe soll über ein mächtiges Artefakt verfügen, welches es ihnen erlaubt Kontrolle über Tiere zu erlangen und auch für eine besondere Verbundenheit der Sippe mit den Tieren des Waldes verantwortlich ist. Sie haben große Angst vor dem badoc und meiden euch Menschen, denn sie geben euch die Schuld für die Veränderungen des Waldes.“

„Wie sollen wir denn dafür verantwortlich sein, was in diesem niederhöllischen Forst passiert?“

„Ach, das ist kompliziert … ah wir haben gerade Buchenhain passiert. Nun tauchen wir ab in die schwarz-grüne Dunkelheit des Forstes.“

Wo eben noch die Sonnenstrahlen der Praiosschreibe Raudan blendeten, eröffnete sich vor ihnen die Dunkelheit des Reichsforstes. Das Blätterwerk war so dicht, es schirmte das Licht nahezu komplett ab. Ein Wagen nach dem anderen tauchte ab in die Schatten. Der Grafenstieg, anderswo breit ausgebaut und zum Teil gepflastert, war hier nicht mehr als nur ein besserer Waldweg. Der Unterwuchs war hier schon nah an den Stieg herangewachsen. Mitunter waren es keine zwei Schritt breit.


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Der Konvoi kam nur im Schritttempel voran. Der Boden war sehr uneben, immer wieder ließen einzelne, aus dem Erdreich heraustragende, armdicke Wurzeln die Planwagen schaukeln und knarzen, als ob in jedem Moment eine Achse brach. Nebelschwaden krochen bis ins Innere der Wagen und hinließen auf allem, was sie berührten, einen feucht-kühlen Kuss des Waldes.

„Hörst du das?“, flüsterte Isfarion.

„Was soll ich hören?“, antwortete Raudan irritiert, „ich höre nichts!“

„Eben! Nicht ein Vogel ist zu hören!“

Die Stille wurde durch das Knacken von Ästen jäh unterbrochen. Unvermittelt schossen Wurzeln aus dem Waldboden und umschlangen die Räder der Planwagen, Äste griffen nach den schreienden Reisenden oder zerfetzten die Planen der Wagen. Nur durch einen Sprung vom Wagen konnte sich Isfarion davor retten, von einem sich windenden Buchenast erschlagen zu werden.

Etwas verdattert richtete sich der Halbelf auf, strich sich mit den Händen über seine Brust und murmelt etwas auf Isdira. Da erwischt ihn eine Wurzel, die vor ihm aus dem Boden schoss und riss ihn wieder zu Boden. Aber glücklicherweise war der Aufprall dieses Mal weit weniger schmerzhaft. Eine zweite Wurzel, aus den Tiefen des Waldes kommend, umklammerte das rechte Bein Isfarions und schleifte ihn über den Boden. Es war ein beherzter Hieb von Raudans Schwert, der Isfarions Tortur Einhalt gebot.

„Flieh, schnell!“, zischte Raudan, „Hier kannst du nichts mehr ausrichten!“

„Aber meine Leute … .“

„Da ist keiner mehr … also flieh und berichte von dem, was du gesehen hast!“

Isfarion tat wie ihm geheißen und lief durch den klammen Nebel. Nach einer Weile hielt er inne und blickte zurück. Stille. Der Halbelf formte seine Hände zu einem Trichter und stieß ein Wiehern aus. Neben Isfarion erschien, wie aus dem Nichts, eine milchweiße Stute.

„So, Wesen aus einer anderen Welt, trage mich nach Silz!“