Geschichten:Sturmesernte Teil 11

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Weit entfernt...


Erschrocken riss Selinde die Augen auf. Ihr Herz pochte wild und sie ruckte mit ihrem Oberkörper nach oben, nur um wuchtig gegen einen hölzernen Balken zu pochen. Sie war in einem Raum eingesperrt zusammen mit zahlreichen anderen Frauen und Mädchen der unterschiedlichsten Herkunft. Man hatte sie mit Ketten aneinander gefesselt und durch die hölzerne Wand liefen eiserne Ringe an denen die Ketten aufgehängt waren. Sie war aus ihrem Vergiftungsdelirium immer wieder erwacht, aber auch bald darauf wieder in einen tiefen Schlaf gefallen. Was auch immer ihr dieser wahnsinnige Liebfelder gegeben hatte, es hätte beinahe dafür gesorgt, dass sie einen ewigen Schlummer schlafen würde.

Die anderen Gefangenen wirkten nieder geschlagen und teilweise auch schmutzig und ausgehungert. Eine Luke in der Decke öffnete sich mit einem Mal und auf einer kleinen Leiter kam ein braun gebrannter Mann in südländischer Kleidung herunter. In seinem breiten Gürtel steckte eine Peitsche und ein langes Messer. Der ungepflegte Bart und das krause dunkle Haar verliehen ihm ein bedrohliches Äußeres.

Mit einem Mal war Selinde klar, wo sie sich befand. Ein Schiff…

„Zuhören, ihr Weibsvolk. Ich habe die große Ehre Euch mitzuteilen, dass Ihr ab sofort dem ehrenwerten Herrn Arridan Verato aus Al’Anfa gehört. Er hat diese gesamte Schiffsladung erbärmlicher Sklaven verkauft. Wenn ihr uns auf der Überfahrt Ärger machen wollt oder ’rumkreischt, geht diejenige, die damit angefangen hat über Bord, die beiden Weiber, die ihr am nächsten sitzen ebenfalls. Verstanden?“

Ängstlich nickten manche Frauen, während andere unter sich blickten.

„Gut,“ fuhr der Seemann fort, setzte ein zufriedenes Lächeln auf und kletterte wieder zurück an Deck. Mit einem Knall schloss sich die Luke und es wurde wieder dunkler im Frachtraum. Selinde drehte sich mutlos um. Sie sollte eine Sklavin werden? Aber sie war doch eine Edle des Neuen Reiches! Niemand konnte so mit ihr umspringen.

Zu ihrer linken saß ein Mädchen von vielleicht vierzehn Lenzen.

„Verstehst du mich?“ fragte sie vorsichtig.

Das Mädchen nickte. „Ich bin Renja und stamme hier aus Drôl. Meine Eltern konnten ihre Schulden nicht mehr bezahlen und da haben sie mich verkauft…“

Selinde schluckte. Das waren ja Zustände, die man nur aus… ja aus Al’Anfa kannte.

„Ich bin eine Edle aus Hartsteen im Neuen Reich. Hier muss ein Missverständnis vorliegen.“

Das Mädchen lächelte bitter. „Wer auch immer du warst, jetzt bist du eine Sklavin des Herrn Verato.“ Selinde traute ihren Ohren kam. Sie war völlig aufgelöst und das Herz schlug ihr bis zum Hals. „Wer ist dieser Kerl, dieser Verato?“

Renja senkte den Blick. „Es heißt ihm gehören die drei größten Bordelle im Hafenviertel Al’Anfas und von Zeit zu Zeit kauft er immer wieder Ware aus den nördlichen Ländern.“

Tränen rannen wieder über Selindes Antlitz und es fühlte sich an, als würde ihr Herz stehen bleiben, doch diesen Gefallen tat es ihr nicht.


ENDE



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11. Tsa 1027 BF
Sturmesernte Teil 11
Sturmesernte Teil 10


Kapitel 11

Autor: Eslam, Gallstein, Thomas B., Stefan T.