Geschichten:Ringen um Recht und Freiheit 15

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Als Hal von Ehrenstein den gräflichen Palast zu Eslamsgrund betrat, meinte er bereits eine gewisse Unruhe zu spüren. Während er auf eine Audienz bei seinem Vetter, dem Truchsess des Grafen wartete, versuchte er mit den anwesenden Höflingen ins Gespräch zu kommen, um die Ursache hierfür herauszubekommen. Doch niemand wusste etwas Genaues. Einer berichtete dem Vogt, er habe den Fremmelsfelder Baron gesehen, ein anderer den Zagbarer, wieder ein anderer wusste von einigen Boten, die in unüblicher Eile die Residenz betreten oder verlassen hatten.
Als Seginhardt Raultreu von Ehrenstein dann endlich Zeit für seinen Vetter Hal hatte, war dieser kaum klüger als zuvor.

"Mein lieber Vetter", Seginhardt kam mit offenen Armen auf Hal zu, "Wie lange haben wir uns nicht gesehen?"

"Viel zu lange", erwiderte Hal höflich. Der Truchsess nickte lächelnd, "Lass uns eine Weile im Park spazieren gehen."

"Hier drin haben die Wände zuweilen Ohren", fügte er flüsternd hinzu.

Im gräflichen Park flanierten zu dieser Stunde nur wenige Höflinge. Im Winter war der Park nicht die Augenweide, die er in den Sommermonaten war. Zudem war es bereits recht kühl geworden, obwohl Praios so hoch am Himmel stand, wie er es um diese Jahreszeit nur vermochte.

Der Truchsess blickte sich noch einmal prüfend um. Als er sicher war, dass kein Lauscher in der Nähe war, begann er, "Wo ist Roban?"

Hal von Ehrenstein schaute seinen älteren Vetter nachdenklich an, "Was hast Du mit meinem Sohn vor?"

Seginhardt verzog das Gesicht, "Seine Anwesenheit ist von größter Wichtigkeit für unsere Familie. Also, wo ist er?"

Hal schüttelte den Kopf, "Erklär mir erst, was los ist."

Seginhardt seufzte, "Gut, doch schwöre mir zuvor bei PRAios, dass Du für Dich behältst, was ich Dir erzähle."

Hal griff zu seinem Schwert, "Bei PRAios, so sei es."

Seginhardt nickte, "Der Fremmelsfelder hat sich mit dem Zagbarer überworfen. Es begann mit Nichtigkeiten, Schürfrechten, Grenzübertritten. Der Zagbarer hat das Ganze wohl nicht sonderlich ernst genommen, doch der Fremmelsfelder umso mehr. Er hat angefangen, gegen den Zagbarer zu intrigieren."

Hal legte die Stirn in Falten, "Was hat er vor?"

"Das ist ja das Seltsame", antwortete Seginhardt, "wahrscheinlich nichts. Der Fremmelsfelder setzt alles in Bewegung, um den Zagbarer vom Thron zu stossen. Doch er scheint keine weiteren Pläne zu haben. Es scheint ihm nur ums Prinzip und die praiosgefällige Ordnung zu gehen."

Der Halhofer Vogt legte den Kopf in den Nacken und dachte einen Moment nach, "Und nun willst Du die Situation nutzen?"

Seginhardt lächelte, "Natürlich. Der Fremmelsfelder hat ganze Arbeit geleistet. Inzwischen ist der Zagbarer sogar wegen Reichsverrat angeklagt. Der Graf konnte nicht mehr anders, als ihn abzusetzen. Es sind bereits Truppen unterwegs, um ihn festzusetzen."

"Wer weiß bereits davon?", fragte Hal.

"Wenige. Der Fremmelsfelder hat natürlich viel Wind gemacht, so dass einige in der Grafschaft und in Gareth von den Anschuldigungen wissen, aber die Absetzung ist noch nicht öffentlich."

"Und Du willst einen passenden Kandidaten für Zagbar bereit haben, noch bevor zu viele davon wissen...", folgerte Hal.

Seginhardt nickte anerkennend, "Richtig. Im Moment ist Zagbar in gräflicher Obhut, doch der Graf wird es wieder neu belehnen müssen. Und wenn wir alles richtig machen, wird niemand auf die Schnelle einen passenden Kandidaten bereit haben und Roban wird der neue Baron werden."

Zu Seginhardts Überraschung schien Hal nicht sonderlich erfreut. "Was ist los?", fragte er.

"Roban hat die Keuche. Ich weiß nicht, ob er wieder gesund wird, und wenn ja, wie schnell...", antwortete Hal.

"Die Keuche? Bei allen Zwölfen, das darf doch nicht war sein!" Seginhardt ging aufgeregt hin und her, "Wir brauchen ihn! Der Graf wird nicht umhin können, im PRAios einen neuen Baron zu belehnen. Bis dahin muss er wieder auf den Beinen sein."

Hal zuckte die Schultern, "Meine Ärzte kümmern sich um ihn, mehr können wir nicht tun."

Seginhardt blieb stehen, "Ich werde die einen der gräflichen Ärzte schicken. Wir müssen alles versuchen."

Hal nickte, "Dann reise ich morgen früh wieder ab."

"Der Arzt wird mit dir reisen. Und halte mich über Robans Zustand auf dem Laufenden."