Geschichten:Neues aus Neerbusch – Freunde der lieblichen Göttin

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Königliche Therme unterhalb der Hochnjerburg, Königlich Neerbusch, Phex 1045 BF:

Der Frühling war schon sichtbar ins Njertal eingekehrt. Die ersten Blumen blühten und der eisige Firun hatte dem Bitten seiner milden Tochter Ifirn nachgegeben und hatte sich zurückgezogen. Auch auf der Hochnjerburg erwachte das Leben wie aus einem Winterschlaf, dies galt auch für die Bediensteten, wie die junge Tsalana. Seit der Wiederentdeckung der heilsamen Quelle unter dem Burgberg, zog es besonders im Frühjahr Adlige aus dem Königreich nach Neerbusch, um dort die Frühjahrsfrische zu genießen, diverse Zipperlein auszukurieren, oder aber um sich zu treffen. Denn nirgends sonst ist die Zunge so locker, wie in einem heißen Bade.

Grazil stolzierte die königliche Bademeisterin Ardare Rondriane von Trenck mit ihrem Gefolge, bestehend aus Edala von Königslinden, Alara von Linschenaue und ihrer Dienerin Tsalana, durch die königliche Therme. In einem kleinen Becken gefüllt mit trübem, schwefelhaltigem Wasser hatte sich der aus Perricum stammende Edle Astaran von Pfiffenstock mit seinem nebachotischen Knappen Kasim von Rotfurt niedergelassen und ließ sich von seinem Pagen Alvar von Salicum mit Njertaler Honigwein verköstigen. Der junge und überaus ansehnliche Rechtsgelehrte am Vieroker Hof Thyrian von Zweifelfels und dessen Gemahl Roban Leuenstolz vom Berg, sowie der nicht weniger von Rahja gesegnete Eslamsgrunder Ritter Damian von Malagant komplettierten die illustre und ausgelassene Runde, der die Bademeisterin ein knappes Nicken zukommen ließ. Tsalana war nur zu bewusst, bei dieser Männerrunde konnte die Bademeisterin nichts ausrichten, waren deren Neigungen doch gänzlich anders. Das galt wohl auch für den einflussreichen und sehr wohlhabenden Händlersohn Rahjan von Rallersqrund, der sich seiner Tunika entledigte und unbekleidet in das angenehm warme Wasser glitt – dabei genoss er sichtlich die lüsternen Blicke der Männerrunde.

„Verehrte Bademeisterin, wir vermissen die Anwesenheit Eures Gemahls nur allzu sehr“, sprach der Haselpforter Edle, nach dem er seinen Blick von dem Schönling lassen konnte, im übertrieben affektierten Ton. „Aber ich bin mir sicher, keiner vermisst ihn so sehr, wie Ihr es tut.“

Geschickter Boltanzug des Perricumers, dachte sich Tsalana, den ein jeder wusste, dass der Kronvogt und seine Gemahlin in den vergangenen Monden nicht mehr allzu viel miteinander teilten.

„Wohl gesprochen, Wohlgeboren! Es erfreut mein Herz, dass Ihr immer wieder Euren Weg nach Neerbusch findet.“ Die Rahja-Geweihte schürzte ihre vollen Lippen.

„Na, Ihr wisst doch, die elfische Spielart ist mir immer noch die Liebste. Und gerade dieser Tage führt doch kein Weg an Neerbusch vorbei, jetzt, wo das Kronvogtamt vakant ist.“

Die Gemahlin des abgesetzten Kronvogts Leomar von Zweifelfels nickte freundlich und flanierte mit ihren Mädchen weiter zum Hauptbecken. Dieses wurde direkt von der Quelle des angenehm warmen Wassers gespeist. Aus der natürlichen Felswand sprudelte das kostbare Nass aus den Mündern von drei steinerne Frauenköpfen – alte Relikte aus der dunklen Vergangenheit des Njertales. In früheren Zeiten wurde hier eine dreigesichtige Fruchtbarkeitsgöttin verehrt, wie Tsalana wusste, doch für die königliche Bademeisterin hielt diese für Darstellungen der holden Rahja. In dem Becken saßen Molvena von Mersingen, die Mutter des Barons von Leihenbutt, mit „ihrem“ Jagdmeister Reto Sigiswild von Linschenaue und dem Gerbaldsloher Reichsjunker Abelmar von Sturmfels. Die Mersingen war ein gern gesehener Gast und pflegte einen regen Austausch mit der Rahja-Geweihten Da Molvena sich viel in der Kaiserstadt aufhielt, brachte sie stets den neusten Klatsch und Tratsch mit. Der Sturmfelser hingegen war sicher nur wieder hier, um zu lamentieren, wie teuer doch der Unterhalt der Reichsfeste Gerbaldslohe war.

So zog die Rahja-Geweihte auch hier weiter. Einige Schritt weiter rekelten sich zwei wahre Schwergewichte der Kaisermark in den Wassermassen, die Junkerinnen Kalmira Pfundt von Pfundtern und Raulwine Pfundt von Pfundtern, begleitet von Raulwines jungen Gemahl Savertin von Vairningen. Die Pfundtern hatten ihr Pfund während der Garetischen Fehde wahrlich wuchern lassen und galten als die großen Gewinner der Fehde.

Misstrauisch beäugt wurden die Pfundtsdamen von Alderan von Isppernberg, der sich so gar nicht auf seine Begleiterin, der Brachentaler Junkerin Wulfmin von Hirschfurten, konzentrieren konnte. Wohl grämte es den Isppernberg, dass die Pfundtern seiner Familie in der Fehde so einige Sahnestücke weggeschnappt hatten.

Wahrlich entspannt wirkten hingegen der garetische Almosenmeister Udalbert von Cletzau, der mit der Edlen Sibella Eorcaïdos von Aimar-Gor und deren Gemahl Tawil von Ehrenstein aus der nach würzigen Kräutern duftenden Schwitzkammer kam. Die Schwitzkammern waren ein beliebter Ort für diskrete Gespräche, das hatte Tsalana schnell gelernt. In der zweiten Schwitzkammer vermutete Tsalana die Kaisermärker Adlige Daleria von Siandes, die in Neerbusch wohl ihren etwas verschrobenen Sohn Ealdur besuchte.

Etwas abseits, überblickte der Sohn des Waldsteiner Seneschalls Leomar von Streitzig mit Alrik Raul von Hohentann und Hilger von Rallerquell die Szenerie, schienen sich jedoch eher zurückzunehmen und eher als Beobachter zu fungieren. Ja, auch der Seneschall hatte seine Augen und Ohren überall. In unmittelbarer Nähe entspannten sich auch der Hausritter Cordan von Persenburg und seine Gemahlin Madalieb. Letztere war einst Junkerin in der Baronie Linara, wurde jedoch entlehnt und lebte viele Götterläufe in der Verbannung im Horasreich. Nunmehr hatte sie sich in Neerbusch niedergelassen.

Nun aber wurde es interessant. Die Bademeisterin steuerte auf den Eslamsgrunder Junker Lucian von Malagant, der sich sehr angeregt mit der Hauptfrau der Perricumer Grenzreiter Baraya Andelar, dem Waldsteiner Edlen Bernhelm von Zweifelfels und der jungen Magierin Tedescia Gilindor unterhielt. Dieses Gespräch versprach informativ zu werden. Tsalana war erfreut, sie würde ihren Schwestern einiges zu erzählen haben.