Geschichten:Neues aus Gerbenwald - Brinians Heldin

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Herrschaft Schwarzhall, Mitte Efferd 1045 BF

Chal’Shuni Ruthari (Edeltochter Ritterin) han Ashward’Hall, Ihr habt Gäste, Euer Lehnsherr und Haran, der Sharu’ben han Taran’Shar, Br’Nar han Shurem’Shar und sein Vetter Laruscan, Maro’lum han Bal’sarth, sind soeben eingetroffen und erbitten Euch zu sehen.”, ein Diener der Ritterin von Schwarzhall war in die beeindruckende, altehrwürdige dunkle Halle von Schwarzhall eingetreten.

“Sie bitten? Das ist ja interessant. Der alte Windehals, führt sicher wieder was im Schilde. Lasst sie ein und bereitet ein paar Annehmlichkeiten.”

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“Ah, Haran Br’Nar, Marhabal (Willkommen) auf Ashward’Hall. Was bringt mir diese Ehre ein, He’effendi?”, begrüßte Hala in staksigem Nebachoti die Gäste, stand auf von ihrem dunklen, wie verkohlt wirkendem, thronartigem Sessel und trat ein paar Schritte hervor. Die ganze alte, dunkle Halle war mit Fackeln beleuchtet, dazu warfen sich ein paar letzte Sonnenstrahlen durch die schmalen, aber kunstvollen Fenster.

“Meine Beste, meine Anverwandte, meine Vas’Salin (Vassalin) und Sir’hil (Heldin) von der raulschen Turney zu Grerben’wald. Ich versuche mich in letzter Zeit mehr im Garreti. Wohl die bessere Wahl in den neuen Umständen. Und ich weiß, dass Ihr ein vorzügliches Garreti sprecht, was auch Euer mitgenommenes Nebachoti erkennen lässt.” Brinian von Schurr schmunzelte, in dieser typsichen Brinianschen Art, ein Lächeln, das ihm niemand übel nehmen konnte, egal was er zuvor gemacht oder gesagt hatte. Daraufhin umarmte er sie. Woher kam diese zärtlich-freudigen Anwandlungen? Daneben, deutlich distanzierter, stand Laruscan, wie immer wirkte er übermäßig gestriegelt, aber neben dem strahlenden Brinian dennoch wie ein Trauerkloß. Was wohl daran lag, dass der Mann keine Freude am Leben hatte. So nickte er nur adäquat mit dem Kopf zur Begrüßung, mehr nicht.

Hala, tatsächlich noch immer getragen von ihrem Sieg beim Kaiserehrturnier, entschloss sich mit guter Stimmung, das Spiel des Schurrers mitzuspielen: “Auch Euch gilt mein Gruß, Euer Wohlgeboren zu Stammherz, und auch Euch, Euer Wohlgeboren zu Balsant, wenn ihr darauf besteht und üben wollt, dann gehen wir doch gänzlich ins Garethi über. Als eure ‘Heldin’ will ich Euch da gerne einen Dienst erweisen und als diese fragt sie sich, was ihr die Ehre beschafft, ich denke nicht, dass es hier schlicht um Sprachenkunde geht.”

Der geschniegelte Laruscan blickte ausdruckslos zu Oberhaupt Brinian, als erwarte er nun etwas Bestimmtes auf Halas Antwort. Doch der Junker von Stammherz schüttelte nur lächelnd sein Haupt, mit kaum merklich unnahbarem Charme. “Scharfsinnig wie das Schwert im Wappen, beste Hala, und auch Eure Zunge hat einen Wetzstein gesehen durch Euren formidablen Sieg. Wie ich damals schon sagte, dieser war ein Geschenk an unsere Familien, die wir es doch schwer haben im Ansehen bei unserer Lehensherrin zu steigen. Und dies ist auch mein erstes Ansinnen, ich möchte Euren Ruhm, Euren Sieg für uns weiter nutzen, sodass diese zarte Knospe der Geltung auch weiter gedeihen kann. Euer Schwert und meine Zunge soll die Zweifler Gerbenwalds ins Grübeln bringen. Wir möchten ihnen ein Bild von uns zeichnen, welches sich von unserem alten Ruf abgrenzt. Die Nebachoten Krek’Awars sind in der neuen Zeit, vom Al’Haresh verkündet, angekommen sind. Ihr versteht?”

Hala war erstaunt, aber immer noch skeptisch, nicht dass Brinian von Schurr ein zweifelhafter Lehnsherr oder fragwürdiges Oberhaupt wäre, er hatte sie alle - den Umständen entsprechend - gut durch die turbulenten letzten Jahre geführt. Doch sein plötzliches, großes Interesse an ihr verwunderte sie doch. Es wäre zwar nicht das erste Mal, dass der Wendehals sich neu erfunden hätte, aber ein Restbedenken blieb. Dementsprechend antwortete Ritterin Hala auch: “Ihr sprecht große und wahre Worte, Euer Wohlgeboren, doch wähnte ich schon einen Skorpionsstachel an Eurer Seite, wozu braucht ihr dann noch ein Schwert?”

“Wie ich sagte, scharfsinnig. Eure Frage ist berechtigt, und ich schätze meinen giftstacheligen Vetter Korwin für das, was er ist, er hat eine Gabe, die kaum jemand erkennt. Aber, seien wir ehrlich, eine Heldin des Kaiserehrturniers macht sich in vielen Belangen an meiner Seite etwas prestigeträchtiger, als der eigenwillige Kaphatan der Neunschwänze, der, doch eher manch Vorurteil für den Unwissenden bestätigt. Und so habe ich gerne einen Silberhabicht auf dem Handschuh und einen Skorpion in der Tasche.”

Hala nickte: “Ich soll also Euer Vorzeigeschmuckstück sein. Das kleinrühmliche, angehmkuriose Beiwerk und die leichtbekömmliche Beilage.”

Wieder schien Laruscan etwas zu erwarten, was ausblieb, während Brinian den Kopf abwägend hin und her wog. “Eine harsche Ausdrucksweise, aber letztlich, ja. Ihr habt etwas, das die Raulschen wollen und wir brauchen. Ihr seid die Lösung eines Rätsels, von dem niemand je gehört hat und ich habe das zu lange ignoriert. So soll unser neugewonnenes Vertrauen auch nicht zu Eurem Schaden sein, ich will hier nichts schlicht anweisen, als Euer Lehnsherr, ich will Euch etwas geben, so wie ihr mir etwas geben werdet. Zu lange habe ich Schwarzhall vergessen, dieses Haus Haus der Monde ist altehrwürdig und Eure Familie geht den Weg schon lange, der uns vom Weisen geheißen wurde. So sollt ihr als meine Vasallin künftig mehr Aufmerksamkeit und Zuwendung erhalten. Die Pfründe Eurer Familie sollen wieder im altem Glanz erstrahlen, u.a. werden Eure Abgaben für mindestens einen Götterlauf ausgesetzt und Ihr sollt endlich die Anerkennung erhalten, die euch gebührt.”

Die nebachotische Ritterin dachte nach, länger als Brinian dies gedacht hätte und was beinahe seine Geduld gekostet hatte. Er brauchte Hala und ihre Familie, aber eine Respektlosigkeit ihrerseits hätte er nicht dulden können. Daher war er erleichtert, als Hala letztlich einwilligte. “Und Euer zweites Ansinnen?”

“Wie meinen?”

“Nun, Ihr sagtet, eben genanntes wäre Euer erstes Ansinnen, was ist das zweite?”

“Und zum dritten: scharfsinnig, Hohe Dame. Tatsächlich ist jenes aber eher das Ansinnen meines guten und treuen Vetters und Vasallen hier, welches ich aber unterstützen möchte. Vetter, schildert unserer stolzen Rittfrau doch Euer Anliegen.”

Daraufhin trat Brinian galant zurück und widmete sich ein paar der Speisen und Tränke auf dem Tisch, den die Diener hergerichtet hatten. Trocken und emotionslos übernahm Laruscan dann: “Auch mir geht es um Euer Schwert, aber vorallem Eure Besonnenheit, etwas was Euch ebenfalls von Vetter Korwin unterscheidet. Aber ich benötige es ganz konkret. Kürzlich haben wir auf Bal’sarth … ich meine Balsant …, etwas aufgetan, in den alten Felswänden. Ich möchte, dass Ihr mich und die meinen in die Tiefen dessen begleitet.”