Geschichten:Mobilmachung in der Mark Greifenfurt - Kriegsrat in Greifenfurt

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Greifenfurt

Am nächsten Tag, die meisten Edlen, die dem Kriegsrat beiwohnen wollten waren bereits im Kartenzimmer der Märkischen Residenz eingetroffen, herrschte gespannte Aufregung. Die Greifin hatte sich von ihrem Krankenlager erhoben, begleitet von einem Edelbrecht, dem man Nervosität, Stolz und Besorgnis zu gleichen Teilen ansehen konnte. Zur anderen Seite Greifin saß die ebenfalls noch blasse Gunilde von Dergelstein. Obschon sie erst kürzlich zwei gesunden Zwillingen zur Welt gebracht hatte, war sie bereits wieder hier zur Stelle, um der Greifin Rat zu geben.

Auch der anwesende Heermeister hatte sich aufgerichtet: ,Fenster-Reto' von Schattenstein lehnte, als wolle er seinem Spitznamen alle Ehre bereiten und gleichwohl seinen Spöttern trotzen, am offenen Fenster und ließ sich die kühle Peraineluft. um die Nase wehen. Um der Gesundheit der Greif willen würde er das Fenster gleich wieder schließen und neben Edelbrecht Platz nehmen. Einen Platz neben ihm saß der alte Baron zu Nardesfeld.

Dies, so waren sich alle sicher, konnte nicht ohne Bedeutung sein. Ungeachtet der vielen Mutmaßungen arbeitete Algrimm von Schmalfurt zu Nardesfeld mit ingerimmgefälliger Geduld daran, seine Pfeife zum Glimmen zu bringen. Leute, die ihn besser kannten, wußten jedoch sehr wohl, daß ihm kaum ein Wort entging, das um ihn herum gesprochen wurde. Er antwortete nur manchmal etwas später.

Einige Stimmen fragten nun auch, wo denn der neue Baron von Orkenwall, Genzmer von Radulfshausen war. Würde er tatsächlich in die Fußstapfen seines berühmten Vaters treten können, fragten sich nicht wenige der anwesenden Edlen. Auch der Schwarzberger wurde vermisst und der Baron von Hundsgrab sorgte sich um Junker Anselm Hilberan. Doch die Geduld der Greifenfurter sollte auf eine nicht zu lange Probe gestellt werden.

Gerade als sich der Heermeister setzte, öffnete sich unvermittelt die Tür und fünf Greifenfurter Edle betraten mit laut vernehmlichen Schritten den Saal. Es handelte sich hierbei um die noch vermissten Männer. Angeführt von dem ältesten Mann in ihrer Mitte, dem Der Name des Attributs „[[Briefspieltext mit“ enthält das ungültige Zeichen „[“, das nicht hierfür verwendet werden kann., betraten sie den Raum. Phexian vom Silbernen Tann an dessen rechten Seite ergriff das Wort, bevor auch nur einer der Anwesenden die Neuankömmlinge begrüßen oder sich ob des lauten Eintretens beschweren konnte.

"Höret die Worte des Greifen! FINDET EUCH UNTER DEM ZEICHEN DER WACHT! HALTET ES HOCH! EINT EUCH! EURE ZEIT, MENSCHENKINDER! NUTZT SIE!" In die folgende Stille hinein folgten die ruhigeren Worte Anselm Hilberans, "Wir haben uns gefunden und den Bund der Wacht Garafans geschlossen. Dies soll Euch allen zur des PRAios gefälligen Ordnung gemahnen und an den Zusammenhalt den Garafan gemahnte. Heute noch viel wichtiger als je zuvor. Treue, Wille, Mut, Wachsamkeit und Einigkeit sind die Tugenden die Greifenfurt braucht, um nicht im Sturm zu vergehen."

Erst jetzt fiel einigen der Anwesenden die kleinen Wappen an den Gürteln der Bundesbrüder auf. Das Schild der Wacht Garafans war dort zu erkennen. Drei Greifen, angeordnet von unten links nach oben rechts, auf rotem Grund.

"Und nun, edle Greifenfurter", schloss Genzmer von Radulfshausen die Ansprache, "lasst uns handeln in diesem Sinne und beschließen was das Beste für Greifenfurt und somit auch für das Reich ist."

Hatte Genzmer von Radulfshausen waehrend seiner Worte zunächst den Blick durch die Reihen der Greifenfurter wandern lassen, um zu sehen, wer alles vor Ort war, so ruhten seine Augen nun auf Greifin, Greifingemahl und Heermeister. Der Nardesfelder Baron hob seine Pfeife zum freundlichen Gruße.

Noch bevor die Greifin das Wort ergreifen konnte, erhob der Junker Helmbrecht von Boronshof, welcher erst kurz zuvor mit einigen der andere Adligen von der Beisetzung des Barons von Orkenwall eingetroffen war, erfreut seine Stimme:

"Fürwahr, Besinnung auf die Worte Garafans ist das, was wir schon längst gebraucht hätten. Und wenn es dazu eines Bundes bedarf, so könnt Ihr auf mich zählen! Das letzte Jahr hat gezeigt, dass die Worte des Greifen sonst nur allzuschnell wieder in Vergessenheit geraten. Lasst uns diese Worte eine Mahnung sein, wenn wir jetzt die Beschlüsse treffen, die für die Mark nötig sind!" Damit setzte sich der Junker wieder ziemlich auf seinen Platz, von dem er sich in seinem Eifer erhoben hatte. "Hört, hört", äußerte bedächtig der Baron von Zalgo, der die ganze Zeit die Fünf vom Bund mit seinem Blick fixiert hatte und in seiner Stimme schwang etwas Abschätzendes mit. Nun schaute er ebenfalls in Richtung der Greifin, die bislang geschwiegen hatte.

Die Greifin hatte den Kopf leise lauschend Gunilde zugeneigt und suchte nun den Blick des Heermeisters. Sie nickte ihm knapp zu und schaute dann mit einem wohlwollenden Lächeln zu den Garafanisten hinüber.

Reto von Schattenstein räusperte sich kurz, erhob sich dann und es sah einen Moment lang so aus, als suche er den rechten Stand, um seinen Worten das nötige Gewicht zu verleihen. "Mir klingen die Worte Garafans, die ihr uns dereinst in Weihenhorst überbrachtet, noch im Ohr. Sie sind nicht vergessen und wir alle sind gut beraten, wenn wir gemeinsam hier", und er tat eine ausholende Armbewegung, "im Sinne eines einigen Greifenfurts debattieren und entscheiden. In diesem Sinne laßt uns nun auch beginnen."

Der Heermeister ließ eine Karte bringen, die in einfachen Linien das Land um den unteren und oberen Dergel zeigte .


Etwa 2 Stunden später

Die Luft war dicker geworden und der Wein, der gereicht wurde, trug dazu bei, daß viele Wangen rot glänzten. Die Greifin wirkte erschöpft, doch saß sie aufrecht in ihrem Stuhl und hörte aufmerksam der Beratung zu, während Edelbrecht ihr die Hand hielt, als um ihr Kraft zu spenden. Dem Baron von Nardesfeld war bereits zum dritten Mal die Pfeife ausgegangen und Gunilde von Dergelstein, obschon noch blasser als zuvor, forderte mit Nachdruck eine Sicherung ihrer Grenze. Ein Adliger ruhte gar in Borons Armen, weshalb hier auch über seinen Namen geschwiegen werden soll. Reto von Schattenstein behielt die Runde der Edeln im Auge und stütze seine Kopf auf drei Finger, was ihn gleichermaßen elegant wie nachdenklich erscheinen ließ.

Tyrian Gelfert von Schelentorff-Zalgo war zwischenzeitlich aufgestanden und schritt mit einem Selbstverständnis in der Runde auf und ab, die zeigte, daß seine Meinung wichtig war. Die aufrechte und doch gleichzeitig gelassene Haltung betonte seine Gewandung aus edlem Tuch, die auch einem Garetischen Adligen gut zu Gesicht gestanden hätte. Die Dergelsteinerin fand ihn eindeutig zu affektiert und fächerte sich angewidert Luft zu. Unbeeindruckt davon fuhr Baron Tyrian in seiner Rede fort und sprach das aus, was nicht wenige Greifenfurter dachten:

" . Wir müssen dem Heerruf folge leisten, wie's der Eid verlangt. Wir Greifenfurter kennen stete orkische Gefahr und können nur zu gut erahnen, welche Verwüstung solch ein Heer aus untotem Geschmeiß dem darpartischen Land bringen wird. Und wahrlich, niemand von uns kann wollen, daß die Leute solche Hungerjahre erdulden, ja erleiden müssen, wie wir nach dem Orkensturm." Der Baron von Zalgo blickte in die Runde und viele Anwesende nickten zustimmend. Darum fuhr er fort: "Also müssen wir Greifenfurter unsere Schwerter dort blank ziehen, wo der Feind steht. Unsere Reihen müssen dort fest stehen. Wohl wissen wir alle, daß wir kaum mehr Mannen haben, als bereits jetzt schon unter Waffen sind." Ein ,Wohl gesprochen' wurde in den Raum geworfen.

"Ich sage es also noch einmal: Der Ork ist im Augenblick nicht unsere größte Sorge. Nachdem er empfindliche Niederlage in Albernia und in der Heldentrutz hinnehmen mußte, wird er es vorerst nicht mehr wagen, gegen das Greifener Land vorzugehen. Er braucht den Erfolg, um seine Verbände zusammenzuhalten, denn es fehlt ihm an Disziplin. Daher sind einige Banner am Finsterkamm entbehrlich und sollten dem Feind vor Wehrheim entgegentreten!"

"Hochgeboren Tyrian, ich muß widersprechen!" Alle Köpfe wandten sich Rosco Falkenblick zu. Dem Hauptmann der märkischen Kundschafter, der für gewöhnlich lange Reden vermied, wurde bewußt, daß er nun weitersprechen mußte. "Der Ork ist da und er beobachtet uns. Meine Männer finden nach wie vor Spuren. Das zeigt, der Schwarzpelz ist da. Und er ist vorsichtiger und gerissener, als wir ihn bisher kennen. Das wissen auch die, die in der Heldentrutz waren." Einige Anwesende nickten grimmig. "Leider", sagt Rosco mit bedauert in der Stimme, "habe ich nicht mehr Grenzjäger zur Verfügung, dann hätten wir sicher schon Beweise."

"Aber natürlich!", Baron Tyrian machte eine generöse Geste und nur Rosco schien den Spott in seiner Stimme zu überhören. "Allerdings, Hauptmann Falkenblick, höre ich schon seit vielen Madaläufen, daß da irgendwelche Spuren wären. Einige Grenzjäger gehen in den Wald und meinen, irgendwelche Spuren zu finden. Viele, viele Patrouillen gehen ihre Runde und finden - nichts! Ich frage mich, warum findet man nicht mehr?" Tyrian schaute auffordernd in die Runde und beantwortete die Frage auch gleich selbst: "Weil da nichts mehr ist, seitdem die Orken was zwischen die Hauer bekommen haben. Es ist ein offenes Geheimnis, daß auch viele Männer und Frauen in den vier Heerlagern inzwischen stark bezweifeln, daß der Ork jetzt noch kommen wird. Stehen sich dort die Beine in den Bauch, wo sie doch längst auf den Feldern wieder hätten sein müssen. Sie wissen, daß der Ork ob der günstigen Witterung schon längst angegriffen hätte, wenn er denn da wäre." Dann wandte er sich direkt an Hauptmann Falkenblick: "Um die geringe Stärke euerer Jäger weiß ich wohl und wie ich hörte, ist eure stolze Truppe gerade etwas geschrumpft. Wahrscheinlich ist euren Leuten in Helbrache so langweilig geworden, daß sie sich interessanteren Dingen zugewandt haben. Gerade von euch als Hauptmann darf ich doch wohl erwarten, daß ihr eure Leute besser im Griff habt. Fahnenflucht wäre doch sehr - unschön", sagte Tyrian tadelnd und schüttelte den Kopf.

Das laute Klatschen eines geworfenen Fehdehandschuhs hätte den Saal nicht weniger schnell zum Schweigen gebracht.

"Das nehmt zurück!" Der sonst so besonnene Rosco war aufgesprungen. "Wenn meine Leute nicht zurückgekommen sind, ist auch etwas geschehen. Ich würde meine Hand für sie ins Feuer legen!"

"Vorsicht, ihr habt nur zwei", mahnte Baron Tyrian mit gelassener Stimme.

"Friede!" Der Junker zu Pechackern war aufgestanden und hatte Rosco beim Arm genommen, dem Baron von Zalgo aber schaute er in die Augen: "Ob nun die Kundschafter fahnenflüchtig sind oder ihnen etwas zugestoßen ist, beides wäre schlimm und keines von beiden können wir uns in Greifenfurt leisten. Die Sache muß in Augenschein genommen werden. Bis dahin jedoch ist es der Sache nicht dienlich, wenn über Fahnenflucht gemutmaßt wird."

"Ich habe nur die Mutmaßungen wiedergegeben, die viele Leute haben", gab Baron Tyrian zurück, hob beinahe entschuldigend die Hände und konnte mit seinem Blick kein Wässerchen trüben.