Geschichten:Kumpanenhatz - Licht im Dunkeln - Fortsetzung

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

In der Baronie Feldharsch nahe Kloster Perainenfried, drei Tage später ...

Bruder Goswin schnaufte wie ein Brauereigaul, während er erzählte. Er hatte bereits den Hinweg in Eile zurückgelegt, nur um Peraida, die derzeit einige kleinere Weiler bereiste und nach den Alten und Kranken - Mensch wie Vieh - sah, ausfindig zu machen. Nun schritten sie, Bruder Goswin und eine Novizin, die die Geweihte begleitet hatte, eilig aus, um das Kloster noch bei Tageslicht zu erreichen. Bruder Goswin erzählte derweil die ungeheure Kunde und schien dabei mit seinen Armen die Luft um ihn herum verteilen zu wollen:

"... und es war der Ritter Seffirunian, der schließlich Alarm gab, nachdem er den armen Bruder Gerster gefunden hatte. Die Mörder wurden von ihm noch im Kloster gestellt." "Wurde das Allerheiligste geschändet?", fragte Peraida grimmig. "Nein, nein, Peraine sei dank!", schnaufte Goswin und schüttelte sich und seinen Kopf. "In der Nähe des Scriptoriums waren die Schurken! "Haben sie etwa Schriften entwendet?", fragte Peraida und hatte sogleich einige kostbare Bücher vor ihrem geistigen Auge. "Wohl nicht, dazu hatten sie keine Zeit und waren auch im falschen Teil. Und auch das Feuer konnte schnell gelöscht werden." "ES HAT GEBRANNT ?!"

Der launenhafte Efferd befand alsbald, daß sowohl dem Land wie auch den drei Dienern Peraines Abkühlung gut täte und ließ einen sanften Nieselregen herabfallen. Vom keuchenden Bruder Goswin stieg beinahe Dampf auf, während nun Peraida, von feuriger Entrüstung getrieben, das rasche Tempo vorgab. "... und es ist durch das Feuer niemand zu Schaden gekommen?"

"Nun, ... der Ritter hat ... zahlreiche Schnitte und ... Ver- Pff... brennungen davongetragen. ... Pfff ... Hielt lange genug ... Stand .. Pfff ... andere Pilger ... haben geholfen ... einige erfahrene ... Pfff... Kämpfer. ... Durchs Feuer ... Tische angesengt ... Pfff ... Pfff... Wände ge- ... schwärzt." "Möge es die Herrin dem Ritter und den anderen Tapferen vergelten. Und was ist mit Mutter Trautlinde?" "Mutter ist ... Pff ... wohlauf ... Pfff ... sehr zornig." "Peraine sei dank! Und was ist mit den Schurken? Wurden sie gefaßt?" "Nein," Goswin schüttelte sich erneut. "Der Ritter meint ... mindestens einer ...Pff ... verwundet."

Für eine Weile eilten die drei schweigend den Weg entlang und der Mangel an Gespräch half Goswin wieder zu mehr Luft, ohne das sich sein Pfeifen und Keuchen merkbar änderte. Dann brachte ein Gedanke die Geweihte zu einer Frage: "Und wo genau, sagtest Du, hat der Ritter diese Mordbuben gestellt?" "In den Archiven," keuchte Goswin nun etwas flüssiger, "dem Teil, für den die Mutter dem gelehrten Herrn vor wenigen Wochen die Erlaubnis für eine Einsicht gegeben hat." "Dort? Da lagern doch die Chroniken, weswegen vor fünf oder sechs Götterläufen ein Haufen Adliger zu Hesindejüngern wurden. Und Bruder Prailind sollte ständig übersetzen, aus dem bosparanischen und auch aus dem güldenländischen. Ich glaube gar, ein Teil von den hohen Herrschaften konnte gar nicht lesen." "Ja, ja," keuchte Goswin und sein ganzer Leib nickte, "und dann haben sie die Schriften auf Tische und Bänke ausgebreitet. Und dann sind sie ganz eilig fortgeritten und haben das Scriptorium wie einen unbestellten Acker zurückgelassen."

"Und der arme Prailind hat mehr als drei Tage gebraucht, um das Archiv wieder in Ordnung zu bringen. Irgendein Ritter hat sogar seinen Kettenhandschuh als Lesezeichen genutzt und dann vergessen."

"Und nun das!" Peraida runzelte die Stirn: "Diese alten Schriften sind gefragter als neues Saatgut. Ich muß dringend mit Mutter darüber sprechen ..."