Geschichten:Im Sturm - Der Baron

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Gut Lewfist, 19. Efferd 1030 BF


Die Kolonne zog sich endlos dahin. Bodebert von Windischgrütz saß ruhig auf seinem Zelter. In einer Kutsche wusste er seine Gemahlin Halina. Seine älteste Tochter Haldora von Windischgrütz war an seiner Seite. „Schau, meine Tochter, dies Land hier gehört alles zur Baronie!“

Calmira von Weisenstein ritt an die beiden heran. „Willkommen auf Gut Lewfist, Euer Hochgeboren!“

Bodebert blickte die Ritterin ruhig an: „Euer Wohlgeboren! Ich danke Euch für den Empfang. Wie geht es Eurem Vater?“

„Er erwartet Euch im Palas! Ihr müsst einem alten Mann verzeihen, dass er nicht nach draußen kommt.“

Wohlwollend nickte Bodebert. „Also dann, nach Euch.“

Wenig später saß man am großen Tisch mit dem alten Weisensteiner. Dieser hatte einen vorzüglichen Wein auftragen lassen und hofierte seinen hohen Gast entspre­chend. Bodebert brachte als Erster das Gespräch auf sein Kommen: „Nun, berichtet mir, wie ist die aktuelle Lage in der Stadt Natzungen?“

Der alte Ludogrind wirkte beunruhigt und wandte sich an seine Tochter: „Du hast seiner Hochgeboren noch nichts gesagt?“

„Hoher Vater, ich dachte, dass Euch diese Aufgabe zu kommen sollte.“

Der alte Weisensteiner musste schwer seufzen. „Also denn: Euer Hochgeboren, in den letzten zwei Wochen haben sich die Ereignisse überschlagen. Es gibt eine neue beunruhigende Entwicklung. Tanira von Natzungen ist in Natzun­gen aufgekreuzt.“

Bodebert blieb ruhig. „Ist dies nicht die Tochter der Answinistin!“

Der Weisensteiner nickte heftig. „Ja, genau die!“

„Und welche Schurkerei hat sich diese niederträchtige Person ausgedacht?“

Der Weisensteiner verwies auf einen etwa fünfzigjährigen Mann: „Leogon, mein Sohn, berichte seiner Hochgeboren, was sich in Natzungen zu getragen hat.“

Der so Angesprochene erhob sich: „Nun, Euer Hochgeboren. Tanira von Natzungen ist Anfang Efferd nach Natzungen gekommen. Sie konnte Schreiben der Baronin Aldare vorweisen, welche sie legitimierten, die Verwaltung der Baronie zu übernehmen.“

„Einen Verwalter kann man absetzen“, warf der Windischgrützer ein.

„Ja, nur hat der Stadtvogt Natzungens erklärt, dass, da Aldare tot sei, eben diese Tanira neue Baronin Natzungens sei.“

„Das ist offener Verrat!“ entfuhr es Bodebert.

„Ja, Euer Hochgeboren!“

Bodeberts Gedanken rasten. ’Das darf nicht wahr sein!’ dachte er bei sich. „Wer folgt dieser Tanira von Natzungen?“

Der alte Weisensteiner räusperte sich. „Nun die Familien Gerstungen, Wulfensteyr und Greyfentrutz mit ihren Gefolgsleuten.“

„Und das heißt im Klartext?“

„Ihr seid Ihr immer noch überlegen! Der Blumenauer hat mir nochmals versichert, dass er nur Euch folgen wird.“

„Dann sollten wir schnell handeln! Man reiche mir Feder und Papier!“


An die Bewohner der Baronie Natzungen!


Hiermit sei kund getan, dass die Person Tanira von Natzungen eine Hochstaplerin ist. Sie ist auf der Stelle zu ergreifen und mir zu überstellen.

Ihr Anspruch stützt sich auf die Abstammung von ihrer Mutter. Ihren Vater möchte diese Hochstaplerin nicht nennen. Der mit ihrer Mutter vermählte Duridan von Wulfensteyr ist es jedenfalls nicht. Folglich ist dieses Subjekt ein Bastard ohne Anspruch auf ein Erbe. Jeder, der ihr die Treue wider besseres Wissen geleistet hat, soll sich von ihr lossagen und um Buße bitten.

Gezeichnet


Bodebert von Windischgrütz

Baron zu Natzungen


„Lasst dieses Schreiben kopieren und in jeder größeren Ortschaft Natzungens aushängen, vor allem aber in Natzungen selber. Und bringt mir meinen Vetter Odilbert, ich muss mit ihm den weiteren Vormarsch auf Natzungen besprechen!“