Geschichten:Drei Krähen und ein Räblein – Wirklich (k)ein Höflichkeitsbesuch

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Klosterlande St. Ancilla, unweit des Hesinde-Kloster St. Ancilla, 10. Efferd 1042, spät am Morgen

„Gestern Sonne, vorgestern Sonne, die ganze Zeit davor auch Sonne und heute?“, murrte Scanlail auf Runa missmutig und zog die Kapuze ihrer schwarzen Cappa noch ein wenig tiefer ins Gesicht, „Regen, verdammter, ekliger, bescheuerter, nasser, feuchter, hinterlistiger...“

„Ach, ich weiß gar nicht, was Du eigentlich schon wieder für ein Problem hast“, erwiderte Ailsa auf Sadhbh. Auch sie trug eine schwarze Cappa. „Ist doch bestes albernisches Wetter!“

„Ich bin heute aber Koscherin!“, schimpfte die Skaldin weiter, „Koscherin! Und das albernische Wetter kann mich mal und sollte sich besser dahin verziehen, wo es hingehört: Nach Albernia!“

Nurinai auf Mors lachte: „Dabei fällt der Regen doch sogar noch Lotrecht!“

„Einfach hervorragend! Wir sind auf dem Weg zu den Besserwissern und der Herr Efferd kann das Wasser nicht mehr halten und... und... und erinnert ihr euch noch, was der uns unverschämtes geschrieben hat? Dieser Abt?“

„... auf das aus Schlechtem Gutes und aus Irrsinn Weisheit erwachse.“, zitierte die Ritterin wortgetreu, „Ich erinnere mich.“

„Unverschämtheit, findet ihr nicht auch?“, wiederholte die Skaldin da.

„Hast Du nicht gesagt, er sei tödlich beleidigt, weil man ihm einen Teil seines Lehens abgenommen habe? Im Besonderen ärgere er sich über den Verlust eines Teiles seines Klosterforstes?“, hakte die Geweihte nach, „Was hast Du also erwartet?“

„Na ja, er ist immerhin Abt!“

„Mag wohl sein, doch er ist vor allem eines - ein Mensch.“

„Obwohl ich mich ehrlich gesagt schon frage, warum er ausgerechnet dem Klosterforst hinterhertrauert“, merkte Ailsa nachdenklich an, „Ich meine, mal ehrlich, glaubt ihr, der geht auf die Jagd?“

„Stecken Hesinde-Geweihte nicht nur immerzu ihre Nasen in Bücher? Damit sie mit vollkommen unnützem Wissen glänzen können?“, frotzelte Scanlail abfällig, „Nein, ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass der auf die Jagd geht.“

„Ich kann mir das auch nicht so recht vorstellen“, stimmte Nurinai zu, „Abgesehen davon, hat er in seinem Lehen ja sicherlich noch weitere Wälder und ein Teil seines Klosterforstes ist ihm ja auch erhalten geblieben.“

„Und was hat er dann für ein Problem?“

„Gekränkte Eitelkeit“, schloss die Geweihte, „Die ist meistens das Problem.“

„Wegen ein paar Bäumen und ein bisschen Wild?“, platze es vollkommen fassungslos aus Scanlail heraus, „Echt jetzt?“

Nurinai zuckte mit den Schultern, was man allerdings kaum unter ihrer Cappa sehen konnte: „Wenn man sonst keine Probleme hat, dann macht man sich eben so welche…“

Da lachte Scanlail plötzlich ein wenig irre: „Ein Gutes hat der ganze Regen ja...“

Gespannt richteten alle ihre Blick auf sie, auch die kleine Pagin auf Flocke.

„... Du stinkst wenigstens nicht mehr so erbärmlich nach Tod.“

„Was ich Dir jetzt sage, das sage ich dir zum Letzten mal, thorwalsche Rose“, knirschte die Geweihte da verstimmt.

„Oh, das ist gut, denn ich glaube, ich habe es bereits das ein...“, flötete Scanlail da theatralisch unschuldig, „... oder andere mal gehört.“

„Klappe zu jetzt!“, mischte sich Ailsa ein, „Wir sind bald da und ihr werdet euch benehmen!“

„Wir benehmen uns doch immer!“