Geschichten:Der Waldsteiner Adel blickt nach Gareth – Hernulf-Answin von Hirschfurten

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Burg Leihenbutt, Baronie Leihenbutt, Ende 1045 BF:

Sichtlich ungehalten lief Baron Hernulf-Answin von Hirschfurten im Raum auf und ab. Offenbar gefiel ihm nicht, was er hörte.

„Eure Vasallin, Yalinda von Streitzig jüngeres Haus, Edle von Waldesruh sendet Euch ein Protestschreiben bezüglich Eurer Auslassungen über die Wiesengrunder Heide. Vor den Göttern, Praios voran, sei es bezeugt, dass die besagten Lande unverbrüchlich Teil der Baronie Uslenried seien, jedwede andere Behauptung sei eine Beleidigung gegenüber dem jüngeren Haus Streitzig und würde entsprechende Konsequenzen nach sich ziehen.“ Burgvogt Menzel von Zierental hielt kurz inne, um Luft zu schnappen. „Die Edle von Waldesruh und Baroness von Uslenried fordert Euch auf, Euch bei dem Baron von Uslenried zu entschuldigen.“

„Zierental, ist das Euer Ernst, warum belästigt Ihr mich mit den Befindlichkeiten einer unbedeutenden Vasallin. Die ist doch eh nie hier, sondern suhlt sich mit ihren Söldnern in Uslenried.“

„Sie ist immerhin die Tante des amtierenden Barons von Uslenried“, schaltete die Hofgeweihte Yalinda von Lichtenhayn-Zweifelfels ein.

„In Uslenried kann sie sich meinetwegen zur Kaiserin ausrufen lassen, das interessiert mich nicht, hier in Leihenbutt ist sie nur Edle und mir damit untertan. Meine Auslassungen zur Wiesengrunder Heide hat sie nicht zu kommentieren.“

„Die Baronie Uslenried grenzt jedoch an Leihenbutt und es mag weise sein mit seinen Nachbarn ein gutes Auskommen zu pflegen“, erwiderte die Geweihte der Peraine.

„Das ist doch reines Tsa-Gequatsche“, polterte Hauptmann Trautmann von Wegfeld los. „Es ist nicht die Zeit, Schwäche zu zeigen … besonders nicht, wenn die Nachbarn selbst schwächeln. Uslenried war unter Baron Wulf eine Nummer in Waldstein, doch unter seinem Sohn … einfach nur lächerlich. Selbst der Hardt hat den Jungen fast den Hintern versohlt. Ich sage, schicken wir eine Patrouille an die Grenze zu Uslenried und zeigen denen, wer hier Herr im Haus ist.“

„Solcherlei Eskalation ist absolut nicht zielführend!“, zischte die Hofgeweihte ungewohnt scharf.

„Da muss ich Ihre Gnaden Lichtenhayn ausnahmsweise zustimmen“, sprach Burgvogt Zierental betont affektiert. „Dort gibt es nichts außer Schafe. Euer Blick, Hochgeboren, richtet sich doch nicht in die Schafställe Waldsteins, sondern in die Paläste der Kaisermark. Die Krönung des Großfürsten steht bevor, was Euch die Möglichkeit gibt, neue Bündnisse zu schließen und Euren Einfluss und den Eures Hauses in der Goldenen Au zu mehren. Wen interessiert schon die Waldsteiner Wildnis.“

Baron Hernulf-Answin, der dem Gezänk seiner drei Höflinge teilnahmslos – mehr oder weniger – zugehört hatte, nickte Burgvogt Zierental zustimmend zu.

„Ich kann nur darum werben, auch die Verhältnisse in Waldstein nicht außer Acht zu lassen …“, versuchte es Hofgeweihte Lichtenhayn ein weiteres Mal.

„Dann geht mit Eurem Werben doch auf den Leihenbutter Viehmark“, fuhr Hauptmann Wegfeld die Geweihte an. „Oder gleich zur Baronsgemahlin.“

„Apropos“, erhob Burgvogt Zierental wieder das Wort. „Hochgeboren, Eure Tochter und Erbin ist im richtigen Alter ihren Pagendienst anzutreten. „Habt Ihr Euch schon für einen passenden Hof entschieden?“

„Selbstverständlich wird meine liebe Tochter Orlande ihren Pagendienst bei meinem hochgeschätzten Verwandten Helmar antreten. Der pfalzgräfliche Hof auf dem Goldenstein ist genau der richtige Ort für die Erbin von Leihenbutt.“

„Ich gebe zu bedenken, dass Eure Gemahlin einen gewissen Vorbehalt geäußert hat.“ Hofgeweihte Lichtenhayn ahnte bereits die Reaktion des Barons.

„So, hat sie das? Ist sie denn hier, um sich zu äußern?“ Baron Hernulf-Answin redete sich nahezu in Rage. „Nein, sie verweilt lieber mit meinen Kindern in der Stadtresidenz in Leihenbutt. Ich bin der Baron, sie hat sich dazu nicht zu äußern. Orlande wird ihren Pagendienst auf dem Goldenstein antreten und damit basta!“

„Damit erübrigt sich wohl die Frage, ob Ihr, Hochgeboren, gemeinsam mit Eurer Gemahlin zur Krönung des Großfürsten nach Gareth reisen werdet.“ Burgvogt Zierental genoss jedes Wort, welches seinem Mund entfleuchte.

„Natürlich werde ich nicht mit meiner Gemahlin zur Gareth reisen, die soll bloß da bleiben, wo sie jetzt ist. Ich werde gemeinsam mit Helmar die Krönung beehren, um so seine Ambitionen und die meines Hauses in der Kaisermark Ausdruck zu verleihen. Und nun lasst mich allein, das ganze hier ermüdet mich!“

„Selbstverständlich, Hochgeboren!“ Burgvogt Zierental, die Hofgeweihte Lichtenhayn und Hauptmann Wegfeld deuteten eine Verbeugung an und überließen den Baron sich selbst.